Unicredits Russland-Engagement

Rom soll von Unicredit Rückzug aus Russland fordern

Italiens Regierung verlangt von der HVB-Mutter Unicredit angeblich den Rückzug aus Russland. Medienberichten zufolge will sie andernfalls der geplanten Übernahme der Bank BPM nicht zustimmen.

Rom soll von Unicredit Rückzug aus Russland fordern

Rom könnte BPM-Übernahme blockieren

Italiens Regierung soll von Unicredit den Rückzug aus Russland fordern

bl Mailand

Die italienische Regierung soll angeblich einen Rückzug der HVB-Mutter Unicredit aus Russland zur Bedingung für ihre Zustimmung zur geplanten Übernahme der Bank BPM gemacht haben. Das berichtet die römische Zeitung Il Messaggero unter Berufung auf Insider. Die Zeitung gehört dem der Regierung sehr nahe stehenden Bau-Unternehmer Francesco Caltagirone, der als Aktionär bei mehreren geplanten Bankenübernahmen beteiligt ist. Er ist sowohl Anteilseigner der teilstaatlichen Monte dei Paschi, die ein Angebot für die Mediobanca vorgelegt hat, an der er ebenfalls nennenswerte Anteile hält, als auch der Generali, an der auch Unicredit beteiligt ist.

Die Regierung verlange einen möglichst schnellen Ausstieg der Unicredit aus Russland, so das Blatt. Unicredit gehört zu den wenigen internationalen Kreditinstituten, die immer noch Geschäfte in dem Land machen. 2024 erzielte die HVB-Mutter in Russland bei gestiegenen Erträgen von 1,2 (1,1) Mrd. Euro einen Nettogewinn von 577 (Vorjahr: 666) Mill. Euro. Seit dem ersten Quartal 2022 hat sie die lokalen Ausleihungen um 86% auf 1 Mrd. Euro, die lokalen Einlagen um 89% auf 900 Mill. Euro und die grenzüberschreitende Exposure um 94% auf 300 Mill. Euro reduziert.

Unicredit-CEO Andrea Orcel will sich zwar ganz aus Russland zurückziehen. Er hat aber wiederholt deutlich gemacht, dass er das Russland-Geschäft nicht verkaufen will, ohne einen angemessenen Preis dafür zu erzielen. Andernfalls schade er den Aktionären. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Unicredit angeblich aufgefordert, die Geschäftstätigkeit in Russland zu reduzieren.

Dem Bericht des Messaggero zufolge wird damit gerechnet, dass Rom von der Bank auch verlangt, das Verhältnis von Krediten und Einlagen stabil zu halten. Die Kreditvergabe der Unicredit in Italien ging im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr von 152,1 Mrd. auf 144,6 Mrd. Euro zurück.

Italiens Regierung kann Firmenübernahmen in strategischen Bereichen wie Energie, Telekommunikation und Bankwesen im Rahmen der sogenannten Golden-Power-Regelung blockieren oder mit Auflagen versehen. Eine Entscheidung wird für Ende April erwartet. Unicredit will die drittgrößte italienische Bank BPM für 14 Mrd. Euro übernehmen. Die Offerte startet am 28. April. 

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.