Six macht sich vergleichbarer
Von Daniel Zulauf, Zürich
Six, die Betreiberin der Schweizer Finanzmarktinfrastruktur, zeigt sich auch zwei Jahre nach der Übernahme der spanischen Börsen wachstumshungrig. Das Gemeinschaftsunternehmen der in der Schweiz tätigen Banken hat am Dienstag eine neue Organisationsstruktur angekündigt, die Partnerschaften oder anderen Expansionsprojekten förderlich sein soll. Bis Ende 2022 sollen alle dem Börsengeschäft zuordenbaren Geschäftsbereiche in der neuen Einheit Six Exchange Group zusammengefasst werden. Dazu gehören der Börsenhandel, sämtliche Aktivitäten im Bereich des Nachhandels sowie die Finanzinformationen.
Die Six verspricht sich davon mehr Flexibilität mit Blick auf die nach ihrer Auffassung hohen Konsolidierungsdynamik im Bereich der internationalen Kapitalmarktinfrastruktur. Zu konkreten Projekten macht die Six keine Aussagen.
Im Aktienhandel scheint das Potenzial für mögliche Übernahmen oder Partnerschaften zumindest in Europa begrenzt zu sein. Nach dem Kauf der spanischen Börse durch die Schweizer und der Übernahme der italienischen Börsen durch Euronext sind nur noch kleinere Börsen wie Wien oder Warschau unabhängig. Möglicherweise sucht die Six anderweitig nach neuen Wachstumsfeldern. Die Schweizer besitzen nach wie vor eine Beteiligung von 10,6% am französischen Zahlungsdienstleister Worldline im Wert von aktuell rund 1,2 Mrd. Euro. Das Kapital könnte im Bedarfsfall für Übernahmen eingesetzt werden.
Die Zusammenführung der börsennahen Geschäftseinheiten von Six ändert organisatorisch wenig bis gar nichts in der Gruppe. Die neue Six Exchange Group bekommt keinen CEO, sondern wird weiterhin von den Leitern der bestehenden Einheiten geführt. Verändern wird sich dagegen die Darstellung der Geschäftszahlen von Six. Der finanzielle Leistungsausweis der Six Exchange Group wird jenem der direkten Mitbewerber Euronext oder LSE ähnlicher werden und eine mehr oder weniger direkte Vergleichbarkeit zulassen. Ein entscheidender Vorteil für die Six lässt sich davon aber nicht ableiten.
Kein Nutzen erkennbar
Das Ganze wirkt wie ein Papiertiger, ein objektiver Nutzen für die 120 Eigentümer-Banken ist nicht erkennbar. Der Six-Verwaltungsrat wird seit März 2020 vom früheren McKinsey-Berater und ehemaligen Credit-Suisse-Manager Thomas Wellauer geführt. An der operativen Spitze steht seit 2018 der vormalige Euronext-Chef und ehemalige ABN-Amro-Manager Jos Dijsselhof. Zu den wichtigsten Projekten gehört bei der Six die Schaffung einer blockchainbasierten Börse für tokenisierte Vermögenswerte. Die entsprechende Lizenz dafür hat Six 2021 von der Aufsichtsbehörde Finma erhalten.