Swiss Re erwartet rasantes Cyber-Marktwachstum
ak Köln
Der globale Markt für Cyberversicherungen wird sich bis 2025 nach Einschätzung der Swiss Re mehr als verdoppeln. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer geht in vier Jahren von einem Beitragsvolumen von 20 Mrd. Dollar aus, für das laufende Jahr werden 8 Mrd. Dollar prognostiziert. „In diesem Markt gibt es viele Opportunitäten für die, die die Risiken verstehen“, sagte Chief Underwriting Officer Thierry Léger bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des virtuellen Septembertreffens der Rückversicherungsbranche. Die Swiss Re will in der Cyberversicherung deutlich zulegen: Der Konzern wolle in der Sparte mit dem Markt wachsen.
Das Cyber-Rückversicherungsportfolio der Swiss Re generiert bislang rund 400 Mill. Dollar Beitragseinnahmen. Dazu kommt ein zweistelliger Betrag aus der Erstversicherung, wie Rückversicherungschef Moses Ojeisekhoba ausführte. Zur Profitabilität äußerte sich der Vorstand nicht, die Combined Ratio bleibt geheim.
Generell lasse die Rentabilität am Markt jedoch nach, da die Schadenquoten in die Höhe schießen. Die Swiss Re schätzt die Schadenquote in der weltweiten Cyberversicherung 2020 auf etwa 65%, zehn Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Die Tendenz sei weiter steigend, sagte Ojeisekhoba. Zudem sei der Markt durch sich verändernde Schäden sehr in Bewegung. Während vor drei bis vier Jahren noch Malware-Attacken dominiert hätten, sei zuletzt die Zahl der Ransomware-Angriffe förmlich explodiert. In Zukunft dürften auch systemische Risiken mit Gefahren für Lieferketten und kritische Infrastruktur weiter zunehmen. Die Munich Re hatte zuletzt für öffentlich-private Versicherungspartnerschaften für diesen Bereich geworben, um auch dort weiter Deckungen anbieten zu können.
Grundsätzlich sieht die Swiss Re Herausforderungen für ihr Geschäft durch Inflationstendenzen, ein volatiles Umfeld und niedrige Zinsen, doch stellte der Vorstand am Donnerstag die Chancen stärker in den Vordergrund. Der Rückversicherer registriert einen steigenden Bedarf an Risikoschutz. Das gelte neben der Cyberversicherung für die Absicherung gegen die zunehmende Frequenz und Schwere von Naturkatastrophen sowie den Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität. Underwriting-Chef Léger sprach von einer „Reihe von Geschäftschancen“.
Mehr und teurere Klagen
Für die Erneuerungsrunde in der Rückversicherung zum Jahreswechsel prognostiziert die Swiss Re anziehende Preise, wollte sich aber genau wie Hauptkonkurrentin Munich Re nicht auf eine konkrete Prognose einlassen.
Zu den Preistreibern Naturkatastrophen und Inflation kommt laut Swiss Re noch ein weiterer Aspekt hinzu: Der Rückversicherer nennt die steigende Zahl von Schadenersatzklagen vor allem in den USA und die zunehmenden Schadenhöhen „soziale Inflation“. Dieser Trend müsse in den Preisen für Erst- und Rückversicherung vor allem bei Haftpflichtrisiken berücksichtigt werden.
Für den weltweiten Markt in der Sach- und Haftpflichtversicherung geht die Forschungseinheit Swiss Re Institute davon aus, dass das Beitragsvolumen Ende dieses Jahres um 10% höher liegen wird als vor der Pandemie. Global dürfte die Summe dann im kommenden Jahr erstmals 7 Bill. Dollar übersteigen.
Den Klimawandel sieht die Swiss Re auch als Geschäftschance für die Versicherer: Um die riesigen Investitionen in die Transformation der Wirtschaft – das Swiss Re Institute geht allein bis 2030 von 6,9 Bill. Dollar jährlich aus, um die weltweiten Nachhaltigkeitsziele zu erreichen – abzusichern, dürfte die Nachfrage nach Versicherungen steigen.
Wertberichtigt Seite 8