Neues Compliance-Gremium

Trade Republic hat die Vollbanklizenz

Mit der Vollbanklizenz beginnt für Trade Republic ein neues Kapitel. Als Neobroker gestartet, kann die Produktpalette nun erweitert werden.

Trade Republic hat die Vollbanklizenz

Der bislang als Wertpapierhandelsbank operierende Neobroker Trade Republic hat das Upgrade zur Vollbank geschafft. Wie das Unternehmen Mittwochfrüh mitgeteilt hat, hat es die entsprechende Lizenz von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten. Damit einhergehend werde man nun auch essenzielle Bankdienstleistungen wie Depositen und Einlagengeschäft aus eigener Hand anbieten können, heißt es.

Bislang hatten die Berliner das über Partner wie die Solarisbank und die Deutsche Bank abgedeckt und auf der Basis schon ein breites Spektrum an Dienstleistungen inklusive Tagesgeldzinsen von 4% auf Verrechnungskonten der Depots angeboten und damit Maßstäbe gesetzt im Zinswettbewerb.

Neues Compliance-Gremium

Ab sofort wird Trade Republic damit aufsichtsrechtlich neben der BaFin auch von der EZB überwacht. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat Mitgründer Christian Hecker ein neues Audit Committee ins Leben gerufen. Diesem Prüfungsausschuss gehören Ute Gerbaulet, Finanzvorstand der Oetker-Gruppe, Christiana Riley, Nordamerikachefin von Santander und ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, sowie Andreas Willius, ehemaliger Geschäftsführer von Trade Republic und CEO der Börse Stuttgart, an. Dieses Gremium muss noch von der BaFin genehmigt werden, was aber keine große Hürde darstellen sollte.

„Mit der Vollbanklizenz beginnt ein neues Kapitel für Trade Republic. Dass wir nun den nächsten Schritt gehen, spiegelt sich auch in unserer künftigen Corporate-Governance-Struktur wider“, lässt sich Christian Hecker in der Mitteilung zitieren. Trade Republic bezeichnet sich selbst als "Europas größte Sparplattform", nachdem man in Deutschland umfangreich Sparpläne aufsetzte. Mittlerweile ist das Institut nahezu flächendeckend europäisch aufgestellt: Neben Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien, Italien und den Niederlanden ist Trade Republic auch in elf weiteren Ländern des Kontinents operativ tätig.

Verlust zunächst angewachsen

Die Expansion auf regulatorischer und vertrieblicher Ebene bedarf allerdings erheblicher Investitionen. Für das Geschäftsjahr 2021/22 (Stichtag 30. September) berichtete Trade Republic kürzlich einen auf 124 Mill. Euro angewachsenen Vorsteuerverlust. Das Gros solcher Aufwendungen sollte Trade Republic aber nun bewältigt haben. Zudem ist man weiter gut mit Eigenkapital ausgestattet.

Angesichts des Verbots von Rückvergütungen (Payment for Orderflow) muss sich der Neobroker aber etwas einfallen lassen, wie er zum einen die Handelsgebühren für Kunden niedrig halten will, und zum anderen, wie er drohende Einnahmeverluste kompensieren wird. Gerüchteweise stehen die Rückvergütungen für ein Drittel der Einnahmen. Strategisch kann Trade Republic aber nun als Vollbank effizient selbst Marketmaking betreiben.

Für Trade Republic lockt das Kartengeschäft

Mehr als 600 Beschäftigte haben die Berliner inzwischen. Hecker und seine Mitgründer hatten frühzeitig erfahrene Topkräfte angeheuert, um auf der Compliance-Seite gut aufgestellt zu sein. Im Gegensatz zu N26 sind nie Beschwerden über eventuelle Mängel publik geworden. Im Dialog mit Aufsehern um die Zuteilung weiterer Lizenzen ist es hilfreich, mit Blick auf Vorschriften wie die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sauber aufgestellt zu sein.

Auch die Vollbanklizenz wurde vergleichsweise schnell bewilligt. Im Hintergrund heißt es, dass sich nur mitunter zeitraubende Prozesse ergeben hätten, wenn es zum Beispiel zu Managerwechseln in den beteiligten VC-Fonds kam. Denn dann muss diese Person komplett neu das Inhaberkontrollverfahren durchlaufen. Diese Gründlichkeit gehört aber auch zu den Vorzügen der hiesigen Regulierung, da Hasardeure so keine Lizenz erhalten.

Für Trade Republic beginnt kurz vor dem fünften Geburtstag jedenfalls ein neues Kapitel. Als Vollbank können die Berliner nun einiges an Produkten ausrollen, die einander befruchten. So kann man jetzt das Kartengeschäft betreiben und in den Wertpapierkredit einsteigen.

Zudem hat Trade Republic direkten Zugang zu den EZB-Fazilitäten, was das Zinsergebnis stärken dürfte, da man auch nichts mehr mit Partnern teilen muss.

Trade Republic erhält Vollbanklizenz

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bg Frankfurt