Rückversicherer

Ukraine-Krieg belastet Scorin zweistelliger Millionenhöhe

Die Folgen des Ukraine-Kriegs treffen den Rückversicherer Scor bereits jetzt empfindlich. Erwartet wird ein Verlust im ersten Quartal. Andere Rückversicherer äußern sich weniger deutlich.

Ukraine-Krieg belastet Scorin zweistelliger Millionenhöhe

ak Köln

– Scor hat als erster der führenden Rückversicherer spürbare Auswirkungen des Ukraine-Kriegs eingeräumt und quantifiziert. Der französische Konzern, Nummer 4 in der Branche, teilte mit, für das erste Quartal werde eine Belastung im hohen zweistelligen Millionenbereich erwartet. Wenn der Krieg – Scor spricht von „Konflikt“ – anhalte, werde die Schätzung angepasst.

Scor ist bereits durch ihre russische Tochter direkt betroffen. Der Rückversicherer hat das Neugeschäft in Russland eingestellt. Der Krieg hat außerdem Konsequenzen für weitere Sparten wie Spezialversicherungen gegen politische Risiken, Kreditversicherung und Luftfahrtdeckungen. In Kombination mit weiteren Belastungen rechnet Scor im ersten Quartal mit einem Verlust. Das Scor-Management führt eine Reihe von Naturkatastrophen wie die Überschwemmungen in Australien, Stürme in Europa und die Dürre in Brasilien sowie die anhaltenden Pandemie­effekte in den USA an.

Konkurrenz bleibt vage

Die Wettbewerber haben sich bislang noch nicht so konkret geäußert wie Scor. Für den Gesamtmarkt hatte immerhin Christian Mumenthaler, Chef der Swiss Re, vor wenigen Tagen eine allgemeine Schätzung abgegeben. Er hatte auf einem Investorentreffen gesagt, für die Branche werde der Schaden nach heutiger Schätzung in der Größenordnung einer mittelschweren Naturkatastrophe liegen. Zum Vergleich hatte Mumenthaler den Wintersturm „Uri“ in Texas im vergangenen Jahr angeführt, der in der gesamten Versicherungsbranche zu einem Schaden von rund 15 Mrd. Dollar geführt hatte. „Der Schlüsselfaktor ist die Zeit“, erläuterte der Swiss-Re-Lenker. Je länger der Krieg dauere und je länger die Sanktionen dauerten, desto höher werde der Schaden ausfallen. Swiss Re werde aller Voraussicht nach proportional zu ihrem Marktanteil von 10% im Rückversicherungsmarkt betroffen sein. Mehr Klarheit erwartet Mumenthaler im zweiten oder dritten Quartal.

Die Munich Re hat wie Scor ihr Neugeschäft in Russland eingestellt. Ausnahmen würden, falls sanktionsrechtlich zulässig, nur gemacht, wenn die Einstellung schützenswerte Personen oder Unternehmen ne­gativ träfe. Zu den finanziellen Auswirkungen auf das eigene Unternehmen haben sich die Münchener noch nicht geäußert. Die Hannover Rück war bei ihrer Bilanzvorlage Mitte März ebenfalls vage geblieben und hatte von großen Unsicherheiten gesprochen.