M&A

US-Investoren kaufen mehr in Europa zu

Die Deutsche Bank hält das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen (M&A) für stabil. Insbesondere das transatlantische Geschäft wachse, wenn auch mit vertauschten Rollen.

US-Investoren kaufen mehr in Europa zu

lee Frankfurt

Trotz eines historischen Einbruchs der im Investment Banking erzielten Einnahmen sieht die Deutsche Bank keinen Anlass, Trauer zu tragen. Der für das Geschäfts mit Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) zuständige Berthold Fürst und sein für das Kapitalmarktgeschäft zuständige Kollege Henrik Johnsson stellten am Montag in einem Pressegespräch vielmehr heraus, dass sich der Produktmix im Investment Banking vor allem aufgrund der steigenden Zinsen verändert habe.

Laut Datendienstleister Dealogic sind die Einnahmen über alle Segmente des Investment Bankings hinweg im bisherigen Jahresverlauf um 32 % auf 30,4 Mrd. Euro zurückgegangen. Wie zuvor schon die Wettbewerber J.P. Morgan Chase und Lazard stellte auch die Deutsche Bank heraus, dass sich das Geschäft damit in etwa auf dem Durchschnittsniveau der Vorjahre eingependelt habe. „2021 war einfach ein absolutes Ausnahmejahr“, so Fürst in der Zoom-Konferenz mit Journalisten.

Im Vergleich zum Boomjahr nur leicht rückläufig entwickelt habe sich jedoch das Geschäft mit der Fusionsberatung in der EMEA-Region. Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2019 und 2020 habe dieses Segment sogar um 55 % zugelegt, wie Fürst betonte. „Aus der Produktperspektive ist M&A aktuell der klare Treiber“, ergänzte er.

Nach wie vor eine bedeutende Rolle spiele dabei das grenzüberschreitende Geschäft zwischen den USA und Westeuropa, das im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,5 % auf 295 Mrd. Euro zugelegt habe. „Interessanterweise hat aber die Richtung gewechselt“, sagte Fürst. Waren es im bis Ende Mai 2021 vor allem westeuropäische Käufer, die sich durch Übernahmen in den USA verstärkten, sind nun vor allem US-Käufer in Westeuropa aktiv. So gaben US-Investoren seit Juni vergangenen Jahres insgesamt 185 Mrd. Euro für Akquisitionen in Westeuropa aus, rund 100 Mrd. Euro mehr als ein Jahr zuvor. Das Gesamtvolumen der Zukäufe von westeuropäischen Investoren in den USA sei dagegen von 180 Mrd. Euro auf 110 Mrd. Euro zurückgegangen. „Als M&A-Banker würde ich eigentlich sagen, dass Zukäufe von strategischen Erwägungen getrieben werden und nicht von der Zinsentwicklung“, sagte Fürst.

Tatsächlich gebe es dabei auch einen taktischen Aspekt: „Die Frage, wann man zukauft, kann sehr wohl von der auseinanderlaufenden Zinsentwicklung abhängen.“ Johnsson merkte an, dass die auch infolge des Zinsanstiegs zunehmende Volatilität die Verfügbarkeit von Kapital erstmals seit langem wieder zu einem kritischen Faktor mache. Die unvermeidliche Folge sei, dass es Gewinner und Verlierer geben werde: „Unternehmen mit einer gesunden Bilanz sind im Vorteil.“

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