Verhaltener Ausblick nach Rekord
sto Frankfurt
Nach einem Rekordjahr dämpft die DZ Bank die Erwartungen für den laufenden Turnus, zumal der Krieg in der Ukraine die Unsicherheit über Konjunkturverlauf und Börsenentwicklung erhöhe. Vor Kriegsausbruch war als Prognose ein Gewinn am oberen Ende der Spanne von 1,5 bis 2 Mrd. Euro aufgestellt worden, weil es zu Jahresbeginn im operativen Geschäft eine weiter hohe Kundennachfrage gegeben habe. „Die geopolitischen Rahmenbedingungen erhöhen jedoch die Unsicherheit von Prognosen deutlich“, sagte Co-Vorstandsvorsitzender Cornelius Riese bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz am Mittwoch. 2021 hatte das genossenschaftliche Spitzeninstitut mit 3,1 Mrd. Euro den höchsten Gewinn vor Steuern in ihrer Geschichte erwirtschaftet – mehr als doppelt so hoch wie 2020 mit 1,45 Mrd. Euro.
Auch gegenüber dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2014 von 2,9 Mrd. Euro ist das noch einmal eine deutliche Steigerung. „Diese positive Entwicklung ist Ausdruck unserer engen Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken, des Vertrauens unserer Kunden und der Verankerung in der Region“, so Co-Vorstandschef Uwe Fröhlich. Auch der forcierten Struktur als Allfinanzkonzern sei diese Entwicklung zu verdanken. Den Anteilseignern, vor allem Genossenschaftsbanken, winkt nun eine Rekorddividende von 20 Cent nach bisher 18 Cent als höchster Wert. Die geplante Ausschüttungssumme beträgt 356 Mill. Euro.
Engagement überschaubar
Die direkten Folgen des Angriffs Russlands auf die Ukraine sowie der Sanktionen sind bei der DZ Bank begrenzt. Das Engagement in Russland, in der Ukraine und Belarus beläuft sich demnach auf weniger als 300 Mill. Euro. Dabei handelt es sich überwiegend um kurzfristige Handelsfinanzierungen und um über Kreditversicherungen gesicherte Kredite. In Moskau hat die DZ Bank eine Repräsentanz mit drei Mitarbeitern, in der Ukraine ist sie nicht vertreten. Geschäftsbeziehungen zu Oligarchen gibt es nicht, ebenso wenig wie eingefrorene Konten durch die Sanktionen.
Mit Blick auf Zweitrundeneffekte gibt es weniger Klarheit, etwa über Auswirkungen auf in der Region aktive deutsche Firmenkunden oder über die allgemeine Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung. Ein massives Kreditausfallrisiko ist aber durch den Krieg in der Ukraine wohl nicht zu erwarten, sondern eher ein punktuelles Problem wie durch die Pandemie. 2021 hatte sich die Situation bei der Risikovorsorge so sehr entspannt, dass die DZ Bank Nettoauflösungen von 120 Mill. Euro verbuchen konnte. Schwerer wiegt dagegen das Börsenrisiko durch den Krieg. Die Kapitalmärkte und die IFRS-Bilanzierung sorgen bei der DZ-Bank-Gruppe schnell mal für 1 Mrd. Euro Bewegung beim Ergebnis.
Eben aus dieser Richtung bekam das genossenschaftliche Spitzeninstitut vergangenes Jahr kräftigen Rückenwind, zuvorderst bei der Fondstochter Union Investment. Diese hatte bereits von einem außerordentlichen Rekordjahr berichtet (vgl. BZ vom 18. Februar). Aber auch beim Versicherer R+V gab es einen kräftigen Schwung im Kapitalanlageergebnis von 2,1 auf 5,3 Mrd. Euro, was neben dem verbesserten Neugeschäft und trotz der Belastungen durch die Flutkatastrophe zu einem Vorsteuerergebnis von 772 (i.V. 277) Mill. Euro führte (vgl. BZ vom 17. Februar). Weniger als im Vorjahr profitierte dagegen die DZ Hyp in ihrem südeuropäischen Staatsanleihenportfolio mit Zuschreibungen von 63 (118) Mill. Euro. Eine gute operative Entwicklung sorgte für ein leicht gestiegenes Ergebnis von 588 Mill. Euro.
Eine starke Trendwende verzeichnete die Bausparkasse Schwäbisch Hall (vgl. BZ vom 1. Februar), die besonders unter den niedrigen Zinsen leidet. Nach Veränderungen bei den Produkten, den Tarifen und der Erschließung neuer Vertriebswege ging der Trend nun endlich wieder aufwärts nach einer langen Talfahrt: Das Ergebnis kletterte um 60,5% auf 130 Mill. Euro. Der Ratenkreditspezialist TeamBank hatte bereits über ein stabil gehaltenes Ergebnis auf hohem Niveau berichtet (vgl BZ vom 23. Februar).
Glänzend verlief das Bankgeschäft. Die Erträge der DZ Bank wurden um mehr als 300 Mill. Euro gesteigert, sie baute das Kundengeschäft im Kapitalmarkt- und Firmenkundengeschäft sowie im Transaction Banking weiter aus. Schlussendlich reichte dies für ein quasi verdoppeltes Ergebnis von 465 Mill. Euro. Die DZ Privatbank steigerte ihr Ergebnis leicht auf 41 Mill. Euro.
Die Abwicklung des Transportfinanzierers DVB Bank läuft schneller als geplant, von dem Kreditportfolio von einst 20 Mrd. Euro waren per Ende 2021 nur noch 1,6 Mrd. Euro nach Verkäufen und Rückabwicklung übrig. Im August wird die DVB auf die DZ Bank verschmolzen. 140 von ehemals 600 Mitarbeiter wechseln zur Mutter, aber zwei Drittel davon mit befristeten Verträgen.
Wermutstropfen VR Smart
Einziger Wermutstropfen bleibt VR Smart Finanz, die einstige VR Leasing, deren absolvierte Rosskur durch die Pandemie durchkreuzt wurde, weil das Kernprodukt zwischenzeitlich auf Eis gelegt werden musste. Das Neugeschäftsvolumen ging nochmals drastisch zurück auf 0,87 (1,25) Mrd. Euro. Durch eine verringerte Kostenbasis und eine entspanntere Risikosituation gelang es zumindest, den Verlust auf 9 Mill. Euro zu verringern. Doch in der DZ Bank geht man fest davon aus, dass das Geschäftsmodell der digitalen Kreditvergabe bald zündet. Das Verfehlen des Turnarounds, der für 2020 geplant war, wird der Pandemie zugeschrieben, weil die Freiberufler als wichtige Kunden besonders betroffen sind.
Zukäufe im Blick
Angesichts der guten Lage hat die DZ Bank Zukäufe von mittlerer Größe und bei speziellen Themen fest im Blick, wie Riese betonte. Als Beispiele der Vergangenheit nannte er die Übernahmen von Union Investment in Österreich oder der ZBI. Der Kauf einer Bank ist für die DZ Bank aber nicht attraktiv wegen drohender Überlappung von Kunden und Geschäftsfeldern – und von einer Fusion mit der Commerzbank will man schon gar nichts wissen: „Wir haben gute Beziehungen, es ist ein befreundeter Wettbewerber, aber es wurde nie ein Hochzeitswunsch diskutiert und wird es auch nicht in der Zukunft“, lautete hierzu die klare Aussage von Riese.
Zum laufenden Mehrheitserwerb der Kreditauskunftei Schufa zusammen mit den Sparkassen erklärte Riese, dass die Genossenschaftsbanken über die Teambank und andere Institute den Anteil von aktuell 21% auf 25% ausbauen wollen. Mit einer ausgewogenen Eigentümerstruktur sei das Neutralitätsgebot sichergestellt. Der Finanzinvestor EQT kämpft ebenfalls um einen Einstieg. Zur Absage an einer Teilnahme an der europäischen Zahlungsverkehrsinitiative EPI erklärte Fröhlich, dass die Teilnehmerzahl in Europa zu gering sei. Zudem halte die DZ Bank den Ansatz der Initiative, auf eine EPI-Karte zu setzen, für falsch und hätte eine Wallet-Lösung bevorzugt.
DZ-Bank-Gruppe | ||
Kennzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 2785 | 2686 |
Provisionsüberschuss | 2935 | 2121 |
Handelsergebnis | 152 | 693 |
Erg. aus Finanzanlagen | 245 | 166 |
Erg. aus Finanzinstr. | 242 | –62 |
Erg. Versicherung | 842 | 347 |
Risikovorsorge | 120 | – 678 |
Verwaltungsaufwand | 4265 | 4036 |
Sonst. betriebl. Ergebnis | 41 | 210 |
Konzernerg. vor Steuern | 3096 | 1445 |
Ertragssteuern | 920 | 472 |
Konzernergebnis | 2176 | 973 |
Cost Income Ratio (%) | 58,9 | 65,5 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 627 | 595 |
Börsen-Zeitung |