US-Tochter der Allianz bekennt sich „schuldig“
sck München
Das Fondsdebakel in den USA hat für die Allianz teure juristische Konsequenzen. Die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) zahlt an das US-Justizministerium (Department of Justice, DOJ) und an die US-Börsenaufsicht SEC eine Geldstrafe von insgesamt 849 Mill. Dollar. Davon entfallen auf die SEC 675 Mill. Dollar und auf das DOJ 174 Mill. Dollar. Letztere Summe zählt juristisch als Gewinnabschöpfung. Der fällige Betrag an die SEC könne „teilweise zur Entschädigung von Investoren verwendet werden“, meldete die Allianz. Zugleich wird sich AGI in den USA „gemäß der Einigung [...] eines Wertpapierbetrugs schuldig bekennen“. In der Einigung mit der SEC werde festgestellt, dass die Allianz-Tochter gegen amerikanische Wertpapiergesetze verstoßen hat.
Das sind die beiden Kernpunkte eines Vergleichs von AGI mit den beiden US-Behörden, über die die Allianz SE am Dienstagnachmittag nach Öffnung der Börse in New York ad hoc informierte. Strafrechtlich konnte der Münchner Dax-Konzern in den USA damit ein für das Unternehmen ärgerliches, teures Kapitel außergerichtlich abschließen. Das DOJ und die SEC schlossen ihre Ermittlungen gegen AGI ab. In einer Sachverhaltsdarstellung sei dargelegt worden, dass „die Untersuchung des DOJ keinerlei Hinweise auf Kenntnis von oder Beteiligung an dem Fehlverhalten bei der Allianz SE oder einem anderen Unternehmen der Allianz Gruppe ergeben hat“. Der Konzern legt Wert auf die Festellung, dass das „kriminelle Fehlverhalten [...] auf einige wenige Personen in der Abteilung für Strukturierte Produkte von AGI US beschränkt war“.
Die Anleger reagierten mit Erleichterung auf die Nachricht. In einer guten Marktstimmung gewann die Allianz-Aktie im Xetra-Handel zeitweise 1,9% auf 202,60 Euro an Wert.
Im Detail bezog sich der Vergleich auf den Streit um die Structured-Alpha-Hedgefonds der Allianz in den USA. Die Structured-Alpha-Fonds hatten zu Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 Milliardenverluste erlitten. Daraufhin war die Allianz vor allem von US-Pensionsfonds auf mehrere Milliarden Dollar verklagt worden. Anfangs hatte der Versicherer die Vorwürfe uneingeschränkt zurückgewiesen. Zeitgleich mit dem Einschreiten des US-Justizministeriums begann die Allianz jedoch, eigene Fehler bei der Fondstochter AGI einzuräumen.
Im ersten Quartal dieses Jahres zog Europas größter Erstversicherer aus der Causa einen bilanziellen Schlussstrich. Die Allianz stockte ihre Rückstellungen für den Fall um zusätzliche 1,9 Mrd. Euro auf insgesamt 5,6 Mrd. Euro vor Steuern auf (vgl. BZ vom 11. Mai). In ihrer Ad-hoc-Meldung vom Dienstag wies die Allianz-Führung darauf hin, dass mit diesen Rückstellungen die Geldstrafen in den USA und Schadenersatzforderungen institutioneller Investoren abgedeckt seien. „Andere finanzielle Verpflichtungen, die vom DOJ und der SEC festgesetzt wurden, sind oder werden durch die etwa 5 Mrd. Dollar an Structured-Alpha-Investoren gezahlten Entschädigungen erfüllt“, heißt es in der Mitteilung.
Beschränkung des Geschäfts
Das Schuldeingeständnis hat für AGI harte Konsequenzen im operativen Geschäft in den USA. Nach Unternehmensangaben wird AGI US „nach Ablauf einer Übergangsfrist von der Beratung von in den USA registrierten Investmentfonds und bestimmten Arten von Pensionsfonds ausgeschlossen“. Der Allianz zufolge erteilt die SEC Ausnahmegenehmigungen, die sicherstellten, dass der Vergleich Geschäftsaktivität von der Fondstochter Pimco und der Allianz Life US nicht beeinträchtige. Zugleich will die Allianz die Investment-Management-Aktivität von AGI US, die 120 Mrd. Dollar verwaltet, auf einen neuen US-Partner übertragen. Dazu unterzeichnete die Allianz eine Absichtserklärung.