V-Bank arbeitet sich von Rekord zu Rekord
Von Stefan Kroneck, München
Die auf Vermögensverwalter ausgerichtete Münchner Depotbank V-Bank hält Kurs trotz einer gestiegenen Unsicherheit an den Finanzmärkten. „Wir erwarten auch 2022 starken Zuwachs“, sagte der Vorstandsvorsitzende Lars Hille im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Im laufenden Jahr peilt das Institut seinen Worten nach ein Plus beim betreuten Kundenvermögen (Assets under Custody) von 10% auf 38,3 Mrd. Euro an. Die Zahl der Kundenkonten und -depots soll auf 43300 (i.V. plus 29% auf 39500) zulegen. Beim Ergebnis vor Steuern plant er einen Anstieg um ein Drittel auf 14,1 Mill. Euro. Das wären neue firmeneigene Bestwerte nach dem Rekordjahr 2021.
Im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus gelang der V-Bank ein schwungvoller Auftakt. „Wir sind positiv überrascht. Unsere Planung ist eher konservativ.“ Trotz Börsenturbulenzen wegen steigender Zinsen, Inflationsschüben und des Ukraine-Kriegs verzeichnete die V-Bank einen sehr guten Jahresstart. Auf Basis des Zwischenstands zeichnet sich laut Hill sogar ab, dass 2022 die Schwelle von 40 Mrd. Euro bei den Assets under Custody überschritten werden könnte. Ende März verbuchte das Unternehmen bereits 37,3 Mrd. Euro – gegenüber dem Jahresultimo war das ein Plus von 0,5 Mrd. Euro netto. Die Kundenzahl wuchs bis dahin auf 41500. Die Zahl der betreuten Vermögensverwalter stieg auf 452. Im vergangenen Jahr legte diese Zahl um 36 auf 438 zu. Zwar liegt der stärkste Wettbewerber, die DAB BNP Paribas, mit geschätzten rund 50 Mrd. Euro Assets under Custody auf Platz 1 in Deutschland noch knapp vor der V-Bank, diese verringert aber den Abstand zum Branchenprimus. Hille zeigte sich im Vergleich selbstbewusst. Für ihn ist die V-Bank bereits Marktführer im Kerngeschäft. „Wir betrachten uns als Marktführer unter den Depotbanken in Deutschland im klassischen Vermögensverwaltungsgeschäft als B2B-Partner“, sagte er. Letzteres stellt die Betreuung der bankenunabhängigen Vermögensverwalter heraus, daher Business-to-Business. Das frühere Vorstandsmitglied der DZ Bank führt die V-Bank seit Juli 2020. Seinerzeit trat der heute 59-Jährige die Nachfolge von Jens Hagemann an, der das 2008 an den Start gegangene Institut mit aufgebaut hatte.
Ziele übertroffen
Im vergangenen Jahr sorgte der Börsenboom bei der V-Bank für zusätzlichen Rückenwind. „Das Wachstum war ungebrochen“, berichtete der CEO. Die V-Bank habe ihre Ziele teils deutlich übertroffen. 2021 sprang das verwaltete Kundenvermögen um 44% auf 36,8 Mrd. Euro. Das Institut wachse damit schneller als die Konkurrenz. Mit einem erwirtschafteten Ergebnis vor Steuern von 10,6 Mill. Euro fiel das Resultat um 14% höher aus als ursprünglich vom Management geplant. Die Eigenkapitalrendite legte auf 11,7 (10,5)% zu.
Aufgrund der Wachstumsdynamik reichen die bisherigen Bürokapazitäten am Standort München nicht mehr aus, trotz eines Anteils von 30% für flexible Arbeitsplätze. Deshalb plant die Bank Hille zufolge zum Jahreswechsel 2022/23 einen Umzug innerhalb der bayerischen Landeshauptstadt. „Wir brauchen mehr Platz. Wir suchen Räumlichkeiten für bis zu 150 Mitarbeiter.“ Ende 2021 umfasste die V-Bank 89 Mitarbeiter. Das war ein Plus von nahezu einem Viertel oder 17 Personen. Die Zahl soll dem CEO zufolge bis Ende 2022 um netto 14 neue Mitarbeiter auf dann insgesamt 103 Personen steigen. V-Bank baut Personal vor allem in den Bereichen Kundenbetreuung und Handel auf.
Derweil erhöhte das Institut abermals ihr Kapital. „Wir haben jüngst unser Grundkapital durch Ausgabe neuer Aktien um 31,7 Mill. Euro und damit unsere Risikotragfähigkeit erhöht“, sagte Hille. Die Gesellschafter hätten sich daran gemäß ihren Anteilen beteiligt. „Dadurch bleibt die Gesellschafterstruktur unverändert.“
Der Gesellschafterkreis der V-Bank ist heterogen, wird aber von zwei Großaktionären dominiert. Größter Eigentümer ist Horus. Das Family Office des Milliardärs Lutz Helmig ist mit 47,6% beteiligt. Der Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische hält 15%. Vermögensverwalter und andere Family Offices sind mit zusammen 34,6% engagiert, die Mitarbeiter halten 2,8%.
Die jüngste Barkapitalerhöhung war laut Hille erforderlich, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen im Rahmen des dynamischen Wachstums. „Unsere harte Kernkapitalquote beträgt derzeit 10%. 2022 steigt diese voraussichtlich auf über 13%.“ Ende vergangenen Jahres verfügte die Bank über 110 Mill. Euro Eigenmittel, davon 60 Mill. Euro Grundkapital.
Unterdessen muss sich die Geschäftsführung im Antragsverfahren als Verwahrer von Kryptowerten noch in Geduld üben. „Das wird ein Stück länger dauern“, räumte Hille ein. Das länger als erwartet dauernde Genehmigungsverfahren für Banken begründete er damit, dass das Verfahren zwischenzeitlich umgestellt wurde. In diesen Fällen entscheidet darüber die Europäische Zentralbank final, nicht mehr allein die deutsche Finanzaufsicht BaFin, wie es bislang in Deutschland der Fall war. In diesem Zusammenhang sprach er von einem „Common Procedure“. Die V-Bank will sich als Verwahrer breiter aufstellen. Deshalb will sie ihr Geschäftsmodell auf digitale Assets ausweiten.
Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung hatte Hille im August vergangenen Jahres berichtet, eine Lizenz als Kryptoverwahrer beantragt zu haben (vgl. BZ vom 5.8.2021). Mit einer Genehmigung rechnete er seinerzeit bis Ende 2021. Ende Juni vergangenen Jahres hatte die BaFin Coinbase Germany als erstem Unternehmen die Verwahrung und den Eigenhandel von Cyberwährungen wie Bitcoin genehmigt.