Im Gespräch:Bruno Sousa, US- und Europachef von Hashdex

„Wir wären in der Lage, einen Zukauf zu stemmen“

Das brasilianische Start-up Hashdex denkt in großen Maßstäben. Das Unternehmen will als Spezialist für Krypto-Index-Produkte internationalisieren. US- und Europachef Bruno Sousa gibt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung einen Einblick in die Pläne.

„Wir wären in der Lage, einen Zukauf zu stemmen“

IM GESPRÄCH: BRUNO SOUSA

„Wären in der Lage, einen Zukauf zu stemmen“

Der Europa-Chef von Hashdex will organisches Wachstum bei Gelegenheit um Akquisitionen ergänzen – Rückenwind aus dem Bullenmarkt nutzen

Von Björn Godenrath, Frankfurt
Von Björn Godenrath, Frankfurt

Hashdex gehört zu den Pionieren der Kryptobranche. Das 2018 in Brasilien von Marcelo Sampaio (CEO) und Bruno Caratori gegründete Start-up habe von Anfang an den Fokus aus Indexprodukte gelegt, sagt Mitgründer Bruno Sousa im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Für uns ging es von Anfang an darum, Anlageprodukte aufzusetzen, über die professionelle und private Anleger ein kontrolliertes und preisgünstiges Exposure zu Kryptowerten haben können“, so der US- und Europachef von Hashdex.

Zwei ETPs auf Xetra

Hashdex ist hierzulande zwar wenig bekannt. Tatsächlich sind jedoch bereits zwei Krypto-ETPs (Exchange-Traded Products) auch in Deutschland über den Xetra-Handel zugänglich: der „Hashdex Nasdaq Crypto Index ETP“ und der „Hashdex Crypto Momentum ETP“. Der „Hashdex Crpyto Momentum Factor“ bildet einen Korb aus den zwölf größten Kryptowährungen nach aktueller Marktkapitalisierung ab. Das sind Kryptowerte wie Avalanche, Binance Coin, Bitcoin, Cardano, Cosmos, Ethereum, Polkadot, Polygon, Ripple, Solana, Tron und Uniswap. Der Nasdaq-ETP hat ein Volumen von gut 400 Mill. Dollar und seine Zusammensetzung wird in der Regel quartalsweise angepasst.

Europäisches Regulierungs-Setup

Den Zugang zum deutschen/europäischen Markt stellen die Brasilianer mittels Schweizer Brokerlizenz, Passporting via Schweden sowie über die nationale Aufsicht, in dem Fall die BaFin her. „Neben Xetra ist unser ETP auch über Gettex und Euronext sowie bald über Nasdaq Nordics handelbar“, sagt Sousa, der nach dem Jura-Studium als M&A-Banker tätig war.

„Das Volumen in Europa beträgt derzeit gut 400 Mill. Euro“, so Sousa. In Brasilien verwalte Hashdex bereits ein Vermögen von knapp 850 Mill. Dollar. „Wenn man die Masterfunds (USA, Caymans) hinzuzählt, dann haben wir in toto 1,4 Mrd. Dollar Assets in Administration“, ergänzt er.

Modell der „dynamischen Indexierung“

Auch in den USA ist Hashdex präsent. Seit März ist Sousa zufolge dort ein Spot-Bitcoin-ETF handelbar. An die Zulassung ist das Start-up so fix gekommen, indem ein bestehender Bitcoin-Futures-Fonds kurzerhand in einen ETF gewandelt wurde.

Denn um die ETF-Zulassung hatte die Branche lange mit der Wertpapieraufsicht SEC ringen müssen. Hashdex-CEO Sampaio prägte in dem Zusammenhang den Spruch, dass man mit den Regulatoren zusammenarbeite und sie nicht verklage. Die meisten in der Kryptobranche ticken da anders.

Physisch besichert und über Eurex gecleart

In den USA hat Hashdex die erste Zulassung für einen Krypto-Index-ETF beantragt, der auf einem Modell der „dynamischen Indexierung“ basiert. Zunächst enthalte dieser neben anderen Vermögenswerten vor allem Bitcoin und Ethereum, zumindest wenn die SEC sie als Basiswert genehmigt. Der Solana-Token SOL hatte zum Wochenanfang die Marke von 100 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung erreicht.

Dass es in Deutschland keinen Bitcoin-ETF gibt, liegt daran, dass ein Fonds immer in mehrere Werte investiert sein muss – darum gibt es auch keinen Gold-ETF. Dafür gibt es die ETPs und ETNs (Exchange-Traded Notes), welche die Preise von Bitcoin oder einem Korb von Krypto-Assets abbilden.

Im Gegensatz zu ETFs handelt es sich um Schuldverschreibungen, die wegen des Emittentenrisikos als Sondervermögen separiert sind. Der „Nasdaq Crypto Index ETP“ und der „Momentum ETP“ von Hashdex sind physisch durch digitale Vermögenswerte besichert und werden über Eurex Clearing (als zentraler Kontrahent) gecleart.

Wir waren nie von einem der Skandale der Kryptobranche betroffen.

Bruno Sousa

Krypto-Skandale trafen Hashdex-Kunden nicht

„Wir waren nie von einem der Skandale der Kryptobranche betroffen. Unsere Kunden haben weder durch Terra Luna und FTX noch durch Genesis Geld verloren“, unterstreicht Sousa. Der Brasilianer hat sichtlich Spaß an der Aufbauarbeit, die ersten sieben Jahre sind für ihn nur der Anfang, um im nächsten Bullenmarkt so richtig loszulegen.

Das Makroumfeld sinkender Zinsen verheißt für Risk Assets wie Kryptowerte Aufwind. Der Split in den Assets sieht so aus, dass 70% der Gelder über Retailinvestoren und 30% über institutionelle Anleger kommen. In Brasilien ist Hashdex mit einem Marktanteil von 90% führend und sollte gute Chancen haben, in ganz Lateinamerika zu punkten.

M&A ist eine Option

Sousa zufolge hat organisches Wachstum Priorität für Hashdex. Zugleich sei das Start-up aber auch bereit, Gelegenheiten zu ergreifen, sagt der frühere Investmentbanker, der mit einer „gewissen Konsolidierung“ in der Branche rechnet. „Gesetzgebung wie die Mica-Verordnung gibt uns allen in Europa Rechtssicherheit, aber es steigen auch die regulatorischen Kosten“, gibt er zu bedenken. Das werde einige Anbieter vor Probleme stellen.

Es sei auch bereits das eine oder andere M&A-Ziel auf seinem Schreibtisch gelandet, verrät Sousa. Spätestens in der Due Diligence habe man von Transaktionen Abstand genommen. „Als Venture-Capital-finanzierte Gesellschaft wären wir jedenfalls in der Lage, einen Zukauf zu stemmen“, betont er. Neben der Softbank sind Valor Capital und Coinbase Ventures bei Hashdex investiert.

Fernziel Börsengang

Weitere Gelegenheiten werden sich auftun, ist Sousa sich sicher. Als Start-up sei Hashdex ohnehin mit einem längeren strategischen Planungshorizont unterwegs. „Das Fernziel für uns ist ein IPO“, sagt Sousa. Das Selbstverständnis von Hashdex sei, sich auf der Reise zu sehen, ein ganz großes Unternehmen zu werden. „Und bis dahin heißt es, einen Meilenstein nach dem anderen zu erreichen“, sagt er.

Es sind gute Zeiten für Krypto-Investmentprodukte, wie sie Hashdex verfügbar macht. Bitcoin und Altcoins haussieren, die Volumina in ETPs und ETFs steigen. Hashdex ist mit zwei ETPs auf Xetra handelbar. Man könne Anlegern „ein kontrolliertes und preisgünstiges Exposure zu Kryptowerten“ bieten, so Sousa.

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