Britische Großbanken berichten

Skandal belastet Lloyds-Ergebnis

Eine Rückstellung für den branchenweiten Skandal um Autofinanzierungen hat der Lloyds Banking Group das Schlussquartal verhagelt. Ansonsten lagen die Zahlen über den Erwartungen.

Skandal belastet Lloyds-Ergebnis

Skandal belastet Lloyds-Ergebnis

Rückstellung von 700 Mill. Pfund wegen verdeckter Kommissionen bei Autofinanzierungen

hip London

Die Lloyds Banking Group hat eine Rückstellung von 700 Mill. Pfund für den branchenweiten Skandal um verdeckte Kommissionen bei Autofinanzierungen ins Schlussquartal gebucht. Das Thema spielte bislang in der laufenden Quartalssaison noch keine große Rolle.

Doch die schottischen Großbank gehört zu den großen Akteuren in diesem Markt. Ihr gehört der herstellerunabhängige Autofinanzierer Black Horse. Lloyds hatte bereits 450 Mill. Pfund für diese Sache zur Seite gelegt.

Gericht lässt Reeves abblitzen

Im April wird der Supreme Court dazu entscheiden. „Man könnte zwar argumentieren, dass die Rückstellung übervorsichtig ist“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Doch Lloyds hat unter den britischen Großbanken das größte Exposure, und der Ausgang des Verfahrens ist ungewiss.“

Dass sich Schatzkanzlerin Rachel Reeves in das Verfahren einschalten wollte, wurde in der Branche mit Erleichterung aufgenommen. Medienberichten zufolge fürchtete sie unter anderem um den möglichen wirtschaftlichen Schaden und die künftige Verfügbarkeit und die Kosten von Autofinanzierungen. Doch das Gericht wies ihre Intervention diese Woche ebenso zurück wie die Interventionsversuche der Finance & Leasing Association und der Verbraucherschützer von Consumer Voice.

Vorsteuerergebnis knickt ein

Close Brothers hatte am 12. Februar unter Verweis auf „wesentliche Ungewissheit“, was den Ausgang der Untersuchung der Kommissionen durch die Finanzaufsicht FCA angeht, eine Rückstellung von bis zu 165 Mill. Pfund für das erste Halbjahr 2025 angekündigt. Barclays legte im Schlussquartal 90 Mill. Pfund dafür zur Seite. Die Deutsche-Bank-Rivalin stieg bereits 2019 komplett aus dem Geschäft aus.

Wie Lloyds mitteilte, knickte das Vorsteuerergebnis im abgelaufenen Quartal von 1,8 Mrd. auf 0,8 Mrd. Pfund ein. Analysten hatten im Schnitt 1,2 Mrd. Pfund angesetzt. Wie die Analysten der UBS anmerkten, lag das Vorsteuerergebnis um 3% über den Markterwartungen, wenn man die Rückstellung herausrechnet.

Steigende Nettozinsmarge

Die Eigenkapitalrendite (RoTE) blieb mit 12,3% unter dem selbst gesetzten Ziel von 13%. Das bereinigte Ergebnis ging auf 1,0 (i.V. 1,7) Mrd. Pfund zurück. Dafür hatten Analysten 1,3 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Doch die Erträge stiegen auf 4,4 (4,2) Mrd. Pfund und lagen damit über den am Markt erwarteten 4,3 Mrd. Pfund. Die Nettozinsmarge verbesserte sich im Verlauf der drei Monate von 2,95% auf 2,97%.

Trotz der hohen Rückstellung bedenkt das Institut seine Anteilseigner mit einer Dividendenerhöhung. Für 2024 werden 3,17 Pence je Aktie gezahlt, 15% mehr als für das Jahr davor. Außerdem kündigte der Board an, für bis zu 1,7 Mrd. Pfund Aktien zurückzukaufen.

Positive Analystenstimmen

Berücksichtigt man Aktienrückkäufe, blieb die Kernkapitalquote mit 13,5% um 20 Basispunkte unter den Erwartungen. „Lloyds Banking Group hortet kein Kapital“, schrieben die UBS-Analysten und werteten das positiv. Der Bankenexperte Edward Firth von der Lloyds Banking Group sprach von einem „soliden Quartalsergebnis“.

Die Wertberichtigungen von 160 Mill. Pfund lagen deutlich unter den 280 Mill. Pfund, die am Markt erwartet wurden. Darin spiegeln sich unter anderem optimistischere Annahmen zur Wirtschaftsentwicklung auf dem britischen Heimatmarkt wider.

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