Talanx wächst stärker und bestätigt Gewinnziel
ste Hamburg
Der Versicherungskonzern Talanx steuert 2022 trotz hoher Schäden durch Naturkatastrophen sowie Rückstellungen für mögliche Schäden infolge des Kriegs in der Ukraine weiterhin auf den zweiten Milliardengewinn zu. Der Mehrmarkenversicherer aus Hannover bekräftigte bei der Vorlage seiner Quartalsmitteilung zum 30. September am Montag die Prognose eines Konzerngewinns im laufenden Geschäftsjahr zwischen 1,05 und 1,15 (i. V. 1,01) Mrd. Euro. Damit dürfte dem MDax-Unternehmen zufolge die Eigenkapitalrendite über 10% liegen und das Mindestziel von mindestens 800 Basispunkten über dem risikofreien Marktzins deutlich übertroffen werden. Die Talanx stellt dabei erneut ein höheres Prämienwachstum in Aussicht.
So rechnet der Konzern in diesem Turnus inzwischen mit einer währungskursbereinigten Steigerung der Bruttoprämien um rund 10 (11,8)% und – erstmals – mit einem Gesamtvolumen von über 50 (45,5) Mrd. Euro. Nach dem ersten Halbjahr war währungskursbereinigt ein Wachstum im oberen einstelligen anstatt im mittleren einstelligen Prozentbereich avisiert worden.
Positive Währungseffekte
Die Talanx profitiert von günstigen Wechselkurseffekten: Im dritten Quartal stiegen die Bruttoprämien im Vorjahresvergleich um 20,4% auf 13,3 Mrd. Euro, für die ersten neun Monate steht eine Steigerung um 18,5% auf 41,7 Mrd. Euro zu Buche – währungskursbereinigt um 13,8%. Dabei wurde das geringere Wachstum der Beitragseinnahmen im Lebensversicherungsgeschäft durch zweistellige Wachstumsraten in den Schaden-Unfall-Segmenten überkompensiert. In den ersten neun Monaten entfielen 61% der Beitragseinnahmen im Konzern auf die Hannover Rück, an der die Talanx mit einem Anteil von 50,2% beteiligt ist, und 39% auf die drei Erstversicherungsbereiche. Beim um 8,6% auf 785 Mill. Euro erhöhten Neunmonatsgewinn des Konzerns lag der Anteil der Erstversicherung mit 350 (367) Mill. Euro bei 44%.
Dass sich die Talanx, die infolge der hohen Großschadenlast sowie der hohen Inflation weitere Preiserhöhungen in der Erstversicherung wie in der Industrie-, der Kfz- und der Wohngebäudeversicherung erwartet, im bisherigen Jahresverlauf robust zeigt, ist auch auf die vergleichsweise geringe Betroffenheit durch Hurrikan „Ian“ zurückzuführen, der Ende September Teile Floridas verwüstete.
Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern beziffert die Nettobelastung durch den Hurrikan mit 350 Mill. Euro, wobei 276 Mill. Euro auf die Hannover Rück entfallen. Die Nettogroßschadenbelastung aus Naturkatastrophen summierte sich in den ersten neun Monaten auf 1,35 (1,09) Mrd. Euro. Hinzu kamen Belastungen aus Man-made-Schäden von 513 Mill. Euro, wobei für potenzielle Leistungen an Kunden im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg 361 Mill. Euro reserviert wurden – nach 346 Mill. Euro zum 30. Juni. Die gesamte Nettogroßschadenbelastung der ersten neun Monate von 1,87 (1,48) Mrd. Euro, die zu 1,48 (1,07) Mrd. Euro auf die Rückversicherung und zu 366 (391) Mill. Euro auf die Erstversicherung entfiel, übertraf das anteilige Großschadenbudget von 1,39 Mrd. Euro um rund 480 Mill. Euro.
Quartalsgewinn steigt
Wegen der Ukraine-Reserven und der Naturgefahrenschäden verschlechterte sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote im Neunmonatsvergleich auf 98,6 (97,6)%. Im dritten Quartal ergab sich eine Verbesserung auf 99,1 (100,9)%. Der Quartalsgewinn, vor Jahresfrist noch um 9% auf 177 Mill. Euro gesunken, legte im Berichtsquartal um 27% auf 225 Mill. Euro zu. Dabei stieg das Ergebnis in der Erstversicherung um 13% auf 110 Mill. Euro. Treiber waren die Industrieversicherung und das internationale Privat- und Firmenversicherungsgeschäft.
Anleger reagierten verhalten. Die Talanx-Aktie, im bisherigen Jahresverlauf zuvor um knapp 9% gesunken, gab am Montag zunächst um bis zu 2% auf 38,22 Euro nach, ehe sie sich nach Schwankungen im Tagesverlauf erholte.
Talanx | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Bruttoprämien | 41 661 | 35 150 |
Nettoprämien | 32 658 | 27 767 |
Versich.-techn. Ergebnis | −615 | −1 605 |
Kapitalanlageergebnis | 2 598 | 3 477 |
Operatives Ergebnis | 1 966 | 1 839 |
Konzernergebnis1 | 785 | 723 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 3,10 | 2,86 |
Eigenkapitalrendite (%) | 11,5 | 9,2 |
Combined Ratio (%)2 | 98,6 | 97,6 |
Kapitalanlagerend. (%) | 2,5 | 3,3 |
1) ohne Anteile nicht beherrschender Gesellschafter 2) kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Erst- und -RückversicherungBörsen-Zeitung |