Aktivistische Investoren

Petrus attackiert Banksoftwarehaus Temenos

Der Schweizer Bankensoftwarehersteller sieht sich einem offenen Angriff des aktivistischen Investors Petrus ausgesetzt. Dieser verlangt nach schlechten Zahlen die Entlassung des CEO.

Petrus attackiert Banksoftwarehaus Temenos

dz Zürich – Das Management der Schweizer Bankensoftwareherstellerin Temenos sieht sich einem offenen Angriff des Investors Petrus Advisers ausgesetzt. In einem von Petrus-Chef Klaus Umek und dessen Partner Till Hufnagel gezeichneten Schreiben vom 8. November verlangt die Investmentfirma die Entlassung von CEO Max Chuard sowie den Rücktritt des exekutiven Verwaltungsratspräsidenten Andreas Andreades. Beide sind seit 20 Jahren und länger für Temenos tätig und waren somit am steilen Aufstieg der 1993 gegründeten Softwarefirma beteiligt. Nun sagen die Petrus-Manager, Chuard sei in seiner Funktion als CEO weit überfordert und Andreades erschwere es Temenos aufgrund seiner Rolle als „De-facto-Entscheidungsträger“, erstklassige Managementtalente an­zuziehen und zu halten.

Äußerer Anlass für die Anprangerung der beiden Temenos-Manager war das schlechte Quartalsergebnis, das Temenos Mitte Oktober veröffentlicht hatte. Die in Genf domizilierte Gesellschaft musste in dem Dreimonatsabschnitt einen Rückgang der Lizenzeinnahmen um 20% und einen Einbruch des Betriebsgewinns um sogar mehr als 50% hinnehmen. Die schlechten Zahlen erwischten die Investoren- und Analystengemeinde auf dem falschen Fuß, so dass der Aktienkurs am Tag der Veröffentlichung des Zwischenberichtes über 20% absackte.

Seit Jahresbeginn bewegen sich die Temenos-Aktien gut 50% im Minus, seit dem Allzeithoch von Mai 2019 gar mehr als 70%. Der „un­in­spirierte und desillusionierte An­satz“ habe den Ausschlag gegeben, diesen Brief zu verfassen, schreiben die Petrus-Manager. Eine Idee, wie die zugrundeliegenden Probleme von Temenos behoben werden könnten, scheinen die Kritiker allerdings auch nicht zu haben. Sie verlangen „einen glaubwürdigen Business-Plan“.

Petrus ist freilich auch keine langjährige Aktionärin von Temenos. Sie hält nach eigenen Angaben einen Anteil von weniger als 3%. Mehr Gewicht hat der Altmeister unter den Schweizer Aktionärsaktivisten, Martin Ebner. Er hält über seine Beteiligungsfirma Patinex mehr als 10% aller Temenos-Anteile und ist schon seit zehn Jahren engagiert. Die Petrus-Manager hatten im Oktober noch angekündigt, sie wollten ihr weiteres Vorgehen mit Ebner koordinieren. Doch davon ist im vorliegenden Brief mit keinem Wort die Rede. Offenbar beurteilt Ebner die Situation und mögliche Lösungswege anders als seine neue Mitaktionärin.

Petrus-Manager Hufnagel wollte der Börsen-Zeitung keine Fragen beantworten. Der Petrus Advisers Special Situations Fonds strebt hohe Renditen aus dem Handel mit Long-/Short-Positionen in europäischen Aktien an. Seit der Lancierung im Jahr 2015 resultierte eine Gesamtperformance von 16%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.