Insurtech

WeFox mit 4,5 Mrd. Dollar bewertet

In einer neuen Finanzierungsrunde sammelte das deutsch-schweizerische Versicherungs-Startup WeFox weitere 400 Mill. Dollar ein. Es wird damit nun mit 4,5 Mrd. Dollar bewertet. Das Geld wird u.a. zur Expansion in die Niederlande gebraucht.

WeFox mit 4,5 Mrd. Dollar bewertet

bg Frankfurt

Das Berliner Fintech Wefox hat sich am Dienstag eine zusätzliche Finanzierung über 400 Mill. Dollar gesichert und dabei gegen den Branchentrend die Bewertung erhöht. Den Angaben zufolge wurde Wefox mit 4,5 Mrd. Dollar bewertet, ein Plus von 50% gegenüber der vorherigen Runde des vorangegangen Geschäftsjahres. Dort wurden 650 Mill. Dollar aufgenommen. Mit ihrer neuen Runde – die Eigen- und Fremdkapital enthält – zeigt Wefox relative Stärke, sind die Bewertungen in Insurtech in den vergangenen Monaten doch erheblich unter Druck gekommen. Notierte Start-ups wie der US-Konkurrent Lemonade büßten erheblich ein, was im Peer-Vergleich auch private Bewertungen drückte. Zudem erhöhten Aufsichtsbehörden wie die BaFin den Druck auf Insurtechs und verlangen eine frühe Durchfinanzierung der Start-ups bis zum Erreichen der Gewinnzone.

Die aktuelle Wefox-Finanzierung wurde von Mubadala angeführt, dem Staatsfonds von Abu Dhabi. Eurazeo, LGT, Horizons Ventures und Omers Ventures investierten ebenfalls. Wefox-CEO Julian Teicke erklärte am Dienstag, die frischen Mittel sollten für die Expansion in weitere europäische Länder (Niederlande, Frankreich, Spanien und UK) sowie den Ausbau der Plattform verwendet werden. Es sei geplant, bis zum Jahresende weitere 700 Mitarbeiter einzustellen, heißt es. Man habe viele Talente identifiziert und die Krise mit Entlassungen im Tech-Sektor gebe Wefox nun die Gelegenheit, da zuzugreifen, so Teicke. Ihm zufolge hat Wefox den Personalbestand bereits von 550 auf 1300 Mitarbeiter ausgebaut. Für dieses Jahr peilt man Erlöse von 600 Mill. Dollar an, nachdem im Vorjahr 320 Mill. Dollar erreicht wurden.

Wefox ist bereits in Deutschland, Östereich, der Schweiz, Italien und Polen präsent. Dass das Start-up gegen den Trend wachsen kann, liegt vor allem darin begründet, dass man über die Plattform auch die Makler anbindet und damit zu geringeren Kosten arbeitet sowie eine Brücke gebaut hat für den Vertrieb digitaler Assekuranzprodukte, wobei man neben eigenen Produkten auch die von Partnern vertreibt. Diese Offenheit hat sich als Strategie bewährt – während andere Insurtechs mit ihrem „Digital only“-Ansatz ein größeres Frontloading bei den Vertriebskosten haben.

„Wir sind gut durchfinanziert und hätten eigentlich kein Geld gebraucht“, sagte Vorstandschef und Mitgründer Julian Teicke gegenüber Reuters. „Aber wir haben viele Anfragen von Investoren bekommen. Jetzt sehen wir die Möglichkeit, die Krise zu nutzen und aggressiver zu wachsen als geplant.“ Der Wagniskapitalgeber Target Global dürfte weiterhin der größte Anteilseigner bei Wefox sein. Teicke sieht Wefox primär als technologische Vertriebsplattform, die Erlöse kommen heute schon zu rund 85 % aus Provisionen der Versicherer. Das Versicherungsgeschäft auf eigene Rechnung besetze nur besondere Nischen, die sehr profitabel seien, so der Wefox-Chef. Die Profitabilität könnte 2024 erreicht werden, vielleicht auch schon 2023. An einen Börsengang sei derzeit aber nicht zu denken, betonte Teicke.