Greenwashing-Vorwürfe

Razzia bei Deutsche-Bank-Tochter DWS

Etwa 50 Einsatzkräfte von Staatsanwaltschaft, Finanzaufsicht Bafin und Bundeskriminalamt (BKA) haben in Frankfurt der Deutschen Bank und ihrer Fondstochter DWS einen Besuch abgestattet wegen Verdachts auf Kapitalanlagebetrug.

Razzia bei Deutsche-Bank-Tochter DWS

Die Zentralen der Deutsche Bank AG und ihrer Fondstochter DWS werden in Frankfurt von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsucht. Hintergrund sind laut Staatsanwaltschaft Frankfurt die Greenwashing-Vorwürfe gegen die DWS. Beamte der Strafverfolgungsbehörden betraten am Dienstagmorgen die Zwillingstürme an der Frankfurter Taunusanlage, in denen Deutschlands größte Bank ihren Hauptsitz hat, sowie die Räumlichkeiten der DWS Group GmbH & Co. KGaA in unmittelbarer Nähe.

„Wir haben mit allen relevanten Behörden in dieser Angelegenheit voll und ganz kooperiert und werden dies auch weiterhin tun”, sagte ein Sprecher der DWS auf Nachfrage. Ein Sprecher der Deutschen Bank lehnte eine Stellungnahme ab. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt bestätigte die Durchsuchungen nach der Meldung von Bloomberg News. 

Vorwurf des Kapitalanlagebetrugs

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft sieht Anhaltspunkte für den Vorwurf des Kapitalanlagebetrugs, konkrete Beschuldigte gebe es bislang nicht, hieß es. Deklarierte ESG-Faktoren seien entgegen der Angaben in Verkaufsprospekten von DWS-Fonds nur in einer Minderheit der Investments tatsächlich berücksichtigt worden. In einer Vielzahl von Beteiligungen hätten sie ebenfalls keine Beachtung gefunden.

Die Deutsche Bank und ihre Fondstochter treffen die Vorwürfe empfindlich. Sie haben sich Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen geschrieben und wollen das Geschäft in den kommenden Jahren ausbauen. Sogenannte ESG-Anlagen sind einer der Mega-Trends der Investmentbranche.

Die DWS sieht sich mit den Vorwürfen konfrontiert, seit ihre frühere Nachhaltigkeitsbeauftragte Desiree Fixler im August damit an die Öffentlichkeit ging. Behördliche Untersuchungen in den USA und Deutschland waren die Folge; die DWS hat die Vorwürfe stets bestritten. Für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing wirft die Razzia erneut ein unangenehmes rechtliches Thema auf, das den erfolgreichen Turnaround des Kreditinstituts überschattet. DWS fielen nach der Meldung um bis zu 4,6%, Deutsche Bank um bis zu 2,3%.

Irreführendes ESG-Label?

Fixler sagte unter anderem, dass die Behauptung der DWS, Hunderte von Milliarden ihres verwalteten Vermögens seien „ESG-integriert”, irreführend sei, weil das Label keine sinnvollen Maßnahmen der betreffenden Fondsmanager nach sich ziehe. Die DWS hat die Verwendung des Labels inzwischen eingestellt.

Der Vorstandsvorsitzende der DWS, Asoka Wöhrmann, entließ Fixler im März letzten Jahres, und erklärte in einem Memo an die Mitarbeiter, ihre Abteilung habe nicht genügend Fortschritte gemacht. Sie klagte gegen die Entlassung, verlor aber im Januar vor dem Frankfurter Arbeitsgericht.

Unlängst Razzia wegen Geldwäschevorwürfe

Die Razzia findet etwa einen Monat nach einer Durchsuchung der Deutschen Bank statt. Zu dieser war es gekommen, weil der Verdacht bestand, dass die Bank mögliche Geldwäsche zu spät gemeldet hatte. Während Sewing sich seit langem bemüht, die Vergangenheit der Deutschen Bank mit hohen Geldstrafen abzuschütteln und die Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden zu verbessern, sind seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren eine Reihe neuer Probleme aufgetaucht.

Die Deutsche Bank untersucht auch die Nutzung eines privaten E-Mail-Kontos durch Wöhrmann im Rahmen von Verhandlungen über eine Übernahme vor einigen Jahren. Die Bafin hat eine Untersuchung gegen die Deutsche Bank wegen der Kommunikation über private Nachrichtenkanäle eingeleitet, und die Bank sieht sich einer ähnlichen Untersuchung in den USA gegenüber, hat Bloomberg berichtet.

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