Ukraine-Krieg bremst nachhaltige Fonds aus
sto Frankfurt
Publikumsfonds, die Nachhaltigkeitsmerkmale berücksichtigen, haben infolge des Ukraine-Kriegs hierzulande etwas stärker im Neugeschäft gelitten als Publikumsfonds insgesamt. Wie der Fondsverband BVI mitteilte, betrugen die Nettomittelzuflüsse im ersten Quartal 2022 rund 5 Mrd. Euro. Im Rekordjahr 2021 waren es im Startquartal 12 Mrd. Euro gewesen (−58 %). Der Vergleich ist allerdings etwas schwierig, weil Anfang 2021 nachhaltige Fonds zunächst noch nach den BVI-Wohlverhaltensregeln definiert wurden, bevor im März die Offenlegungsverordnung der EU mit neuen Vorgaben in Kraft trat. Für alle Publikumsfonds hatte der BVI in der vergangenen Woche ein Neugeschäft von 14,1 Mrd. Euro für die ersten drei Monate 2022 gemeldet nach rund 29 Mrd. Euro im Vorjahresquartal (−51 %).
Der Vergleich bei den Mittelzuflüssen heute und vor einem Jahr ist allerdings auch dadurch erschwert, weil seit dem Inkrafttreten der Offenlegungsverordnung viele nicht nachhaltige Fonds in nachhaltige Fonds umgewidmet wurden, so dass die Anzahl der Fonds sich stark erhöht hat. Im Januar 2022 sei das Neugeschäft bei nachhaltigen Fonds noch stark ausgefallen, so der BVI, während es seit Kriegsausbruch im Februar und März erstmals seit zwei Jahren Abflüsse gegeben habe. Binnen Jahresfrist stieg das verwaltete Vermögen der als nachhaltig klassifizierten Fonds um 80 % auf 563 Mrd. Euro. Ende 2021 waren es 494 Mrd. Euro gewesen. Bei den Spezialfonds erhöhte sich das Mittelaufkommen binnen Jahresfrist von 420 Mill. Euro auf rund 2 Mrd. Euro. Das verwaltete Vermögen ging gegenüber Ende 2021 um 6 Mrd. auf 120 Mrd. Euro zurück.
Der weitaus überwiegende Teil der nachhaltigen Fonds sind nach der EU-Klassifikation Artikel-8-Produkte – also Fonds, die ökologische oder soziale Aspekte berücksichtigen. 96 % des verwalteten Vermögens in nachhaltigen Publikums- und Spezialfonds fallen unter diese Kategorie. Artikel-9-Fonds, die ein explizites Nachhaltigkeitsziel verfolgen, kommen lediglich auf ein verwaltetes Vermögen von 22 Mrd. Euro. Größter Anbieter ist Pictet, gefolgt von der DekaBank (siehe Grafik).