Payment

Paypal setzt sich im E-Commerce durch

Für die Branche könnte es sich noch rächen, dass sie kein eigenes Bezahlsystem fürs Online-Shopping etabliert hat. 2021 war der US-Anbieter Paypal fast ebenso beliebt wie der Kauf auf Rechnung,

Paypal setzt sich im E-Commerce durch

lee Frankfurt

Der US-Anbieter Paypal steht kurz davor, den Zahlungsverkehr im deutschen E-Commerce zu dominieren. Wie das EHI Retail Institute am Mittwoch bekannt gab, hat der Online-Bezahldienst im vergangenen Jahr den Kauf auf Rechnung, die seit Jahren führende Zahlungsart, nahezu eingeholt (siehe Grafik). Erklären lässt sich das offenbar vor allem durch ein verändertes Einkaufsverhalten in der Pandemie, die das seit Jahren prognostizierte Aussterben des stationären Einzelhandels beschleunigt hat.

Wie Horst Rüter, Leiter des EHI-Forschungsbereichs Zahlungssysteme und Autor der Studie „Online-Payment 2022“ betont, ist das Internet als Vertriebskanal infolge der Lockdowns, Ausgangsbeschränkung und der verbreiteten Furcht vor Ansteckung in den vergangenen zwei Jahren zum Treiber der Handelszuwächse geworden. „Die Umsatzanteile von Handelsunternehmen im E-Commerce liegen mittlerweile je nach Branche bei 30 bis 50 % – Tendenz steigend“, unterstreicht er.

Umso bitterer ist es für die hiesige Finanzbranche, dass es nicht gelungen ist, frühzeitig ein eigenes Bezahlsystem für das wachstumsstarke Handelssegment zu etablieren. Den Button für die Bezahlfunktion über Paydirekt sucht man auf den meisten Händlerseiten jedenfalls vergeblich – und wenn man ihn doch findet, dürfte oftmals die Motivation fehlen, sich durch den Registrierungsprozess zu kämpfen. Die EHI-Statistik, der zufolge Paypal im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 3,3 Prozentpunkten auf 28,2% verbuchte, verschwindet das Angebot jedenfalls in der Kategorie „Sonstige“.

Auch der ambitionierte Versuch der deutschen Kreditwirtschaft, das Thema über die European Payments Initiative (EPI) gemeinsam mit französischen, spanischen, niederländischen und belgischen Banken auf europäischer Ebene irgendwie doch noch in den Griff zu bekommen, darf als gescheitert betrachtet werden. Hierzulande bekennen sich nur noch die Sparkassen zu der Hoffnung, die europäische Souveränität in diesem Feld zu verteidigen (BZ vom 17. März).

Kreditkarte auf Platz vier

Während der Rechnungskauf mit 28,3 % der Online-Käufe noch immer die umsatzstärkste Zahlungsart ist, folgt laut EHI auf Platz drei das Lastschriftverfahren. Demnach wurden 17,4% der Online-Käufe per Bankeinzug bezahlt, was bei einigen Instituten aus Sicherheitsgründen mit technischen Hürden wie der Zwei-Faktor-Autorisierung versehen ist. Erst auf Platz vier folgt die Kreditkarten­zahlung mit 11,4% der Online-Umsätze. Wie dramatisch sich die Ge­wichte im Retail-Zahlungsverkehr verschoben haben, zeigt sich in der vom EHI erstellten Hochrechnung zu den Marktanteilen im gesamten Handel. Dafür werden die im Vorjahresvergleich um rund 5 Mrd. Euro rückläufigen Umsätze im stationären Einzelhandel von 430 Mrd. Euro und der um 20 Mrd. Euro auf 100 Mrd. Euro gestiegene E-Commerce-Umsatz zu­sammengenommen. In dieser Ge­samtbetrachtung löste die Girocard mit einem Marktanteil von 34,7% das Bargeld als umsatzstärkste Zahlungsmethode ab – in Cash wurden demnach im vergangenen Jahr nur noch 31,5% der Umsätze bezahlt. Die sowohl im Geschäft als auch im E-Commerce einsetzbare Kreditkarte landete mit einem Marktanteil von 9,5% auf Platz drei, gefolgt vom ebenfalls hybrid einsetzbaren Lastschriftverfahren mit 8,2 %. Obgleich Paypal im stationären Handel nicht zum Einsatz kommt, liegt der Bezahldienst in dieser Gesamtbetrachtung bei 5,3%, was durchaus einer signifikanten Größe entspricht, wie das EHI betont.

Zuletzt keine auffälligen Steigerungsraten hat man dagegen beim heiß diskutierten Thema „Buy now, pay later“ verzeichnet. Die Umsatzanteile der für das spätere Bezahlen prädestinierten Rechnungs- oder Ratenkäufe seien im Vergleich zu 2019 sogar zurückgegangen, heißt es. So habe der Ratenkauf in dieser Zeit 1,9 Prozentpunkte eingebüßt und der Rechnungskauf sogar 4,5 Prozentpunkte. Zugelegt hätten seither vielmehr Paypal (+8,0 Prozentpunkte) und die Kreditkarte (+0,9 Prozentpunkte), die diesen Service nur optional anbieten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.