Westfälische Sparkassen verdauen Wertverluste gut
Trotz hohen Abschreibungen auf Wertpapiere haben die westfälischen Sparkassen im vergangenen Jahr im Durchschnitt noch Reserven bilden können. Das lag vor allem am Zinsergebnis, das erstmals seit 2014 wieder anstieg. Gut 150 Mill. Euro oder 7% verdienten die 50 Institute des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL) mehr. Weil die Verwaltungskosten sich fast auf Vorjahresniveau bewegten, konnte das Betriebsergebnis vor Bewertung um satte 16% steigen.
Das sei auch wichtig gewesen, um die Abschreibungen auf Wertpapiere aufzufangen, sagte SVWL-Vizepräsident Jürgen Wannhoff bei der Vorstellung der Jahreszahlen am Dienstag in Münster. Die haben sich in Folge der Zinswende im vergangenen Jahr auf 668 Mill. Euro verachtfacht – und lagen höher als im Finanzkrisenjahr 2008.
Wannhoff betonte jedoch, dass die Abschreibungen temporär seien, da sie sich fast ausschließlich auf festverzinsliche Wertpapiere bezögen, die nach der Zinswende im Kurs stark gefallen seien, von den Sparkassen aber bis zur Endfälligkeit gehalten würden. Die SVWL-Spitze rechnet damit, dass ein Teil der Wertberichtigungen bereits im laufenden Jahr wieder aufgeholt wird.
Überhaupt zeigten sich die Sparkassenführung für 2023 optimistisch. „Wir gehen davon, dass wir die Ergebnisse des Vorjahres mindestens bestätigen werden“, sagte SVWL-Präsidentin Liane Buchholz.
Ein Grund für die Zuversicht ist die Stimmung der Firmenkunden. Die sei deutlich besser als im zweiten Halbjahr 2022, als Kostenexplosionen bei Energie, Lieferengpässe und Inflation die Unternehmen verunsichert hatten. In der Folge sei das Kreditneugeschäft in der zweiten Jahreshälfte um fast 19% eingebrochen, berichtete Wannhoff. Das stand in scharfen Gegensatz zum ersten Halbjahr, als die Darlehenszusagen an Firmen noch um satte 23% nach oben geschossen waren. Im Saldo kam für das Gesamtjahr ein Plus von 1,4% heraus. Ein ähnliches Bild ergab sich im Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten, die in den ersten sechs Monaten noch um 14% zulegten, danach aber um 28% abstürzten.
Steigende Insolvenzen bei den Firmenkunden befürchtet der SVWL nicht. Gestützt wird die Erholung jetzt durch fallende Energiepreise, aber auch durch den ausgebliebenen befürchteten Einbruch des privaten Konsums.
Die durchschnittliche westfälische Sparkasse konnte trotz der Wertberichtigungen 2022 noch Vorsorge treffen. Aggregiert bildeten die SVWL-Institute 220 Mill. Euro Reserven. Dazu dürfte bei vielen auch noch ein Teil des Jahresergebnisses (insgesamt 164 Mill. Euro) thesauriert werden.
Der Druck, effizienter zu werden, hält dennoch an. Der Trend zu Fusionen geht weiter. Zwei Zusammenschlüsse sind zum Jahresbeginn realisiert worden, die Fusion zur Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter steht Anfang April an. Sondierungsgespräche werden derzeit noch im westlichen Münsterland geführt. Sollte auch diese Institutsehe klappen, so sinkt die Zahl der westfälischen Sparkassen auf 47. Wannhoff geht davon aus, dass das Fusionsgeschehen 2024 jedoch etwas erlahmt. Grund seien die anstehenden Kommunalwahlen 2025, in deren Vorfeld erfahrungsgemäß weniger aktiv konsolidiert werde.
Elefant im Raum bei der Vorlage der SVWL-Zahlen war die Präsidentschaftswahl im Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Liane Buchholz ließ sich bei zahlreichen Nachfragen zur bevorstehenden Wahl von Ulrich Reuter nicht aus der Reserve locken. Buchholz, die ihre Kandidatur nie offiziell bestätigt hatte, beschied am Ende kurz und knapp: „Ich stehe für das Amt nicht zur Verfügung.“