Personalmangel und Regulierung als Fusionstreiber
Personal und Regulierung als Fusionstreiber
Gut jede zweite Genossenschaftsbank ist offen für Zusammenschlüsse, zeigt eine Umfrage des Genoverbands
fir Frankfurt
Wichtigste Gründe für Fusionen von Genossenschaftsbanken sind Regulierung und Personalmangel. Das zeigt eine Umfrage des Genoverbands. Dabei komme es verstärkt zu Verschmelzungen, weil Regulierungsexperten fehlten. Allein in diesem Jahr zählt der Verband 18 Fusionen unter seinen Mitgliedsinstituten.
Gut jede zweite der zum Genoverband gehörenden Volks- und Raiffeisenbanken ist offen für Zusammenschlüsse. Vor allem Fachkräftemangel (78%) und Regulatorik (67%) führen die Bankvorstände als Gründe für die Fusionswilligkeit an, geht aus einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung hervor. 18% gaben zudem an, erst fusioniert zu haben. In diesem Jahr seien 18 Fusionen unter Mitgliedern des Verbandes beabsichtigt, heißt es weiter. Von den 286 Banken im Genoverband haben demnach 197 an der Online-Umfrage im Juli und August teilgenommen.
Fachkräftemangel potenziert
Beide Faktoren – Fachkräftemangel und Regulierung – stünden in unmittelbarem Zusammenhang, stellt der Genoverband fest. „Im Ergebnis fusionieren immer mehr Volks- und Raiffeisenbanken, weil ihnen die Fachkräfte mit Spezialwissen fehlen, um die Bürokratie- und Regulierungsdichte zu bewältigen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Genoverbandes, Ingmar Rega, laut Mitteilung. „Die Regulatorik potenziert den Fachkräftemangel.“
„Kern des Problems ist hierbei nicht allein die reine Anzahl, sondern die Granularität der Regulierungen“, führt Rega aus. „Diese hat zur Folge, dass Themen sehr kleinteilig behandelt werden.“
Ingmar Rega, Vorstandsvorsitzender des GenoverbandesDie Regulatorik potenziert den Fachkräftemangel.
Kleineren Häusern macht das der Umfrage zufolge mehr zu schaffen als größeren. So geben von den Verantwortlichen von Banken mit einer Bilanzsumme bis zu 250 Mill. Euro jeweils 86% an, wegen Regulierung und Personalfragen Fusionen zu erwägen. In Instituten mit mehr als 2,5 Mrd. Euro Bilanzsumme sagen das aber nur 58% bzw. 72%. Kleinere Banken dürften generell über geringere Ressourcen und möglicherweise auch Anziehungskraft auf potenzielle Bewerber verfügen als größere.
Einfluss auf Firmenpolitik
Regulierung spielt der Erhebung zufolge eine zunehmend bedeutende Rolle bei Fusionsentscheidungen. So haben nun 55% der Befragten angegeben, dass das Thema einen sehr hohen Einfluss auf die Unternehmenspolitik ausübt. Das sind deutlich mehr als 2023, als 43% dieser Ansicht waren. Allerdings hatten im Jahr 2021 mit 49% mehr Befragte als 2023 diese Meinung vertreten.
Auf Platz 2 der wichtigsten die Unternehmenspolitik beeinflussenden Faktoren folgt aktuell die Zinspolitik, die 45% anführen und damit deutlich weniger als früher. Im vergangenen Jahr hatten dem noch 60% und 2021 sogar 88% einen sehr hohen Einfluss eingeräumt.
Mit 44% der Nennungen folgt dicht auf Platz 3 das Thema Fachkräfte/Personal. Ein Jahr zuvor war das zwar von 48% der Umfrageteilnehmer als Top-Einflussfaktor auf Unternehmensentscheidungen angeführt worden, im Jahr 2021 hatten dies allerdings nur 14% getan. Weit abgeschlagen ist im Vergleich mit Regulatorik, Zins und Personal die Digitalisierung, der von 15% sehr hoher Einfluss zugesprochen wird. Es schließen sich „veränderte Kundenbedürfnisse“ und Konjunkturschwäche mit je 9% an, Energiepreisanstieg mit 7% und Nachhaltigkeit mit nur 5%.
Der Genoverband ist nach eigenen Angaben Prüfungs- und Beratungsverband sowie Interessenvertretung für 2.600 Genossenschaften, darunter an die 300 Banken, in 14 Bundesländern. Ausgenommen sind Bayern, Baden-Württemberg und die Region Weser-Ems. Insgesamt umfasst die genossenschaftliche Finanzgruppe knapp 700 Institute.