Kapitalverwaltung

Rekordergebnis bei der Hansainvest

Der Fondsdienstleister Hansainvest blickt auf ein Rekordjahr zurück und schaut mit Zuversicht auf den laufenden Turnus. Die Hamburger gehören zu den kleineren Kapitalverwaltungsgesellschaften.

Rekordergebnis bei der Hansainvest

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt

Nach einem Rekordjahr bei Volumina und Gewinn blickt der Fondsdienstleister Hansainvest auch für die kommenden Monate optimistisch nach vorn. Weder die im Vergleich zu den großen Wettbewerbern geringere Größe noch die Herausforderungen aus der Digitalisierung wie Blockchain bereiten Jörg Stotz, Sprecher der Geschäftsführung, Sorgen. „Wir sehen uns durch unser Angebot breit aufgestellt, haben alle Fondsstrukturen im Angebot, sind in Luxemburg präsent und fokussieren uns allein auf die Bedürfnisse unserer Assetmanager-Kunden“, sagt Stotz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Per Ende 2021 stieg das verwaltete Vermögen von 46,6 Mrd. auf 55 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 14. April). „Unser Jahresüberschuss kletterte um mehr als 50 % auf knapp 21 Mill. Euro – das beste Ergebnis aller Zeiten“, wie Stotz vorab über das zurückliegende Geschäftsjahr verrät.

Die Fondsbranche erlebte 2021 ein Rekordjahr und profitierte vom Aktienboom. Dies treibt die Provisionen der Anbieter, so auch bei ihren Dienstleistern wie der Hansainvest. „Die Provisionserträge erhöhten sich sehr stark auf bald 236 Mill. Euro, insbesondere durch unser Geschäft als Service-Anbieter für Assetmanager.“ Trotz der stark gestiegenen Mitarbeiterzahl auf rund 300 sei „die Cost-Income-Ratio auf 55,5 % gesunken und damit unter 60 %“ geblieben, ergänzt der 55-Jährige. Da das Administrationsgeschäft bei Fonds nur geringe Margen abwirft, gilt es für Anbieter, sich auf der Kostenseite gut aufzustellen.

Der große Wettbewerber Universal-Investment im Segment der Fondsdienstleister kam zuletzt auf ein Volumen von rund 750 Mrd. Euro und wird durch die Übernahme der Luxemburger EFA bald auf mehr als 900 Mrd. Euro anwachsen. Doch das ficht Stotz, der die Geschäfte von Hansainvest seit 2003 führt, nicht an: „Volumen ist nicht das Einzige. Um­satz ist Eitelkeit, Ertrag ist Er­folg.“ Nach eigenen Angaben steht die Hansainvest als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) hierzulande von der Größe her auf dem elften Platz, wobei sich auf den vorderen Rängen neben den großen Fondsgesellschaften Union Investment, DWS und DekaBank oder den Landesbankentöchtern weitere reine Administrationsdienstleister wie HSBC Inka oder Société Générale Securities Services befinden.

Unterschiedliche Zuschnitte

Vergleiche zwischen diesen Gesellschaften sind schwierig, weil die Geschäftszuschnitte sich sehr unterscheiden. So konzentriert sich die Hamburger Gesellschaft auf Auflegung und Verwaltung von Fonds und klammert das Portfoliomanagement bis auf den Bereich Immobilien (Real Assets) im Gegensatz zu einer klassischen Fondsgesellschaft aus. Das Fondsmanagement wird entweder von den Assetmanager-Kunden, die Hansainvest als Service-Anbieter nutzen (White-Label-Fonds), selbst übernommen oder bei den Spezialfonds von der Schwester Signal Iduna Asset Management. Rund 17,5 Mrd. Euro des verwalteten Volumens von Hansainvest sind konzerneigene Spezialfondsgelder.

Bei den Zukunftsthemen Blockchain und Kryptoassets ist Hansa­invest erste Schritte gegangen, sieht sich aber nicht von allen Ebenen tangiert. „Die Fondsadministration auf Blockchain ist bei uns derzeit nicht in Vorbereitung, da gibt es aber auch keine Nachfrage von den Kunden“, sagt Stotz. Universal hatte dagegen die Fondsserviceplattform UI Enlyte geschaffen, um dieses Thema anzugehen.

Bei Hansainvest steht man derzeit dagegen in den Startlöchern für die Tokenisierung von Fondsanteilen. Hier gebe es bereits Anfragen unterschiedlichster Couleur von Privatbanken, für Immobilienfonds oder von Vermögensverwaltern, berichtet Stotz. Allerdings steht noch eine Verordnung zur Umsetzung infolge des Fondstandortgesetzes aus. Erst dann sei klar, wie die tokenisierten Anteile abgewickelt werden müssten, betont Stotz. „Es fehlen noch Standards für die Tokenisierung, und es gibt noch ungelöste rechtliche Fragen, wie diese tokenisierten Anteile in die Wallet gelangen.“

Eine große Welle an tokenisierten Fondsanteilen erwartet Stotz nicht, es sei derzeit eher ein vorsichtiges Ausprobieren. „So lange die EU-Regulierung im Assetmanagement die Verwahrstellen vorschreibt, ist die Blockchain-Technologie keine essenzielle Gefahr für Depotbanken, aber die Frage ist natürlich, ob das für alle Zeiten so vorgeschrieben bleibt“, so Stotz zu möglichen Entwicklungen durch tokenisierte Fondsanteile. Sein eigenes Geschäft sehe er dadurch wiederum nicht gefährdet.

Einen Fonds, der in Kryptoassets investiert, hat die Hansainvest zusammen mit dem Digital-Assetmanager Bit Capital auch schon. Der Spezialfonds „Bit Crypto Opportunities“ ist aktuell 44 Mill. Euro groß und verlangt als Mindestanlage 200 000 Euro. „85 % des Volumens sind derzeit direkt in Kryptoassets investiert, die restlichen 15 % in Kryptounternehmen“, sagt Stotz. Der im Juli 2021 aufgelegte Fonds ist derzeit aber mit rund 70 Euro stark unter den ursprünglichen Anteilswert von 100 Euro gefallen.

Neben dem Thema Blockchain ist Hansainvest wie die gesamte Finanzbranche seit geraumer Zeit stark mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt. Es gebe ein fünfköpfiges Team, das die Assetmanager bei der Umsetzung bei der hiermit einhergehenden Regulierung unterstütze. Allen voran ist aktuell die Einführung der Nachhaltigkeitsberatung im Vertrieb ab August das beherrschende Thema. Zudem können die Assetmanager ihre Einschätzungen zur Nachhaltigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, bei denen es keine offiziellen ESG-Ratings gibt, durch Hansainvest auf Regulierungstreue überprüfen lassen. Hintergrund ist das gestiegene Reputationsrisiko der Anbieter beim sogenannten Greenwashing. Bei der DWS gab es Vorwürfe einer früheren Mitarbeitern, dass diese ihre Fonds grüner gemacht habe, als die Portfolien hergeben.

Mit Blick nach vorn rechnet Stotz „mit einem moderat steigenden Fondsvermögen, insbesondere bei der Service-KVG, und einem leicht besseren Jahresüberschuss, wobei eine länger andauernde Pandemie oder indirekte Folgen durch den Ukraine-Krieg mit entsprechenden Kapitalmarktturbulenzen diese Prognose in Frage stellen könnten“. Das direkte Engagement in der Ukraine und Russland von Hansainvest ist verschwindend gering.

Cum-ex-Geschäfte

Zum Stand der juristischen Aufarbeitung der Cum-ex-Geschäfte äußerte sich Stotz nicht. Hansainvest war im bereits beendeten Strafprozess am Landgericht Bonn gegen Händler der HypoVereinsbank und M.M. Warburg als eines von vier weiteren Finanzinstituten zunächst eingebunden gewesen. Im Frühjahr 2020 waren diese Häuser aus dem Prozess entlassen worden, um das Verfahren schnell zu beenden. 2020 hatte Hansainvest für das Verfahren eine Risikovorsorge von 3,9 Mill. Euro gebildet. Ein neues Verfahren oder Rückforderungen des Finanzamts bleiben möglich.

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