Der europäische Kapitalmarktverband AFME macht sich in Brüssel für eine Neukalibrierung des Gesetzesrahmens für Verbriefungen stark. In einem Brief an EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis, der der Börsen-Zeitung vorliegt, fordert AFME-Chef Adam Farkas insbesondere Anpassungen in den Kapitalrichtlinien (CRD/CRR) und im Versicherungsregelwerk Solvency II. Die EU-Gesetzgeber sollten seiner An­sicht nach hier die Verhältnismäßigkeit noch einmal überprüfen sowie die Einführung von grünen Verbriefungen prüfen.

Farkas verwies darauf, dass der europäische Verbriefungsmarkt trotz seiner Bedeutung für die Kapitalmarktunion nicht vom Fleck kommt. 2008 habe die Größe des europäischen Marktes (einschließlich Großbritanniens) 75 % der Größe des US-Marktes ausgemacht. 2020 seien es dann gerade einmal 6 % gewesen. Es gebe in der Finanzbranche einen breiten Konsens darüber, dass die mangelnde Verhältnismäßigkeit im Rahmenwerk ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung gewesen sei, hieß es in dem Brief.

Neben den Eigenkapitalregeln sollte Brüssel nach Ansicht von AFME daher auch die Transparenz- und Offenlegungsrahmen noch einmal auf Verhältnismäßigkeit, Praktikabilität und Nützlichkeit überprüfen. AFME forderte zugleich eine Integration von Nachhaltigkeitsüberlegungen in den Verbriefungsrahmen. Von entscheidender Bedeutung sei es dabei, dass der neue EU-Green-Bond-Standard Verbriefungstransaktionen berücksichtige. Nach Ansicht von AFME sollten zudem rasch Arbeiten an einem Gesetzesrahmen für grüne synthetische Verbriefungen beginnen. Heute liege der Beitrag grüner Verbriefungen zur Gesamtfinanzierung der grünen Transformation bei gerade einmal 1 %. In den USA und China seien es dagegen 50 % beziehungsweise 11 %, hieß es.

Nach Ansicht von AFME werden die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen für die Finanzwirtschaft durch die Einführung von Basel III noch größer. Ein gut funktionierender Verbriefungsmarkt könne den Banken helfen, die neuen Vorschriften einzuhalten, und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen leisten, vor denen die europäische Wirtschaft stehe – insbesondere beim grünen Übergang.