Verdi argumentiert mit hoher Inflation
lee Frankfurt
– Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Risiken stellen nach Ansicht der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi keinen Grund dar, Abstriche in der aktuellen Tarifrunde für das Kreditgewerbe zu machen. „Die Banken stehen stabil da“, konstatierte Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei Verdi und Verhandlungsführer in den völlig festgefahrenen Tarifverhandlungen für das private Bankgewerbe, am Mittwoch.
Angesichts der auch wegen der infolge des Konflikts explodierenden Sprit- und Energiepreise hohen Inflation sieht Verdi offenbar wenig Spielraum, um von ihren Gehaltsforderungen abzurücken. Duscheck: „Die Prognosen über einen baldigen Rückgang haben sich nicht bewahrheitet.“ Noch vor wenigen Wochen hatte der Arbeitgeberverband des privaten Kreditgewerbes, AGV Banken, unter Berufung auf die Prognose des Ifo-Instituts mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,5% hantiert (BZ vom 3. März). Inzwischen haben die von den Münchener Wirtschaftsforschern befragten Ökonominnen und Ökonomen ihre Prognose auf 4,4% erhöht. Verdi hält 5% für realistisch.
Kritik an Nullmonaten
Die Arbeitgeberangebote in den jeweils separat geführten Verhandlungen für die privaten und öffentlichen Banken sowie die Postbank liegen weit darunter. Duscheck und die Verhandlungsführer bei den öffentlichen Banken, Stefan Wittmann, und der Postbank, Roman Eberle, reiben sich dabei vor allem an langen Laufzeiten und den vielen „Nullmonaten“, die sich die Arbeitgeber wünschen. Aus ihrer Sicht gebietet es die soziale Verantwortung den Arbeitgebern, zurück an den Verhandlungstisch zu kehren. Bei den Beschäftigten, deren Interessen sie vertreten, handele es sich keineswegs um „hoch bezahlte Investmentbanker“, sondern um Facharbeiter mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 2000 Euro.
Die Tarifgespräche für Postbank und Postbank Filialvertrieb gehen am 22. März weiter, die öffentlichen Banken folgen am 31. März. Funkstille herrscht bei den privaten Banken.