Gefahren durch Geopolitik, Wirtschaftsschwäche und Risikokosten

Oliver Wyman warnt Banken vor Einbußen in Milliardenhöhe

Studie warnt deutsche Banken vor Ertragseinbußen durch geopolitische Risiken, schwache Wirtschaft und höhere Risikokosten. Chancen gebe es aber durch Digitalisierung und Investitionsfinanzierungen.

Oliver Wyman warnt Banken vor Einbußen in Milliardenhöhe

Oliver Wyman warnt Banken vor Einbußen in Milliardenhöhe

Studie der Beratungsgesellschaft rechnet mit steigenden Risikokosten – Wachsende Konkurrenz durch „digitale Angreifer“

wbr Frankfurt

Die deutschen Banken stehen vor schwierigen Jahren. Eine Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman prognostiziert erhebliche Ertragseinbußen bis 2026, verursacht durch eine schwache Wirtschaft, geopolitische Unsicherheiten und steigende Risikokosten. Dennoch ergeben sich auch Chancen für Banken, insbesondere durch Digitalisierung und den wachsenden Investitionsbedarf in Deutschland.

„Zwei magere Jahre“

„Den deutschen Banken stehen nun zwei magere Jahre bevor“, warnt Alexander Peitsch, Partner der Financial Services bei Oliver Wyman. Laut der Studie „Bankenreport 2025“ werde der Ertragspool, also die die gesamten Erträge aller deutschen Kreditinstitute, bis Ende 2026 rund 9% schrumpfen – von zuletzt 156 Mrd. Euro auf 142 Mrd. Euro. Besonders problematisch sei der Anstieg der Risikokosten: Während die Nettoerträge nach Risikokosten Ende 2024 noch geschätzte 145 Mrd. Euro betragen, sollen sie bis 2026 auf 124 Mrd. Euro sinken. Der von Oliver Wyman erwartete Rückgang sei nicht nur auf das sich verschlechternde Zinsumfeld zurückzuführen, sondern auch auf eine schwächelnde Konjunktur, stagnierende Kreditvolumina und steigende Kosten.

Hausaufgaben nur zum Teil gemacht

Die Banken hätten sich zwar von der Niedrigzinsphase erholt, jedoch nicht konsequent genug Maßnahmen zur langfristigen Profitabilität ergriffen. Die Studie zeigt, dass der Ertragspool zwischen 2020 und 2023 um 34% gewachsen ist – getrieben durch die Zinswende und stabile Kapitalmärkte. Doch parallel dazu stiegen die Kosten um 11%, was die Effizienzgewinne relativierte.

„Banken haben in den vergangenen drei Jahren nur einen Teil ihrer Hausaufgaben gemacht“, kritisiert René Fischer, Partner der Beratungsgesellschaft.

Um sich für den drohenden Gegenwind zu wappnen, sind aus Sicht der Berater tiefgreifende strukturelle Veränderungen nötig. Die Experten empfehlen Banken vor allem eine gezielte Bilanzoptimierung, eine stärkere Digitalisierung und ein verbessertes Risikomanagement. Maßnahmen wie proaktives Bilanzmanagement, optimierte Geschäftsportfolios und modernisierte Frühwarnsysteme zur Vermeidung von Kreditausfällen seien entscheidend. Banken müssten zudem ihre Prozesse durch Automatisierung effizienter gestalten, um steigenden Kosten entgegenzuwirken.

Gefahr durch digitale Angreifer

Ein zentraler Faktor für die langfristige Entwicklung der Branche sei der strukturelle Wandel der deutschen Wirtschaft insgesamt. Hohe Lohn- und Energiekosten führten zu einer sinkenden industriellen Wertschöpfung, wodurch sich auch der Finanzierungsbedarf der Unternehmen verändere. Gleichzeitig würden digitale Angreifer wie Fintechs und Schattenbanken zunehmend Marktanteile gewinnen, schreiben die Autoren. Laut der Studie könnte ihr Anteil am Finanzvermögen bis 2035 auf 20% steigen, was den traditionellen Banken erheblichen Konkurrenzdruck beschert.

Doch die Veränderungen bieten für Oliver Wyman auch Chancen: Der Investitionsbedarf in Deutschland steige erheblich, insbesondere in den Bereichen Verkehr, digitale Infrastruktur und Energiewende. Die Banken könnten von diesen Entwicklungen profitieren, indem sie gezielt neue Finanzierungsmodelle etablierten. Kooperationen mit Private-Credit-Anbietern oder Assetmanagern könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. Zudem könnte die zunehmende private Altersvorsorge, bedingt durch die wachsende Rentenlücke, die Nachfrage nach Wertpapieranlagen und Vermögensberatung antreiben. Laut Oliver Wyman ergebe sich hier ein zusätzliches Ertragspotenzial von 12 Mrd. Euro für die deutschen Kreditinstitute.

Hohe Kompetenzen erforderlich

Die Bankenlandschaft werde sich in den kommenden Jahren erheblich verändern, heißt es in der Studie. „Wer sich langfristig als Transformationsbank positioniert, um die Finanzierung großer Infrastrukturprojekte zu stemmen, braucht besondere Kompetenzen zur dynamischen Bilanzsteuerung und ein gutes Netzwerk zu Investoren“, betont Fischer.

Alternativ könnten Banken als digitale Champions agieren, die ein kosteneffizientes und breit gefächertes Angebot bereitstellen, um eine hohe Kundenloyalität zu erreichen. Die kommenden Jahre würden zeigen, wer diese Transformation erfolgreich meistert.

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