GLS Bank

Vernichtende Kritik an EU-Taxonomie

„Wenn ich eine Note vergeben sollte, ist es eine 6, weil es keine 7 gibt.“ Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS-Bank, äußerte bei der Bilanzvorlage seines Instituts harsche Kritik an der EU-Taxonomie.

Vernichtende Kritik an EU-Taxonomie

ak Köln

Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank, hat bei der Bilanzvorlage seines Instituts kein gutes Haar an der EU-Taxonomie gelassen: „Wenn ich eine Note vergeben sollte, ist es eine 6, weil es keine 7 gibt.“ Jorberg, der das nachhaltig-ökologisch orientierte Geldhaus seit 19 Jahren führt, knöpfte sich nicht nur den geplanten Ausweis von Atomenergie als grün vor. Er merkte auch an, dass kleine Banken und Sparkassen in der aktuellen Ausgestaltung unter einer Wettbewerbsverzerrung litten. Denn unter die Taxonomie fallen bisher nur kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Die seien aber selten Kunden kleinerer Geldhäuser. So kommt es, dass die Green Asset Ratio der GLS Bank sich nur im einstelligen Bereich bewegen würde, erläuterte Jorberg. „Da ist in doppelter Weise das Ziel verfehlt worden, einen Mindeststandard für grüne Geldanlagen zu schaffen“, beklagte der Bankchef.

Den Kundenzulauf zur GLS Bank bremst das alles nicht. Das Institut steigerte die Bilanzsumme im abgelaufenen Jahr um 15% auf 9,2 Mrd. Euro. Die Bochumer dürften sich damit unter die 15 größten deutschen Genossenschaftsbanken vorgearbeitet haben. Die Kundeneinlagen wuchsen mit 16% auf 7,7 Mrd. Euro deutlich stärker als die Kredite. Hier betrug das Neugeschäft 1,1 Mrd. Euro. Der größte Teil davon floss in die Wohnungswirtschaft (30%), erst dann folgten erneuerbare Energien (23%), die im gesamten knapp 4,5 Mrd. Euro schweren Kreditportfolio jedoch fast ein Drittel ausmachen.

„Wir erwarten vergleichbares Wachstum auch in den Folgejahren“, sagte der GLS-Chef zu den Aussichten seiner Bank. Die Bilanzsumme hat sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Die GLS Bank hat es im vergangenen Jahr als eine von wenigen Banken geschafft, sowohl Zins- als auch Provisionsüberschuss deutlich auszubauen. Das Zinsergebnis legte um 9% auf gut 100 Mill. Euro zu, das Provisionsergebnis (inklusive sonstiger Erträge) kletterte sogar um 20% auf knapp 49 Mill. Euro. In der um über 20% erhöhten Rücklagenbildung inklusive Risikovorsorge sei eine Wertberichtigung auf Wertpapiere von 16 Mill. Euro enthalten, erläuterte Jorberg.

Gefragte Fondspalette

Rasant zugelegt haben auch die hauseigenen Fonds. Das Volumen der vier GLS-Fonds und der GLS-Bestände am Fair World Fonds, den die Bank mit der KD Bank und Union Investment zusammen aufgelegt hat, ist 2021 um 63% auf 1,6 Mrd. Euro gestiegen. Die Kundenzahl der Bank erhöhte sich um 41000 auf 321000, die Zahl der Beschäftigten nahm um 17% auf 820 zu.

GLS Bank
Vorläufige Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Zinsüberschuss100,392,2
Provisionsüberschuss48,940,6
Verwaltungsaufwand91,380,9
Rücklagenbildung (inkl. Risikovorsorge)34,627,0
Steuern15,918,5
Bilanzgewinn7,46,4
Cost-Income-Ratio (%)6060
Bilanzsumme 92338026
Kundeneinlagen76716616
Kundenkredite44324219
Kernkapitalquote (%)15,314,9
Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.