Fed-Darlehen

US-Banken ziehen Notfallkredite

US-Banken leihen sich rekordhohe Mittel aus den alten und neuen Notfallprogrammen der Fed. Die Kredite sollen Einlagenkunden eigentlich beruhigen – sorgen stattdessen aber für Verunsicherung.

US-Banken ziehen Notfallkredite

Von Alex Wehnert, New York

Seit dem Kollaps der Silicon Valley Bank zapfen US-Finanzinstitute in großem Stil die Notfallkreditprogramme der Federal Reserve an. Aus dem am 12. März in Reaktion auf die jüngsten Marktturbulenzen eingeführten Bank Term Funding Program (BTFP) liehen sich Geldhäuser binnen weniger Tage nahezu 12 Mrd. Dollar – in der Woche bis Mittwoch waren es fast 54 Mrd. Dollar.

Auch am sogenannten Discount Window kommt es zu einer kräftigen Nachfrage. In der Woche bis zum 15. März beliefen sich die Volumina hier auf nahezu 153 Mrd. Dollar, mit mehr als 110 Mrd. Dollar fiel der Wert auch in der abgelaufenen Woche unnatürlich hoch aus. Zum Vergleich: Im Oktober 2008, also kurz nach der Insolvenz der In­vestmentbank Lehman Brothers, schwankten die wöchentlichen Werte um die Marke von 100 Mrd. Dollar.

Besicherte Darlehen aus dem Discount Window, das einst in physischer Form als Fenster an Schaltern in Notenbank-Vertretungen bestand, sollen in angespannten Liquiditäts­situationen als Stütze für Kreditinstitute dienen – die Fed wollte somit ursprünglich Bank Runs verhindern. Im Lauf der Zeit war es für Banken aber verstärkt mit einem Stigma der finanziellen Instabilität verbunden, das Discount Window anzuzapfen.

Dies verstärkte sich ab dem Jahr 2003 noch: Damals erhöhte die Fed die Discount Rate – also den auf Darlehen aus der Fazilität fälligen Zinssatz – von 0,75% auf 2,25%. Heute liegt sie mit 5% am oberen Ende des Leitzinskorridors der Notenbank. Gerade im Nachgang der Finanzkrise 2008 straften Aktieninvestoren Banken dafür ab, dass sie Notfallkredite der Fed in Anspruch nahmen.

Alarmierte Analysten

Wenngleich die Kreditprogramme der Notenbank das Vertrauen von Einlagenkunden stärken sollen, erfüllt die Aktivität am  Discount Window Analysten mit Sorge. Denn Marktteilnehmer werteten diese als Zeichen, dass die Probleme kommunaler und regionaler Banken noch schwerer wögen als angenommen. Pacwest Bancorp gab zuletzt beispielsweise bekannt, sich 10,5 Mrd. Dollar über die Notfallfazilität geliehen zu haben – die Aktie des Geldhauses aus Los Angeles hat im laufenden Monat bisher mehr als 65% ihres Werts eingebüßt.

Beobachter vermuten indes, dass die gestiegene Nutzung des Discount Windows maßgeblich auf die Einführung des BTFP zurückzuführen ist. Geldhäuser, die Treasuries oder andere Sicherheiten hinterlegen, können darüber Kredite erhalten. Die Sicherheiten gehen zu 100 Cent auf den Dollar ein, auch wenn sie weit darunter gehandelt werden. Damit sei es ein noch größeres Signal der Instabilität, das BTFP anzuzapfen, als sich über das Discount Window Liquidität zu verschaffen.

Hinzu kommt, dass für das BTFP nur Sicherheiten infrage kommen, die bei den Fed-Offenmarktgeschäften Verwendung finden. Langlaufende Kommunalanleihen fallen nicht darunter, werden am Discount Window aber akzeptiert. Gerade für First Republic Bank, bei der Municipal Bonds große Teile des Portfolios ausmachen, ist der Griff zur traditionellen Notfallfazilität damit einfacher. Von einem Eindruck finanzieller Stabilität ist aber auch das kalifornische Geldhaus weit entfernt.

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