Deutschland spielt eine zentrale Rolle für BNP Paribas, wie Lutz Diederichs, CEO von BNP Paribas Deutschland, im Interview der Börsen-Zeitung betont. Die Bank sieht sich nicht als reine Auslandsbank, sondern als europäische Bank mit starken Wurzeln in Deutschland. Ihre Stärke liege in einer breiten Diversifikation, die sowohl Produkte, Geschäftsfelder als auch Kundensegmente umfasst. Besonders wichtig sei dabei die Ausrichtung auf den Mittelstand, ergänzt durch spezialisierte Dienstleistungen wie Leasing, Factoring und Flottenmanagement.

„Unsere dezentrale Struktur ist perfekt auf den deutschen Mittelstand zugeschnitten“, erklärt Diederichs. Diese Strategie zahle sich aus: Während der deutsche Bankenmarkt von 2012 bis 2021 um etwa 1% geschrumpft sei, konnte BNP Paribas im gleichen Zeitraum ein jährliches Wachstum von 8 bis 9% verzeichnen.

Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Diversifikation, die laut Diederichs über das hinausgeht, was deutsche Banken bieten können: „Wir arbeiten in mehr Nischen und Geschäftsfeldern.“ Ein Beispiel ist das eigene Versicherungsgeschäft, das bei vielen deutschen Banken nur in Kooperationen existiere.

Die Übernahme des Private-Banking-Geschäfts von HSBC markiere einen weiteren strategischen Schritt. Damit wolle BNP Paribas unter die führenden Anbieter im deutschen Wealth Management aufsteigen. „Diese Akquisition war für uns eine strategische Gelegenheit“, sagt Diederichs.

Nachhaltigkeit sei ein zentrales Element der Wachstumsstrategie von BNP Paribas. Die Bank zähle zu den wenigen weltweit, deren Portfolio einen positiven Anteil an nachhaltigen gegenüber nicht nachhaltigen Investitionen aufweist. Besonders wichtig seien dabei Projekte zur Transformation, wie die Finanzierung eines grünen Stahlwerks von Salzgitter. „Ohne diese Investitionen wird es keine grüne Transformation geben“, betont Diederichs.

Nachhaltigkeit sei für die Kunden der Bank ebenso essenziell. Viele CEOs sähen es auf einer Ebene mit M&A-Themen. BNP Paribas unterstütze Kunden aktiv bei der Umsetzung nachhaltiger Projekte und der Transformation ihrer Geschäftsmodelle. „Nachhaltigkeit und Rentabilität sind langfristig voneinander abhängig“, so Diederichs.

Ein weiteres Thema sei die Kapitalmarktunion. Hier sieht Diederichs die fehlende Harmonisierung von Rechtsvorschriften, etwa beim Insolvenzrecht, als Hauptproblem. Verbriefungen könnten ein erster Schritt sein, um Bankenbilanzen zu entlasten und Kapital freizusetzen. „Wir müssen die Eigenkapitalanforderungen für Verbriefungen senken“, fordert er.