Verlässlicher Partner an Chinas Seite

Der Handel mit dem Reich der Mitte stärkt Frankfurt

Verlässlicher Partner an Chinas Seite

Die aktuellen Turbulenzen der chinesischen Aktienmärkte mögen das Vertrauen in den Finanzplatz China eher schwächen. Das bislang sehr starke Wirtschaftswachstum hat an Schwung verloren, das wird nicht zuletzt am Börsenbarometer sichtbar. Dennoch gibt es begründeten Optimismus für einen weiterhin nachhaltigen Aufschwung Chinas. Davon profitiert nicht zuletzt der Finanzplatz Frankfurt. Die hessische Metropolregion unterhält enge Verbindungen zu China. Obwohl beide Länder durch tausende Kilometer getrennt sind, sind sie sich durch die exzellenten Handelsbeziehungen sehr nah. Unbestrittene BedeutungDie Bedeutung Chinas für die deutsche Realwirtschaft ist unbestritten. Der Handel zwischen Deutschland und China betrug 154 Mrd. Euro im Jahr 2014. Mit einem Anteil von 31 % am Handelsvolumen zwischen der EU und China ist Deutschland wichtigster Handelspartner in Europa. Frankfurt bietet die nötige Infrastruktur und Größe, die wirtschaftlichen Beziehungen zu China zu unterstützen. Das größte Finanzzentrum Deutschlands spielt eine wesentliche Rolle in der Abwicklung des florierenden Handels mit China. Der Anteil hessischer Waren, die jährlich ins Reich der Mitte exportiert werden, sowie der Import chinesischer Güter nach Hessen erhöhen sich stetig. Im Jahr 2014 betrug das Handelsvolumen zwischen China und Hessen beachtliche 10,17 Mrd. Euro – Tendenz steigend.Mit dem wirtschaftlichen Erfolg Chinas geht auch die Stärkung der chinesischen Währung einher. Innerhalb von nur fünf Jahren hat der Anteil der hierzulande in Renminbi abgewickelten Handelsgeschäfte mit China von null auf 22 % zugenommen. Davon profitiert Frankfurt unmittelbar. Bereits im November 2014 wurde nicht zuletzt auf Initiative von Frankfurt Main Finance das Renminbi-Handelszentrum am Finanzplatz gegründet; seither ist Frankfurt Knotenpunkt. Die Zahlungsabwicklung in Renminbi ist direkt über die Bank of China in Frankfurt möglich. Vorreiterrolle lohnt sichWie bedeutend der Yuan für den Welthandel ist, zeigt auch die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF), den Renminbi ab Oktober 2016 in den Währungskorb mit aufzunehmen. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Bedeutung der chinesischen Währung noch weiter zunehmen wird. So bereitet man mittlerweile auch in den Vereinigten Staaten den Handel mit Yuan vor. Der Finanzplatz Frankfurt zeigt sich mit seiner frühen Öffnung gegenüber der chinesischen Währung als ein Vorreiter.Schon heute bietet das Renminbi-Handelszentrum deutschen Unternehmen eine Reihe von Vorteilen. Perspektivisch wird sich dies noch verstärken. Da Unternehmer die Schwankungen der chinesischen Leitwährung nicht einfach ignorieren können, werden Absicherungsgeschäfte immer gefragter. Bereits kleine Kostenvorteile können dabei große Wirkung zeigen. Steigt beispielsweise der Anteil von in Renminbi abgewickelten Zahlungen von derzeit knapp 20 auf gut 40 %, könnten sich die Einsparungen allein für kleine und mittlere Unternehmen nach unserer Schätzung auf jährlich mindestens 500 Mill. Euro summieren. Der Renminbi-Handelsplatz wird so für Unternehmer aus Hessen, Deutschland und Europa interessanter.Eine der wichtigsten Aufgaben des Finanzplatzes Frankfurt ist die Zusammenführung von Kapital- und Investitionsbedarf. Der Finanzplatz ist traditionell eng mit der Realwirtschaft verflochten und fördert so aktiv das Wirtschaftswachstum in der Region. Mit dem Renminbi-Handelszentrum unterstützt Frankfurt den Handel zwischen Hessen und China. “Made in Germany” gefragtOhne Zweifel ist der politische, kulturelle und wirtschaftliche Austausch mit China eine Bereicherung für Deutschland und den Finanzplatz. Dies belegt auch das Vertrauen der Chinesen in die deutsche Wirtschaft: 1,6 Mrd. US-Dollar flossen im Jahre 2014 in Direktinvestitionen am Standort Deutschland. Die Chinesen schätzen die Qualität der deutschen Industrie- und Technologieunternehmen. Die Bezeichnung “Made in Germany” ist auch in China als Qualitätsmerkmal begehrt. Weiterer MeilensteinDer Handel beschränkt sich nicht nur auf die Importe und Exporte von Waren. Auch der Handel mit chinesischen Wertpapieren ist seit dem vergangenen Jahr in Frankfurt einfacher möglich. Die Shanghai Stock Exchange, die Deutsche Börse und die China Financial Futures Exchange haben die “China Europe International Exchange” (CEINEX) ins Leben gerufen. Dies ist die erste Börse mit chinesischen Werten außerhalb Chinas. Nach Etablierung des Renminbi-Zentrums ist der Ausbau des deutsch-chinesischen Marktplatzes ein weiterer Meilenstein für den Finanzplatz.Auch in Zukunft werden sich Frankfurt und China enger verbinden. So plant die Deutsche Börse in diesem Jahr ein Joint Venture mit der chinesischen Zentralbank, das den Handel von Zins- und Währungsderivaten anbieten soll. Die vielfältigen Kooperationen werden den Finanzplatz auch weiterhin langfristig stärken. Zwar unterliegt der chinesische Kapitalmarkt noch vergleichsweise strengen Kontrollen durch die Regierung in Peking, dennoch öffnet sich das Land zusehends ausländischen Investoren. Schlüsselpartner in EuropaDie positiven Wirtschaftsbeziehungen beider Länder werden durch die freundschaftlichen und konstruktiven diplomatischen Verbindungen unterstützt. Die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1972 zu einer großen Erfolgsgeschichte entwickelt. China ist der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands in Asien. Bei den vergangenen Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen im Jahr 2014 wurde der “Aktionsrahmen für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit mit dem Titel Innovation gemeinsam gestalten” be-schlossen. Auch die Vereinbarung über die Errichtung des ersten Renminbi-Handelszentrums in der Eurozone wurde durch die Staatschefs beider Länder unterzeichnet. China sieht Deutschland daher nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch als seinen Schlüsselpartner in Europa.Auch Forschung und Wissenschaft in Frankfurt beschäftigen sich intensiv mit den wirtschaftlichen Verbindungen zu China. Das jüngst eröffnete Sino-German Center of Finance and Economics unterstützt den Finanzdialog zwischen beiden Ländern. Es ist Teil der Goethe-Universität in Frankfurt und beschäftigt sich mit unabhängiger Forschung und Aus- und Weiterbildung zum besseren gegenseitigen Verständnis. Die Eröffnung eines deutsch-chinesischen wissenschaftlichen Forschungszentrums ist ein sichtbarer Beweis und ein Zeichen für die Bedeutung Chinas für den Wissenschaftsstandort Frankfurt. Darüber hinaus beschäftigt sich das China-Institut an der Goethe-Universität seit 1925 mit der chinesischen Kultur.Trotz aktueller Kurseinbrüche an den chinesischen Aktienmärkten wird die Bedeutung des Handelszentrums in keiner Weise geschwächt. Der Finanzplatz Frankfurt wird als verlässlicher Partner an der Seite Chinas stehen und den wirtschaftlichen Erfolg mit Hilfe der digitalen Handelsrouten weiter fördern. Auch zukünftig wird Frankfurt in den deutsch-chinesischen Beziehungen eine zentrale Rolle spielen.—Lutz Raettig, Sprecher des Präsidiums von Frankfurt Main Finance