Sustainable Finance

Versicherungs­branche fordert mehr Tempo bei ESG-Daten

Der Branchenverband GDV betont die Bedeutung einer zentralen Datenplattform für Sustainable Finance. Verbraucher würden von einem direkten Zugriff auf Daten ebenfalls profitieren.

Versicherungs­branche fordert mehr Tempo bei ESG-Daten

wbr Frankfurt

Die Versicherungsbranche hat im Rahmen von Sus­tainable Finance  mehr Tempo bei der Entwicklung einer zentralen EU-Datenplattform­ gefordert. Die geplante Datenbank European Sin­gle Access Point (ESAP) steht aus Sicht des Versicherungsverbandes GDV auf einer Ebene mit den drei weiteren Vorhaben der Sustainable-Finance-Regulierung der Europäischen Union: Taxonomie, Offenlegungsverordnung (SFDR) und Nachhaltigkeitsberichterstellung (CSRD). Damit betonte der Lobbyverband bei einem Online-Workshop zum Thema „Nachhaltigkeitsdaten – das neue Gold?“ am Freitag die Relevanz von ESAP, die ein wichtiges Rad im Gesamtkreislauf sei.

Geplant ist die zentrale Datenplattform für finanzielle und nicht- finanzielle Unternehmenskennzahlen, sie soll sich aus den zu veröffentlichenden Berichten speisen. Jedes Unternehmen, das zur Veröffentlichung von Informationen verpflichtet ist, muss Daten aus der finanziellen und nichtfinanziellen Berichterstattung an ESAP liefern. Betroffen von dem geplanten Datenpool sind sowohl Firmen aus der Real- als auch aus der Finanzwirtschaft. Das Vorhaben ist wie auch die weiteren Regelwerke zur Nachhaltigkeit äußerst komplex. Daten aus 37 Verordnungen und Richtlinien seien einzubringen, so der GDV. Beispielsweise müssen künftig CSRD-berichtspflichtige Versicherer bei einer nationalen Behörde Geschäftsberichte mit digitalisiertem Lagebericht und CSRD-Berichte mit maschinenlesbaren Informationen abliefern. Die nationale Behörde sorgt für die Einspeisung in ESAP, so der Plan. Ungeachtet des großen Aufwandes fordern die Versicherer, dass die Einführung von ESAP mit Priorität vorangetrieben werden muss.

Von der zentralen Datenplattform würden dann nicht nur die Unternehmen selbst profitieren, sondern auch Verbraucher hätten ohne lange Suche im Internet dann Zugriff auf aggregierte, aussagekräftige und frei zugängliche Daten. Die Einführung von ESAP verzögert sich jedoch zum Bedauern der Branche. Ursprünglich hatte die EU-Kommission Anfang 2024 ins Spiel gebracht. Doch mittlerweile sei nach Diskussion im EU-Parlament­ und im Rat der Start auf Ende 2025 verschoben worden. „Datenlücken müssen bis dahin provisorisch geschlossen werden“, heißt es beim GDV, der darauf verweist, dass berichtspflichtige Unternehmen auf externe Dienstleister wie Ratingagenturen angewiesen seien. Ohnehin warnt die Branche davor, dass es keine fertigen Lösungen gebe und man mit der Anfälligkeit für Fehler, Fehlinterpretationen und Datenlücken vorerst leben müsse.

Grüne Taxonomie abschließen

Der Fokus des Branchenverbandes der Versicherer auf die geplante EU-Unternehmensdatenbank bedeutet aber nicht, dass die anderen drei re­gulativen Vorhaben weniger wichtig sind. Hierzu lauten wichtige Forderungen des GDV: Die EU soll zuerst die grüne Taxonomie abschließen, be­vor neue Taxonomien wie etwa für den sozialen Bereich entwickelt würden. Bislang würden beispielsweise für Versicherer wichtige Assetklassen wie Pfandbriefe und Staatsanleihen nicht unter die Taxonomie fallen und seien damit nicht taxonomiekonform.

Bei der Offenlegungsverordnung sei es wichtig, schnell Unklarheiten durch beispielsweise FAQ-Listen sowie Leitlinien zu beseitigen. Bei der CSRD-Berichterstattung plädiert der Versicherungsverband dafür, den Fokus auf das Wesentliche zu richten und einen Überfluss an Informationen zu vermeiden sowie auf eine internationale Harmonisierung zu achten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.