Konsolidierung in der Bankbranche

Unicredit baut Beteiligung an der Commerzbank auf 21 Prozent aus

Die italienische Unicredit hat ihre Beteiligung an der Commerzbank auf 21% erhöht. Beobachter sind überzeugt, dass die HVB-Mutter eine vollständige Übernahme plant.

Unicredit baut Beteiligung an der Commerzbank auf 21 Prozent aus

Unicredit hält 21 Prozent an der Commerzbank

HVB-Mutter unbeeindruckt vom Widerstand der Arbeitnehmer – Aktienkurs fällt

bl Mailand

Der Widerstand von Bund und Arbeitnehmern wächst zwar. Unicredit lässt sich davon aber nicht beeindrucken. Die HVB-Mutter hat ihre Beteiligung an der Commerzbank ausgebaut von 9,2 auf nun 21%. Das italienische Institut teilte mit, sich entsprechende Finanzinstrumente gesichert zu haben. Damit ist Unicredit, in deren Aufsichtsrat mit Markus Chromik der ehemalige Risikovorstand der Commerzbank sitzt, größter Aktionär der Bank. CEO Andrea Orcel ließ offen, ob die Italiener weiter aufstocken wollen.

„Der größte Teil des wirtschaftlichen Engagements der Unicredit ist abgesichert, um die volle Flexibilität zu gewährleisten, auf diesem Niveau zu bleiben, die Beteiligung zu verkaufen und sie dabei gegen Kursrückgänge abzusichern oder sie weiter aufzustocken“, teilte die Bank mit. Das weitere Vorgehen hänge von den Ergebnissen der Gespräche mit Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank sowie weiteren Beteiligten in Deutschland ab. Der Erwerb sei vorbehaltlich der Zustimmung durch die Europäische Zentralbank (EZB) erfolgt. Der Antrag, die Beteiligung auf bis zu 29,9% zu erhöhen, sei eingereicht worden. Ab einem Anteil von 30% müsste ein Übernahmeangebot vorgelegt werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den aggressiven Übernahmeversuch am Montag kritisiert: „Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist“. Verdi-Vertreter Stefan Wittmann attackierte Orcel scharf: „Wir halten das für einen Schlag ins Gesicht. Noch am Freitag sprach er von einer freundlichen Übernahme. Jetzt folgt die Kehrtwende. Das ist für den Vorstandschef einer großen europäischen Bank unwürdig.“

Der Schritt überrascht, nachdem die Finanzagentur des Bundes am Freitag angekündigt hatte, keine weiteren Anteile zu verkaufen. Der aggressive Akt „bestärkt uns darin, diese versuchte Übernahme abzulehnen und jetzt erst recht für eine unabhängige Commerzbank zu kämpfen“, kündigte Wittmann an. Ein Sprecher der Bank äußerte sich vorsichtiger: „Wir haben die Erklärung gesehen und zur Kenntnis genommen. Es gilt weiterhin, dass der Commerzbank-Vorstand immer strategische Optionen im Sinne seiner Stakeholder – also Investoren, Kunden und Mitarbeiter – verantwortungsvoll prüfen wird."

Der Bund hatte vergangene Woche 4,5% verkauft und ist mit 12% zweitgrößter Aktionär. In Deutschland gibt es Misstrauen gegen Unicredit. Nach dem Kauf der HVB 2005 wurden Kapital und Entscheidungsbefugnisse nach Mailand transferiert.

Stefano Caselli, Dekan der Mailänder SDA Bocconi School of Management, ist dennoch überzeugt, „dass die Übernahme stattfindet. Es wäre nicht gut, wenn sie blockiert würde.“ Er sieht den Zusammenschluss als sinnvoll für beide Seiten an. „Sie wäre das erste Beispiel für eine europäische Integration.“ Am Markt wachsen derweil die Zweifel. Die Commerzbank-Aktie verlor am Montag knapp 6% auf 14,78 Euro.

Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 8
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