Neobroker Webull plant Spac-Listing
Der US-Neobroker Webull sucht einen kurzen Weg an die Börse. Angestrebt wird die Einbringung in den Börsenmantel SK Growth Opportunities zu einer Bewertung von 7,3 Mrd. Dollar, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens hervorgeht. Webull wäre dann als Bestandteil von SK Growth Opportunities an der Nasdaq notiert. Bei der Konstruktion handelt es sich um eine Special Purpose Acquisition Company (Spac), also eine börsennotierte Mantelgesellschaft, die eine gezielte Übernahme von Unternehmen zum Ziel hat.
Problematische Governance-Struktur
Als gutes Zeichen wird gewertet, dass Wachstumswerte wieder derartige Transaktionen wagen. Bei Webull gibt es allerdings Warnsignale, die sich an Governance-Struktur und Bewertung festmachen. Die Emission ist so strukturiert, dass die SK-Growth-Aktionäre nach Verschmelzung keine Stimmrechte erhalten. Denn es kommt die in den USA beliebte duale Aktienstruktur zum Einsatz, die Gründern und Altaktionären ein erhöhtes oder alleiniges Stimmrecht zubilligt.
Außerdem sollen nur 10 Millionen Aktien in den Handel kommen, was die Liquidität einengt und zu einem volatilen Handel führen kann. Dabei könnte sich Webull aus einem Pool von 785 Millionen Aktien bedienen. Dass so wenig in den Streubesitz kommt, liegt auch daran, dass bei der Transaktion lediglich 100 Mill. Dollar aufgenommen werden sollen. Das Emissionsvolumen, bei einem Spac via Privatplatzierung, wird gerne klein gehalten, da es sich so leichter bei ausgewählten Investoren unterbringen lässt.
Deal ist unsicher
Je nach Feedback der Investoren kann die Emissionsstruktur noch angepasst werden. Mehr als die Hälfte der SK-Growth-Aktionäre haben ihre Wertpapiere bereits zurückgegeben, wie die „Financial Times“ berichtet. Damit dürfte der Deal gefährdet sein.
Eigentümer von Webull ist primär die auf den Cayman Islands angesiedelte Holding Hunan Fumi des chinesischen Unternehmers Wang Anquan. Mitte 2021 hatte Anquan schon einmal einen Börsengang versucht. Als indikative Bewertung wurden seinerzeit 3,6 Mrd. Dollar genannt.
Dass Webull nun eine doppelt so hohe Bewertung durchsetzen will, ist ambitioniert. Von den 20 Millionen registrierten Konten sind 4,3 Millionen mit Guthaben für den Handel befüllt, was 2023 in ein Tradingvolumen von 370 Mrd. Dollar mündete. Das verwahrte Vermögen beträgt 8,2 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Rivalin Robinhood zählt mehr als 23 Millionen aktive Depots, mehr als 100 Mrd. Dollar in Verwahrung und wird an der Börse mit 14 Mrd. Dollar bewertet.
Robinhood als Vergleichswert
Wie Robinhood bezieht Webull einen Teil ihrer Einnahmen aus Rückvergütungen für die Weiterleitung von Wertpapieraufträgen (Payment for Orderflow, PFOF). Das waren im abgelaufenen Geschäftsjahr 159 Mill. Dollar nach 251 Mill. Dollar im Jahr 2022. Die gesamten Webull-Erträge sollen 2023 rund 1,55 Mrd. Dollar betragen haben.
Der Nettogewinn wurde im Oktober auf eine Spanne von 44,8 bis 47,0 Mill. Dollar taxiert, was einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreswert entspräche. Für das laufende Jahr stellt die Gesellschaft Erträge von bis zu 1,825 Mrd. Dollar sowie einen Nettogewinn von bis zu 70 Mill. Dollar in Aussicht.
Hausaufgaben erledigt
Sobald testierte Zahlen für 2023 vorliegen, dürfte sich Webull in die Vermarktung des Spac-Listings begeben. CEO Anthony Denier wirbt damit, dass Webull-Kunden aktiver seien als jene von Robinhood. Ob das reicht, Skeptiker zu überzeugen, wird sich im Frühjahr zeigen.
Zuletzt waren viele Spac-Transaktionen gescheitert, weil zum einen die US-Börsenaufsicht SEC zusätzliche Anforderungen stellte und zum anderen allgemein gesunkene Bewertungen Listings unattraktiv machten. Außerdem haftet den Spac-Börsengängen der Ruf an, ein Glücksrittertum zu verfolgen. Offenbar werden die Emittenten nun aber mutiger und die Investoren aufgeschlossener.