Klimaneutralität

Versicherer messen eigenen CO2-Fußabdruck

Es gibt in Deutschland immer noch Versicherer ohne Nachhaltigkeitsstrategie. Der Marktführer bekommt jedoch auch von unabhängiger Seite gute Noten.

Versicherer messen eigenen CO2-Fußabdruck

ak Köln

 Die in Deutschland tätigen Versicherer haben einen CO2-Fußabdruck für einen Teil der Kapitalanlagen der gesamten Branche veröffentlicht. „Unser Fußabdruck für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen von 71 Tonnen CO2 je investierter Million Euro ist die Referenz, an der wir uns in künftigen Jahren messen lassen wollen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Donnerstag beim Nachhaltigkeitstag der Versicherer. Bis 2025 solle dieser Wert erkennbar sinken. Laut GDV ist es europaweit die erste Statistik in dieser Form.

Die Versicherer haben für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen im Volumen von 310 Mrd. Euro den CO2-Fußabdruck berechnet – das entspricht rund einem Fünftel der gesamten Anlagen der Erstversicherer. Somit produzierten die Unternehmen, an denen sich die Versicherer beteiligen, 21,9 Mill. Tonnen CO2, die den Versicherern zuzurechnen sind.

Der GDV hat den Fußabdruck auf Basis der Methoden erhoben, die für Unternehmen künftig gesetzlich vorgegeben sind. In den kommenden Jahren wollen die deutschen Versicherer die CO2-Werte auch für weitere Anlageklassen ermitteln.

Ein Großteil der Versicherer, aber noch nicht alle, haben nach Angaben des GDV eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie. Der Verband beziffert deren Marktanteil auf 86%, was 182 Unternehmen entspreche. Fast ebenso viele (85 %) hätten Net-Zero-Ziele für die Kapitalanlagen, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten zweiten Nachhaltigkeitsbericht des GDV hervorgeht. Im eigenen Ge­schäftsbetrieb achten 80% darauf, zum Beispiel bei der Auswahl von Dienstleistern oder der Energieversorgung. Bei der Zeichnung von Risiken berücksichtigen 58% ihre Nachhaltigkeitsauswirkungen. Die Versicherer hatten Anfang 2021 ihre erste Roadmap für den Weg zu klimaneutralen Unternehmen veröffentlicht. Die Branche will die eigene Kapitalanlage von aktuell 1,8 Bill. Euro bis 2050 netto dekarbonisieren, langfristig keine gewerblichen und industriellen Risiken mehr ins Portfolio nehmen, wenn Kunden nachhaltiges Wirtschaften nicht selbst forcie­ren, nachhaltige Versicherungsprodukte ausbauen und bis 2025 in ihren eigenen Liegenschaften in Deutschland netto-klimaneutral arbeiten.

Externe Beobachter stellen den Versicherern ein gemischtes Zeugnis in Sachen Nachhaltigkeit aus. So schrieb Moody‘s in einem Kommentar, die Strategien Richtung Klimaneutralität sähen in der Branche sehr unterschiedlich aus. Europäische Versicherer hätten sich eher als asiatische oder nordamerikanische Wettbewerber Net-Zero-Allianzen angeschlossen. Diese geben in der Regel klar definierte Ziele und Implementierungspläne vor.

Urgewald hat sich große international tätige Versicherungskonzerne mit Blick auf den Umgang mit Versicherungsrisiken unter Nachhaltigkeitsaspekten angesehen. Kohle ist nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisation außerhalb von China fast unversicherbar geworden. Was den Ausschluss fossiler Energien insgesamt angeht, sieht Urgewald drei deutsche Versicherer unter den Top Ten weltweit. Allianz (1. Platz), Hannover Re (8. Platz) und Munich Re (9. Platz) haben den Versicherungsschutz nicht nur für Kohle, sondern für die meisten Öl- und Gasprojekte ausgeschlossen. Kritik übt Urgewald an Talanx-HDI Global. Der Industrieversicherer bleibe ein großer Öl- und Gasversicherer, eine Richtlinie für die Versicherung solcher Risiken existiere noch nicht.

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