Unicredit strebt Dreierfusion an
Unicredit bietet für BPM
Commerzbank-Kurs stürzt ab
Offerte für italienischen Rivalen als reiner Aktientausch – Abschluss für Juni angepeilt
bl/lee Mailand/Frankfurt
Andrea Orcel haut den nächsten Schocker raus. Nachdem der Unicredit-Chef am Wochenende signalisiert hatte, seine Übernahmepläne für die Commerzbank bis zu den Neuwahlen im Februar ruhen zu lassen, lancierte die italienische Großbank am Montag völlig überraschend ein Übernahmeangebot für den heimischen Wettbewerber BPM.
Delisting angestrebt
Unicredit will mindestens 50% plus eine Aktie des Wettbewerbers übernehmen, strebt aber ein Delisting an. Die Transaktion soll im Juni kommenden Jahres abgeschlossen werden. Dann sollte die Regierungsbildung in Deutschland abgeschlossen sein und ein neuer Finanzminister im Amt sein. Für die vollständige Integration der immerhin drittgrößten italienischen Bank kalkuliert Orcel mit zwölf Monaten nach dem erfolgten Closing. Geplant ist ein Aktientausch im Wert von etwa 10 Mrd. Euro, den Unicredit durch eine Kapitalerhöhung um 13,9% und mit dem vorhandenen Überschusskapital in Höhe von 6,5 Mrd. Euro stemmen will. Den Eigentümern des vor allem im wirtschaftlich starken Norden präsenten Wettbewerbers bietet das Institut 0,175 der neuen Unicredit-Aktien pro BPM-Aktie.
Auf der Basis der Schlusskurse vom Freitag entspricht das Umtauschverhältnis einem Angebot von 6,67 Euro pro Aktie. Die darin enthaltene Prämie beläuft sich auf gerade einmal 0,4%. Gegenüber der italienischen Presse rechtfertigte Orcel dies damit, dass die vor zwei Wochen veröffentlichte Offerte von BPM für den Vermögensverwalter Anima nicht in dem Angebot berücksichtigt sei. Dies herausgerechnet, kommt er auf der Basis der damaligen Kurse auf eine Prämie von mehr als 12%.
Unicredit wird nachlegen müssen
Die Börsenreaktion signalisiert indes, dass Unicredit wohl nachlegen muss, um bei BPM zum Zug zu kommen. Während der Kurs von BPM um mehr als 3% auf 6,85 Euro kletterte, gaben Unicredit um 4,7% auf 36,32 Euro nach. Am härtesten traf die Nachricht jedoch die Börsenbewertung der Commerzbank, die seit September von der Übernahmefantasie profitiert hatte. Die Aktie brach um 5,65% auf 14,85 Euro ein. Das ist der niedrigste Kurs seit Ende Juli, als vom Anteilsverkauf durch den Bund noch keine Rede war. Auch Orcels Beteuerung, an der Commerzbank-Übernahme festzuhalten, stoppte den Kursverfall nicht. „Zurzeit liegt noch kein Übernahmeangebot für die Commerzbank vor“, so der vorsichtige Kommentar des KBW-Analysten Hugo Cruz, der die italienisch-deutsche Liaison befürwortet.
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