Von „braun“ zu „grün“
Kann es anders sein? Anders als ein weiteres Streben der Investoren zu handfesten „real“ Assets wie Immobilien, so dass die Transaktionsvolumina am deutschen Gewerbeimmobilienmarkt durch die Decke gehen? Der Handel mit Immobilien kennt schon seit zehn Jahren fast nur eine Richtung, nämlich aufwärts. Auf den ersten Blick überrascht die Entwicklung, denn gegen Immobilien lassen sich viele Einwände finden. So bringt bereits die Pandemie viele Unwägbarkeiten mit sich: Die Arbeitswelt verändert sich – was bedeutet das für Bürogebäude? Unser Konsumverhalten ändert sich – was bedeutet das für den Einzelhandel? Die Produktion ändert sich – was bedeutet das für Lagerhaltung und Lieferketten? Und auch das Thema Nachhaltigkeit wiegt schwer: Es betrifft den Immobiliensektor als einen der größten Treibhausgas-Emittenten ganz besonders.
All diese Probleme werden von der Immobilienbranche mitsamt ihren Investoren aber als lösbare Herausforderungen gesehen, ja als Chance, noch mehr in nicht nur ertragreiche, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit richtige Objekte Kapital zu stecken. Wie werden neue Gebäude oder auch Bestandsobjekte „grün“? Wie müssen dabei auch soziale Aspekte berücksichtigt werden? Wie kann darüber möglichst transparent berichtet werden?
Bis diese ESG-Ziele umfassend umgesetzt sind, ist es noch ein weiter Weg. Gerade für „S“ wie soziale Aspekte und „G“ wie Governance fehlen noch Kriterien und Messgrößen. Bei den Umweltzielen ist die Branche schon weiter, was sich auch in den Gebäudezertifikaten widerspiegelt. Immerhin sind hierzulande 2021 in zertifizierte Immobilien 7 Mrd. Euro geflossen. Das wird mehr werden und es wird schwerer, die Vorgaben der Zertifikate zu erfüllen, da diese ständig erhöht werden. Das aber ist der einzig gangbare Weg.
Zertifiziert werden neben Neubauten auch Bestandsobjekte, die das viel größere Umweltproblem sind. „Braune“ Gebäude müssen „grün“ werden, sei es durch die aktuellen Eigentümer oder durch neue Investoren, die sich auf eine solche Transformation spezialisiert haben. Dafür braucht es Finanzierer, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen. Kontraproduktiv wäre es, wenn die Regulierung Banken, die Unternehmen mit „braunen“ Beständen finanzieren, bestrafen würde. Es müsste sogar im Gegenteil weitere Anreize für Banken geben, damit diese weitere Kredite für die Modernisierung der Gebäude vergeben. Das wäre ein wichtiger Baustein, um die Transformation zu ermöglichen. Entscheiden müssen aber die Eigentümer.