Ukraine-Krieg erreicht Fonds
sto Frankfurt
Die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine und die damit verbundenen Russland-Sanktionen erreichen die Fondsbranche. Die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment stellte am Dienstag Ausgabe und Rücknahme von Fondsanteilen für den „UniEM Osteuropa“ ein. Als Grund dafür nannte sie, dass der russische Aktienmarkt als Reaktion Russlands auf die Sanktionen des Westens für ausländische Investoren eingeschränkt wurde. Der auf osteuropäische Schwellenländer spezialisierte Aktienfonds ist 100 Mill. Euro groß und mit 60% sehr stark in Russland investiert.
Durch den eingeschränkten Zugang zur russischen Börse könne über einen Großteil der Anlagen des Fonds nicht verfügt und eine ordnungsgemäße Berechnung des Anteilwerts nicht sichergestellt werden. „Ein Management des Fonds ist somit im Interesse der Anleger nicht mehr adäquat zu gewährleisten“, so die Tochter der DZ Bank. Sobald die Beschränkungen wieder entfielen, werde Union Investment die getroffene Maßnahme aufheben.
Der Fonds hat seit Mitte Februar fast 50% an Wert verloren. Nach Angaben der Moskauer Börse besaßen ausländische Anleger Ende 2021 russische Aktien im Wert von rund 86 Mrd. Dollar. Die Deutsche Börse stellt heute den Handel mit allen russischen Papieren ein. Auf Anfrage bezifferte ein Sprecher von Union Investment die gesamten Bestände in Russland und der Ukraine mit 0,1% des verwalten Vermögens, das Ende Dezember 454,1 Mrd. Euro betrug. Dezidierte Russlandfonds gebe es nicht, in den globalen und europäischen Flaggschifffonds gebe es keine russischen Aktien. Bestände im prozentual niedrigen einstelligen Bereich haben die globalen Schwellenländerfonds „UniEM Global“ und „UniRak Emerging Markets“.
Für die auf Nachhaltigkeit fokussierten Publikumsfonds seien russische Staatsanleihen bereits seit geraumer Zeit ausgeschlossen, ergänzte der Sprecher. Investments in belarussischen Staatsanleihen seien für alle Publikumsfonds ausgeschlossen. Für Publikumsfonds und aktiv gemanagte Mandate gelte ein Zukaufverbot für alle Wertpapiere des russischen Staates sowie einer Reihe staatsnaher russischer Emittenten. Grundsätzlich würden in den durch den Krieg in der Ukraine in Mitleidenschaft gezogenen Produkten die nicht-russischen Titel im Portfolio umso aktiver gemanagt, um für die Anleger in dieser Situation ein noch angemessenes Ergebnis in dieser Situation zu erreichen.
Nach Berechnungen von Bloomberg sind in Europa wegen Problemen mit Russland-Wertpapieren aktuell rund ein Dutzend Fonds eingefroren, die zusammen mehr als 3 Mrd. Dollar verwalten, darunter Produkte von Pictet, J.P. Morgan, BNP Paribas oder Schroders. Grundsätzlich aber sind die Investments der europäischen Fonds in Russland mit 0,27% des kumulierten Vermögens überschaubar, wie der Datendienstleister Morningstar mitteilte. Das sind 32,8 Mrd. Euro von insgesamt 12 Bill. Euro.
DWS hält sich bedeckt
Einen größeren Fonds mit großem Engagement in Russland hat demnach hierzulande auch die DekaBank mit dem Aktienfonds „Deka-Convergence Aktien CF“. Dieser ist Morningstar zufolge mit 64% des verwalteten Vermögens von 190 Mill. Euro in Russland engagiert (siehe Tabelle). Auf Anfrage erklärte ein Deka-Sprecher, dass das Exposure geringer sei. Der „Convergence“ sei der einzige Aktienfonds mit einem nennenswerten Exposure in russischen Aktien. Insgesamt sei das Exposure in russischen Staatsanleihen und Aktien sehr gering. Derzeit beobachte das Fondsmanagement des „Convergence“ die Situation und handele im Rahmen des Mandats. Welche Produkte noch betroffen sind und wie hoch der Gesamtbestand ist, war nicht zu erfahren. Bei der DWS blieb bis Redaktionsschluss die Anfrage unbeantwortet, wie hoch die Bestände in russischen Papieren sind.
Europäische Fonds mit großem Engagement in russischen Aktien | ||
Name des Fonds | Volumen in Mill. Euro | Anteil in % in Russland |
Raiffeisen-Osteuropa-Aktien | 240 | 64 |
Templeton Eastern Europe | 210 | 68 |
Deka-Convergence Aktien | 190 | 64 |
East Capital Eastern Europe | 150 | 65 |
UniEM Osteuropa | 102 | 63 |
JPM Emerging Europe Equity | 53 | 65 |
Invesco Emerging European | 17 | 73 |
Danske Invest Eastern Europe | 9 | 64 |
Nestor Osteuropa | 6 | 65 |
Pinebridge Emerging Europe | 5 | 68 |
Quelle: MorningstarBörsen-Zeitung |