Unicredit hebt Gewinnprognosen an
bl Mailand
Nach einem kräftigen Gewinnsprung im dritten Quartal hat die italienische Großbank Unicredit die Prognosen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. Wie der Mutterkonzern der HVB am Donnerstag mitteilte, verzeichnete er in der Zeit von Juli bis Ende September einen Gewinnanstieg um 55,6% auf 1,1 Mrd. Euro. Das lag bei Weitem über den Erwartungen von Analysten. Der Aktienkurs legte in einem schwachen Umfeld um gut 0,5 % auf 11,49 Euro zu.
Angesichts der erfreulichen Geschäftsentwicklung erwartet der erst seit dem Frühjahr amtierende Vorstandschef Andrea Orcel nun statt 17,1 Mrd. Euro an Einnahmen 17,5 Mrd. Euro. Außerdem rechnet er mit einem um Sonderfaktoren bereinigten Nettogewinn von mehr als 3,7 Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern lediglich 3 Mrd. avisiert.
Sinkende Risikovorsorge
Unicredit profitierte nicht nur von der allgemeinen ökonomischen Belebung vor allem im Heimatmarkt Italien, sondern auch günstigen Rahmenbedingungen und einem günstigeren Risikoprofil. Zwar stiegen die Kosten im Quartal leicht um 1,7 % an, doch die deutliche Rückführung der Kreditrisikovorsorge sorgte für einen kräftigen Gewinnschub. Wie das Institut mitteilte, konnte es dank des verbesserten ökonomischen Umfelds die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite von 741 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 294 Mill. Euro reduzieren.
Die Einnahmen wuchsen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,9 % auf 4,4 Mrd. Euro. Die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich im Neun-Monats-Zeitraum von 56,9% auf 54,2%, die Kernkapitalquote CET 1 (fully loaded) lag bei 15,5%. Die Bruttoquote ausfallgefährdeter Kredite im Portfolio reduzierte sich von 4,7% auf 4,5 %, während sie netto mit knapp 2 % in etwa stabil blieb. Während das Zinsergebnis im Quartal in etwa auf dem Niveau des Vorjahres blieb, stieg der Provisionsüberschuss deutlich um 12,5% auf 1,65 Mrd. Euro. Orcel kündigte an, am 9. Dezember eine neue Strategieplanung für Italiens zweitgrößte Bank vorzulegen. Ziel sei es, vor allem mit organischem Wachstum Wert zu schaffen. Priorität hätten Vereinfachungen, die Digitalisierung und die Kunden, die im Mittelpunkt stünden.
Nach dem am Sonntag bekanntgegebenen Abbruch der Verhandlungen mit der italienischen Regierung über eine Übernahme großer Teile der mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena unterstrich Orcel, dass er grundsätzlich offen sei für Übernahmen. Diese seien aber „nicht ein Ziel in sich“ und nur dann sinnvoll, wenn sie wertschöpfend seien und das Wachstum beschleunigten. „Die Bedingungen müssen stimmen“, so Orcel in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Das Fenster ist jetzt geschlossen“, fügte er hinzu.
Unicredit | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
Jan. bis Sept. | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Erträge | 13 518 | 12 896 |
Zinsüberschuss | 6 654 | 7 190 |
Provisionsergebnis | 5 012 | 4 464 |
Trading-Geschäft | 1 418 | 985 |
Operative Kosten | 7 324 | 7 341 |
Operatives Ergebnis | 5 370 | 2 617 |
Rückstellung für Kredite | 824 | 2 938 |
Bereinigter Nettogewinn | 3 091 | 1 060 |
Aufwandsquote (%) | 54,2 | 56,9 |
Börsen-Zeitung |