Commerzbank vs. Unicredit

Rating taugt nicht als Abwehrargument gegen europäische Bankenfusionen

Andrea Orcels Plan zur Übernahme der Commerzbank durch Reprivatisierung wirft Fragen auf. Ein gutes Rating bleibt der entscheidende Vorteil.

Rating taugt nicht als Abwehrargument gegen europäische Bankenfusionen

Rating taugt nicht als Abwehrargument

Seit Wochen erhitzt Andrea Orcels Griff nach der Commerzbank die Gemüter am Finanzplatz. Wenn alle Für und Wider ausgetauscht sind, bleibt den Anhängern der Unabhängigkeit der Commerzbank mit dem Verweis auf ihr besseres Rating ein vermeintliches Totschlagargument.

Vorteile bei den Refinanzierungskosten

Weil die Staatsanleihen in ihren Büchern bessere Bonitätsnoten haben, ihr Kreditbuch resilient ist und eine konsequente Sanierung hinter ihr liegt, hängt die Commerzbank Unicredit beim Rating locker ab. Das ist für ihre Rolle als Mittelstandsfinanziererin zentral. Denn je besser das Rating, desto niedriger die Refinanzierungskosten, ergo der Spielraum bei der Gestaltung der Kreditkonditionen.

Nicht ganz unerheblich dürfte in diesem Zusammenhang auch die Erinnerung an die Krisenjahre sein. Damals hat der Bund unmissverständlich klargestellt, dass er die frisch fusionierte Privatbank nicht fallen lassen werde. In den Jahren darauf dürfte sich mancher Regierungschef der südeuropäischen „Peripherie“ von Berlin ein vergleichbar entschiedenes Commitment für das Projekt des gemeinsamen europäischen Wirtschafts- und Währungsraums gewünscht haben.

Geografische Diversifizierung

Doch das ist Schnee von gestern. Einerseits hat der Bund durch den bemerkenswert blauäugig eingefädelten oder in Wirklichkeit doch als implizite Einladung gedachten Veräußerungsprozess die Umklammerung der Commerzbank ein wenig gelockert. Und andererseits finden ausgerechnet die Ratinganalysten nun zunehmend Gefallen an dem Vorhaben der Italiener.

Fitch bewertet Unicredit besser als Italien

Jedenfalls erhöhte Fitch am Donnerstag das Rating von Unicredit von „BBB“ auf „BBB+“. Damit bewerten sie die Bonität des Instituts um eine Stufe besser als die seines Heimatlands. Die Begründung dürfte das „Team Gelb“ der Debatte aufhorchen lassen. Neben der verbesserten Rentabilität gefällt den Analysten die internationale Diversifizierung in starken Volkswirtschaften. Zuvor hatten auch schon die Kreditanalysten von Moody’s die Vorzüge der deutsch-italienischen Bankenhochzeit mit Blick auf die geografische Diversifizierung, die Verringerung der Abhängigkeit von der italienischen Regierung und die erwarteten Profitabilitätszuwächse gelobt. Sollte es zum Vollzug kommen, werde die Bonität von Unicredit profitieren.

Verständlicherweise zeigt sich die Commerzbank unbeeindruckt von den ermutigenden Signalen für das langfristige Kreditrating von Unicredit. Auf lange Sicht wäre es freilich im Sinne Europas, wenn die Refinanzierungskosten sich abkoppeln von den Länderratings der Emittenten, deren Anleihen sie aus nationalen Erwägungen halten müssen.

Kreditanalysten finden an der Commerzbank-Übernahme durch Unicredit Gefallen

Von Anna Sleegers, Frankfurt
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