Verdi lässt im Tarifstreit die Muskeln spielen
lee Frankfurt
In den erstmals getrennt geführten Tarifverhandlungen für die privaten und öffentlichen Banken zeichnet sich bislang keine Annäherung ab. Für die mitten in der Restrukturierung befindliche Commerzbank droht dies zur Belastungsprobe zu werden. Nach Informationen der Börsen-Zeitung droht der Zeitplan für die Verhandlung über den Stellenabbau im Privatkundengeschäft wegen der für diese und nächste Woche angekündigten Warnstreiks zu wackeln. Denn angesichts des hohen Organisationsgrads bei der Commerzbank könnte der Arbeitskampf dazu führen, dass Sitzungen des Gesamtbetriebsratsausschusses (GBA) ausfallen, in denen es um den Teilinteressenausgleich für die 240 Commerzbank-Filialen geht, die noch in diesem Jahr geschlossen werden sollen.
Verdi will die Tarifrunde nutzen, um eigene Haustarifverträge für die digitalen Beratungszentren zu erzwingen, die künftig die von Filialschließungen betroffenen Kunden betreuen sollen. Um Arbeitszeiten, Kündigungsschutz und Gehälter der Digitalzentren auszuhandeln, hat sich die bei der Commerzbank eigens gebildete Tarifkommission vorbehalten, im Rahmen der Tarifverhandlungen auch mit Blick auf eigene Forderungen zum Arbeitskampf aufzurufen. Anders als unbefristete Streiks führt Verdi im Rahmen von Tarifverhandlungen Warnstreiks auch ohne Urabstimmung durch.
Zu den Flächentarifverhandlungen wollte sich die Commerzbank am Dienstag nicht äußern, da diese nicht von ihr, sondern vom AGV Banken geführt würden. Für den AGV sitzt jedoch Commerzbank-Arbeitsdirektorin Sabine Schmittroth am Verhandlungstisch, die zugleich Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbands ist. Ihr gegenüber sitzen für Verdi Jan Duscheck und sein Stellvertreter Stefan Wittmann, der die Gewerkschaft auch im Aufsichtsrat der Bank vertritt. Ein Commerzbank-Sprecher betonte, dass es keinen Zusammenhang zu den Verhandlungen über den Teilinteressenausgleich gebe, die bis Jahresende abgeschlossen werden sollen.