Anlegerschutz

Streit um neue ESMA-Regeln für Investmentfonds

ESMAs „Value for Money“-Test für Fonds führt zu einer Diskussion über Anlegerschutz. Kritik kommt vom BVI zur Methodik und administrativen Belastung.

Streit um neue ESMA-Regeln für Investmentfonds

Streit um neue ESMA-Regeln für Fonds

Deutscher Fondsverband BVI kritisiert „Value for Money“-Test für Investmentfonds

wbr Frankfurt

Der geplante „Value for Money“-Test der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sorgt in der Finanzbranche für Diskussionen. Als Teil der EU-Kleinanlegerstrategie zielt der Test darauf ab, die Kosten von Investmentfonds ins Verhältnis zu deren Erträgen zu setzen und so die Transparenz für Anleger zu erhöhen. Der geplante „Value for Money“-Test gilt als ein ambitionierter Versuch, den Anlegerschutz in Europa zu stärken. Doch der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) äußert deutliche Kritik.

Ambitionierte Strategie

Die Idee des „Value for Money“-Tests entstammt der EU-Retail-Investment-Strategie, die sich seit 2023 in der Diskussion befindet. Ziel der Strategie ist es, den Zugang zu Kapitalmarktprodukten für Kleinanleger zu erleichtern und sicherzustellen, dass diese Produkte einen echten Mehrwert bieten. Die ESMA wurde beauftragt, ein Bewertungssystem zu entwickeln, das auf Benchmarks basiert und Produkte identifizieren soll, die weder ihre Kosten noch ihren Nutzen rechtfertigen. Diese sollen vom Markt ferngehalten werden.

Der Test würde Fondsanbieter verpflichten, regelmäßig nachzuweisen, dass ihre Produkte im Vergleich zu ähnlichen Angeboten am Markt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Geplant ist, dafür vergangene Erträge und Kostenstrukturen heranzuziehen. Ein zentrales Ziel des Tests ist es, schlecht performende Produkte frühzeitig zu identifizieren und so den Schutz von Kleinanlegern zu stärken.

„Grundlegende Schwächen“

Der deutsche Fondsverband BVI kritisiert, dass der Ansatz der ESMA grundlegende Schwächen aufweist und Anleger möglicherweise in die Irre führen könnte. Die Hauptkritikpunkte: Der Test fokussiere sich primär auf vergangene Renditen, die laut BVI kein verlässlicher Indikator für zukünftige Performance sind. Laut einer Analyse des BVI haben 77% der Fonds, die zwischen 2014 und 2018 schwach abschnitten, in den folgenden fünf Jahren durchschnittliche oder überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Diese Daten legen nahe, dass eine rein vergangenheitsbezogene Analyse ungeeignet ist, um langfristigen Mehrwert zu bewerten.

Weiter schreibt der BVI in einem Papier, dass Aspekte wie nachhaltige Anlagestrategien, zusätzliche Dienstleistungen oder Risikomanagement-Mechanismen im aktuellen Vorschlag keine Berücksichtigung fänden. Dabei könnten solche Faktoren den Mehrwert eines Produkts für Anleger entscheidend beeinflussen.

Vergleichsgruppen problematisch

Die Zuordnung zu Vergleichsgruppen beeinflusse aus Sicht des Fondsverbands maßgeblich, ob ein Fonds den Test besteht. Dies könnte zu widersprüchlichen Bewertungen führen, insbesondere wenn Vergleichsgruppen zu klein oder zu detailliert sind.

Neben inhaltlichen Schwächen hebt der BVI auch die praktischen Herausforderungen hervor. Der Test würde erhebliche administrative Lasten sowohl für Fondsanbieter als auch für Aufsichtsbehörden bedeuten. Der Verband warnt, dass diese Bürokratie keinen erkennbaren Mehrwert für Kleinanleger schaffen, sondern lediglich Ressourcen binden könnte.

Finanzbildung in Blick nehmen

Der BVI plädiert für eine grundlegende Überarbeitung des Konzepts. Statt ausschließlich vergangene Renditen und Kosten zu analysieren, sollte der Test breiter angelegt werden, um qualitative Aspekte wie nachhaltige Anlagestrategien oder individuelle Beratungsleistungen einzubeziehen. Zudem fordert der Verband eine stärkere Fokussierung auf die finanzielle Bildung von Anlegern, um diese in die Lage zu versetzen, informierte Entscheidungen zu treffen.