Standard Chartered überrascht mit Aktienrückkauf
hip London
Standard Chartered hat nach einem starken Quartal angekündigt, für 250 Mill. Dollar Aktien zurückzukaufen. Wie die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in den Emerging Markets macht, mitteilt, winkt den Anteilseignern zudem eine Zwischendividende in Höhe von 3 Cent je Aktie. Wie seine heimischen Rivalen hatte das Institut die Ausschüttungen an die Aktionäre im vergangenen Jahr auf Weisung der Bankenaufsicht ausgesetzt. „Ich fühle mich von unserer positiven Performance im ersten Halbjahr ermutigt, trotz der ungleichmäßigen Erholung von Covid-19“, sagte Chief Executive Bill Winters. Er sei zuversichtlicher geworden, die Renditeziele zu erreichen. Im abgelaufenen Quartal stieg das bereinigte operative Ergebnis um 69% auf 1,24 (i.V. 0,73) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt lediglich 0,94 Mrd. Dollar auf der Rechnung. Wie alle anderen britischen Großbanken löste Standard Chartered Rückstellungen für Problemkredite auf, allerdings in vergleichsweise bescheidenem Umfang. Lediglich 67 Mill. Dollar wurden auf diese Weise freigesetzt.
Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson hält einen „möglichen Wendepunkt“ für erreicht, nachdem das Management seine Wachstums- und Kostenziele bekräftigte. Er verwies dabei auf die Erholung des Handelsfinanzierungsgeschäfts, wo der Ertrag im Vergleich zum Auftaktquartal um 5% zugelegt hatte. Im Vergleich zum Vorjahr belief sich das Wachstum des zur Sparte Transaction Banking gezählten Geschäfts gar auf 27%. Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden stiegen die Assets under Management im ersten Halbjahr um 4% auf 246 Mrd. Dollar. Die Nettozinsmarge ging auf 1,22 (1,28)% zurück. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern steuerte das Zinsergebnis nicht den Löwenanteil zu den Erträgen bei, was dem Institut im aktuellen Niedrigzinsumfeld zugutekommt. Dafür sind Geschäfte wie die Handelsfinanzierung stärker von der Konjunkturentwicklung abhängig. Die laufende Erholung der Weltwirtschaft kommt der Bank deshalb stärker zugute als anderen. Im wichtigsten Markt Hongkong erreichte das Wirtschaftswachstum im abgelaufenen Quartal 7,5%.
Dickerson wertete den Aktienrückkauf als positive Überraschung. „Er ist ein Vertrauensvotum in das künftige Ertragswachstum, das nicht ungerechtfertigt erscheint“, schrieb Analyst Nicholas Hyett von Hargreaves Lansdown. Noch stehen schrumpfenden Erträgen steigende Kosten gegenüber, doch Winters geht davon aus, dass die Bank im zweiten Halbjahr in die Wachstumszone zurückkehrt. Die Kosten sollten im laufenden Jahr eigentlich unter der Schwelle von 10 Mrd. Dollar bleiben, doch könne die „Normalisierung“ der leistungsbezogenen Vergütung (Boni) zu einem „leichten Anstieg“ führen. Im ersten Halbjahr lag sie bei 150 Mill. Dollar.
Standard Chartered | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Erträge gesamt | 7 628 | 8 099 |
Operative Kosten | 5 221 | 4 748 |
Wertberichtigungen | + 51 | – 1 576 |
Vorsteuerergebnis | 2 559 | 1 627 |
Nettoergebnis | 1 914 | 1 048 |
Eigenkapitalrendite (%)8,7 | 4,3 | |
Cost-Income-Ratio (%) | 68,4 | 58,6 |
Kernkapitalquote (%) | 14,1 | 14,4 * |
Leverage Ratio (%) | 5,2 | 5,2 * |
Bilanzsumme (Mrd.) | 796 | 789 * |
*) per 31.12.2020Börsen-Zeitung |