Gegen den Trend

Waffen gehören für Kirchenbanken nicht zu ESG

Kirchenbanken sprechen sich in einem gemeinsamen Positionspapier gegen die Einordnung von Rüstungsinvestitionen als nachhaltige Finanzprodukte aus.

Waffen gehören für Kirchenbanken nicht zu ESG

ESG endet für Kirchenbanken bei Waffen

Spezialbanken lehnen Nachhaltigkeit bei Rüstung ab – Verweis auf Vereinte Nationen

wbr Frankfurt

Inmitten wachsender geopolitischer Spannungen und einer zunehmenden Debatte um die Rolle der Rüstungsindustrie in der nachhaltigen Finanzwirtschaft haben mehrere Kirchenbanken ein Positionspapier veröffentlicht. Darin bekennen sich die genossenschaftlich organisierten Sonderinstitute zu einer klaren Linie: Rüstungsinvestitionen mögen sicherheitspolitisch notwendig sein – nachhaltig seien sie deshalb noch lange nicht.

Branche überarbeitet ESG-Regeln

Die Haltung der Banken stellt sich gegen eine Entwicklung, die derzeit sowohl auf europäischer Ebene als auch in der deutschen Finanzbranche zu beobachten ist. Mehrere Finanzverbände hatten Ende 2024 die ESG-Zielmarktkriterien überarbeitet.

Künftig soll es Finanzinstituten erlaubt sein, Unternehmen mit umfassenden Rüstungsgeschäften als nachhaltig zu klassifizieren. Die Anpassung orientiert sich an der EU-Kommission, die betont, dass das europäische Nachhaltigkeitsregelwerk die Einordnung von Rüstungsinvestitionen als nachhaltig nicht grundsätzlich ausschließe – ein politisch nachvollziehbares, wirtschaftlich attraktives, aber ethisch umstrittenes Signal. Auch der Fondsverband BVI hatte sich in die Debatte eingeschaltet – mit der Forderung, Rüstung aus Gründen gesellschaftlicher Resilienz stärker in nachhaltige Produkte zu integrieren.

Warnung vor Verwässerung

Dem Argument, dass Verteidigungsfähigkeit auch ein Aspekt sozialer Nachhaltigkeit sei, folgen die Kirchenbanken jedoch ausdrücklich nicht. Sie warnen vor einer Verwässerung des Begriffs Nachhaltigkeit, der über Jahrzehnte eng mit Zielen wie Frieden, Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit verbunden war.

Gerade an dieser Stelle setzen die unterzeichnenden Banken mit ihrem Papier an – darunter die Evangelische Bank, die Bank für Kirche und Caritas, die Pax Bank sowie weitere Institute mit christlich-ethischem Geschäftsmodell. Gemeinsam betonen sie, dass sie zwar die sicherheitspolitische Relevanz der Verteidigungsindustrie anerkennen, daraus aber keine Legitimation für deren Integration in nachhaltige Finanzprodukte ableiten.

„Wir lassen nicht locker“, heißt es in dem Papier. Während viele Marktakteure derzeit die Deutungshoheit über das Label „nachhaltig“ neu auszurichten versuchen, pochen die Kirchenbanken auf eine enge Auslegung: Wer Waffen entwickelt, produziert oder vertreibt und damit mehr als 3 bis 5% seines Umsatzes erwirtschaftet, soll aus ethisch-nachhaltigen Fonds ausgeschlossen bleiben.

UN-Nachhaltigkeitsziele im Fokus

Dabei begründen die Banken ihre Haltung nicht nur mit kirchlichen Leitbildern oder eigenen Anlageleitlinien, sondern stützen sich auch auf die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Besonders Ziel 16 – „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ – werde durch Rüstungsgeschäfte untergraben. Waffen, so das Argument, mögen zur Verteidigung dienen, sie ermöglichen jedoch auch globale Konflikte. Auch der Verweis der Industrie auf soziale Nachhaltigkeit greife zu kurz: Rüstungsunternehmen erzielten Gewinne auf globalen Märkten – unabhängig von der politischen Zweckbestimmung ihrer Produkte.

Mit ihrem Vorstoß setzen die Kirchenbanken damit ein Signal. In einer Zeit, in der Sicherheitsinteressen zunehmend auch in die Logik nachhaltiger Finanzmärkte eingespeist werden sollen, erinnern sie daran, dass Nachhaltigkeit mehr bleibt als eine technische Klassifikation.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.