Signal Iduna spürt Zinswende
bn Frankfurt
Signal Iduna bekommt die Vorboten der Zinswende zu spüren. Im vergangenen Jahr haben sich die Nettoerträge aus Kapitalanlagen, nach einem leichten Anstieg 2020, um 9% auf 1,677 Mrd. Euro reduziert. Wie Finanzvorstand Martin Berger auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch ausführte, musste die Gesellschaft keine stillen Reserven mehr heben, um die Zinszusatzreserve zu dotieren. Vielmehr scheint bei den Rückstellungen für künftige Garantiezusagen, die sich 2021 auf 2,3 Mrd. Euro summierten, der Wendepunkt erreicht. In den kommenden Jahren rechnet das Management vielmehr mit entsprechenden Rückführungen. Nachdem man jahrelang stille Reserven realisierte und von der Aktiv- auf die Passiv-Seite der Bilanz brachte, könnte es nun retour gehen.
Die jüngst vom Finanzkonzern W&W fürs Startquartal vorgelegten IFRS-Zahlen haben verdeutlicht, was ein rascher Zinsanstieg für die Marktwerte von Festverzinslichen bedeutet. Nachdem Signal Iduna 2021 je nach Sparte in der Kapitalanlage eine Nettoverzinsung zwischen 2,9% und 3,4% erzielte, peilt die Gruppe 2022 laut Geschäftsbericht eine Nettorendite „leicht unterhalb des Vorjahres an“. Bis sich der Anstieg der Zinsen in einer höheren Rendite niederschlagen wird, dürfte es Berger zufolge noch etwas dauern.
Mit Blick aufs Jahr 2021 sprach Vorstandschef Ulrich Leitermann ungeachtet eines rückläufigen Gesamtergebnisses von einem „erneut zufriedenstellenden“ Ergebnis, auch mit Verweis darauf, dass die Beitragseinnahmen mit einem Plus von 3,4% mehr als doppelt so rasch angezogen hätten wie im Markt. 2022 könnten die Einnahmen branchenweit in den Hauptsparten um 2,3% steigen, heißt es. Angesichts einer anziehenden Inflation weist das Management gleichwohl auf das Risiko „zinsbedingter Auswirkungen“ auf die Bewertungsreserven hin. Des Weiteren ergäben sich gegebenenfalls negative Effekte auf die Bestandsentwicklung infolge inflationsbedingten Rückgangs der Kaufkraft. Die Absatzergebnisse in der privaten Altersvorsorge ließen bereits auf Kaufzurückhaltung von Kunden schließen, sagte Vertriebsvorstand Torsten Uhlig.
Auf positive Resonanz stößt den Angaben zufolge indes die neu gegründete Signal Iduna Aktiengesellschaft, welche die Gruppe als komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Versicherer konzipiert hat. Als wichtigen Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie bezeichnete Leitermann den Kauf von Europas größtem Solarpark am Hainer See bei Leipzig für einen dreistelligen Millionenbetrag. Die finale Baugenehmigung steht gleichwohl noch aus. Angesichts eines mit acht Männern besetzen Vorstands erklärte Leitermann auf Anfrage, laut eines Beschlusses des Aufsichtsrats solle in den kommenden fünf Jahren mindestens eine Frau ins Führungsgremium einziehen, unterhalb des Vorstands seien Steigerungen auf einen Anteil von bis zu 30% vorgesehen.
Signal Iduna | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Gebuchte Bruttobeiträge | 6315,6 | 6106 |
Nettoerträge aus Kapitalanlagen | 1677 | 1842,9 |
Aufwand für Versicherungsfälle | 5355,8 | 5034 |
Gesamtergebnis | 856,1 | 873,7 |
Ergebnisverwendung für Kunden | 737,4 | 739,9 |
Steuern | 71,1 | 85,3 |
Jahresüberschuss | 47,6 | 48,5 |
Kapitalanlagen | 53820,9 | 52504,7 |
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