Paxos erledigt Settlement für Bank of America
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Im US-Wertpapiermarkt finden sich immer mehr Interessenten für beschleunigtes Settlement. Wie nun bekannt wurde, schließt sich Bank of America (BoA) dem vom Fintech Paxos aufgebauten Settlement-Dienst an, der Transaktionen über eine Blockchain erledigt. Mit Credit Suisse und der Nomura-Tochter Instinet nutzen bereits zwei Großbanken die Paxos-Infrastruktur. Paxos verfügt seit 2019 über eine Sondergenehmigung der SEC, um im Aktienhandel neue Methoden zum Settlement im Aktiengeschäft einzusetzen. Dort dauert die Abwicklung über den zentralen Clearing-Dienstleister DTCC mindestens zwei Tage, was zu überlappenden Risikostrukturen führt, da ja täglich Neugeschäft abgewickelt werden muss – und offene Positionen im T+2-Settlement immer Liquidität über den aktuellen Handelstag hinaus binden. Dafür ist die DTCC-Struktur mit dem umfangreichen Netting von Positionen effektiv und kapitalschonend für die angeschlossenen Wertpapierhändler. Da sich über DLT-Infrastruktur aber auch Folgeprozesse besser managen lassen, wächst in der Finanzindustrie die Bereitschaft, Handel und Nachhandel auf die Blockchains zu bringen.
Lizenzen sind beantragt
Paxos ist mit einer New Yorker Lizenz bislang vor allem als Dienstleister im Krypto-Bereich bekannt geworden, unter anderem Paypal setzt auf Paxos für ihre Bitcoin-Integration. Zum Portfolio des Fintech gehört auch ein eigener Stablecoin, was aber nur die Basis ist für den schon von Binance genutzten Dienst eines Stablecoin-as-a-Service; sprich: Paxos managt das ganze Backend, damit Finanzinstitutionen ihre eigenen Stablecoins in den Markt geben können. Mit ItBit verfügt Paxos zudem über eine Krypto-Handelsplattform, die aber nicht auf den Spotmarkt für Retail zielt. Wo Paxos richtig investieren will, ist der Aufbau einer Instant-Settlement-Struktur für die klassische Wertpapierindustrie plus die Anbindung an den Zahlungsverkehr. Dafür hat man bei der SEC eine Lizenz als Clearing Agent sowie eine vollwertige Zulassung als Payment-Dienstleister beantragt – und sobald Security Token regulatorisch marktgängig sind, wäre Paxos in der Pole-Position, um diese als integrierte Dienstleistung aufzunehmen.
Ein Blockchain-Unicorn
Für die Umsetzung dieser Pläne hat Paxos Ende April eine Series-D-Finanzierung über 300 Mill. Dollar aufgenommen. Gezeichnet wurde zu einer Bewertung von 2,4 Mrd. Dollar von Investoren wie Paypal Ventures und Mithril Capital, einem Vehikel von Peter Thiel. Paxos wurde 2012 von Charles Cascarilla und Richard Teo mit ItBit als Keimzelle gegründet. Kurz vor der Finalisierung der Finanzierungsrunde hatte Paxos noch eine vorläufige Banklizenz durch das OCC (Office of the Comptroller of the Currency) erhalten, womit insbesondere das landesweite Verwahrgeschäft regulatorisch abgesichert wurde. Einlagensicherung (FDIC) und Zugang zur Fed-Liquidität sind nicht Bestandteil der OCC-Erlaubnis.
Workflow ist kein Problem
Da im US-Aktienmarkt wegen des frühen Cut-off drei Viertel des Volumens vom Instant Settlement im DTCC-Ökosystem ausgeschlossen sind, sind die Banken offen für Alternativen. BoA geht davon aus, dass Raum besteht für mehr als ein Settlement-System – insbesondere, dass sich der Workflow hin zum bilateralen Settlement steuern lässt. In der Großbank wird es als ermutigend registriert, dass viele Marktteilnehmer miteinander kooperieren. So unterhält auch Paxos eine Verbindung zum DTCC und kann damit je nach Bedarf auch eigenes Volumen zum zentralen Clearing routen. Für Akteure wie BoA reduziert sich im Instant Settlement aber der Collateral-Bedarf, wie es über Monate mit internen Testtransaktionen erprobt wurde. Sobald der Status als Clearing Agent für das Paxos-System bestätigt ist, will Bank of America loslegen und den Dienst ihren Kunden anbieten.
Angeblich will sich auch Goldman Sachs dem Paxos-Netzwerk anschließen. In der US-Szene wächst das Zutrauen in DLT-Dienste, da mit Joe Biden als US-Präsident ein innovationsfreundliches regulatorisches Regime entsteht.