Teylor baut Deutschland-Geschäft aus
Teylor baut Deutschland-Geschäft aus
Grenke-Factoring verschafft der Schweizer Plattform Wachstumspotenzial – Neue Kooperation mit der LBBW bei der digitalen Antragsstrecke für Ärzte
bg Frankfurt
Das Schweizer Fintech Teylor ist derzeit sehr aktiv auf dem deutschen Markt. Nachdem das Unternehmen in der vergangenen Woche den Erwerb der Factoring-Sparte von Grenke bekannt gegeben hat, sind die Züricher nun eine Kooperation mit der LBBW eingegangen. Wie das auf digitale Kredite spezialisierte Unternehmen am Montag bekannt gab, wird die Landesbank-Tochter BW Bank im Geschäftsfeld Gesundheitswirtschaft einsetzen.
Digitale Kreditstrecken
Die Gesundheitsbranche und andere vertikale Märkte rücken zunehmend in den Fokus von Banken und alternativen Kreditanbietern. Mit maßgeschneiderten Angeboten versuchen sie, auf deren spezifischen Bedürfnisse einzugehen. Darauf zielt auch die Partnerschaft von Teylor mit der LBBW an. Denn laut einer Umfrage des Hartmannbundes aus dem vergangenen Jahr wünschen sich 65% der befragten Mediziner digitale Anfragestrecken, insbesondere bei Praxisgründungen oder Investitionen in die Ausstattung. Mit dem neuen Portal will die BW-Bank diesem Bedürfnis gerecht werden und den Weg zur Finanzierung verschlanken.
Modulare Bauweise
Die Integration läuft dabei über die B2B-Sparte Teylor Technologies, die auf die Digitalisierung von Kreditprozessen im Firmenkundengeschäft spezialisiert ist. Anfrage- und Antragsstrecken, Bonitätsanalysen, Dokumentenmanagement sowie Backoffice-Prozesse werden digitalisiert und modular für eine Einbindung in bestehende Bankinfrastruktur verfügbar gemacht. Pilotprojekte mit der BW Bank hätten gezeigt, dass sich der Bearbeitungsaufwand dadurch deutlich reduzieren lasse, heißt es bei den Schweizern.
Mit der Übernahme des Factoring-Geschäfts von Grenke läutet Teylor zudem eine stärkere Internationalisierung ein. Denn der Erwerb des Altgeschäfts von Grenke erweitert die Plattform der Schweizer um sechs zusätzliche Länder. Neben Deutschland gehören dazu auch Einheiten in Großbritannien, Irland, Polen und Ungarn sowie Standorte in Portugal und Italien. Über die Grenke-Sparte wurden bislang rund 1 Mrd. Euro an Darlehen ausgezahlt. Dieses Geschäft soll künftig über ein noch zu gründendes Special-Purpose-Vehikel laufen, das die Forderungen bündelt und Kredite in den Markt syndiziert. Aller Erlaubnisse für die Transaktion sollen noch in diesem Jahr vorliegen.
Keine Kapitalerhöhung
Teylor muss nach eigenen Angaben für die Akquisition keine Kapitalerhöhung durchführen. Offenbar verfügt das Unternehmen über einen ausreichenden Cashbestand, zudem wirft das Bestandsgeschäft wohl schon einen ordentlichen Cashflow ab. Bei der Akquisition sowie Post-Merger-Integration stehen Teylor White & Case und A&O Shearman zur Seite. Rothschild & Co war auch dabei und bleibe ein wichtiger Partner bei der Umsetzung strategischer Projekte, heißt es in der Mitteilung der Schweizer.
Wachstumssynergien heben
Patrick Stäuble, Gründer und CEO der Teylor AG, erklärte, mit der Transaktion komme man dem Ziel näher, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in ganz Europa „unkomplizierten und unbürokratischen Zugang zu einer vollständigen Palette an Finanzierungslösungen zu bieten“. Die Plattform werde nun auch mit der gesamten Finanzierungspalette in die neuen Märkte expandieren, wodurch sich das Wachstumspotenzial des Zusammenschlusses ergebe. Teylor könne nun 15 Millionen KMU bedienen, sagt Stäuble.