Wie Oliver Bierhoff mit Finvia Sports die Assetklasse Sport öffnen will
Im Podcast: Oliver Bierhoff
„Diese Sportwelt ist schon etwas besonders“
Ehemaliger Fußballer und DFB-Funktionär Oliver Bierhoff über Wealth Management für Sportler und Private Equity im Fußball
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Mit Finvia Sports will Oliver Bierhoff Profisportler in Vermögensfragen beraten und die Assetklasse Sport für Anleger öffnen. Im Podcast „Betting Billions“ spricht der ehemalige Fußballprofi und Sportfunktionär über seine dritte Karriere bei einem Family Office und die Rolle von Private Equity im Fußball.
Oliver Bierhoff war 17 Jahre lang Profifußballer und 18 Jahre als Manager, Geschäftsführer und Funktionär beim Deutschen Fußballbund (DFB) aktiv. Aktuell bastelt er an seiner dritten Karriere. Bierhoff zieht es ins Wealth Management. „Der Sport ist meine Welt. Das zu kombinieren mit Finanzen und Wirtschaft finde ich immer wieder spannend, und ich kann auch diese Verbindungen knüpfen, weil ich aus allen Welten etwas verstehe“, sagt Bierhoff im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“.
Bierhoff hat sich mit 35% an Finvia Sports beteiligt, einer Tochter des Family Office Finvia. Mit Finvia Sports will Bierhoff zum einen Profisportler zur Vermögensverwaltung beraten. Gleichzeitig soll der Sport als Anlageklasse einem breiteren Anlegerspektrum zugänglich werden. Dazu kooperiert Finvia Sports mit Aliya Sports (Vorfinanzierung von Sportlern), Score Capital (Verbriefte Transferrechte) und dem Private-Equity-Investor Arctos, der bereits an mehreren Sport-Franchises in den USA beteiligt ist.
Über Finvia Sports in Hellas Verona investieren
„Wir haben jetzt aber auch ein Direktinvestment in Hellas Verona ermöglicht“, sagt Bierhoff. Der Kontakt zu dem involvierten amerikanischen Private-Equity-Investor sei über die Finvia-Geschäftsführung zustande gekommen. Im internationalen Fußball spielt Private Equity inzwischen eine große Rolle. Finanzinvestoren sind wie bei Hellas Verona an einzelnen Clubs beteiligt oder auch an Fußballligen. CVC hält beispielsweise Beteiligungen an der ersten französischen und spanischen Liga.
Wir haben jetzt auch ein Direktinvestment in Hellas Verona ermöglicht.
Oliver Bierhoff, Finvia Sports
Auch in Deutschland versuchte CVC, Fuß zu fassen und arbeitete lange an einem Deal mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL), der letztendlich jedoch am Protest von Fangruppen scheiterte. CVC wollte sich mit 8% an einer neuen DFL-Tochter beteiligen und hätte dafür 1 Mrd. Euro bezahlt. Das Geld hätte in den Aufbau der digitalen Vermarktung der Bundesliga im Ausland fließen sollen. Doch die 36 Vereine aus der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga lehnten ab. „Diese Sportwelt ist schon etwas besonders“, sagt Bierhoff und erinnert sich an Diskussionen beim DFB, wenn Berater im Haus waren. „Es kam immer der Hinweis: Wir sind aber keine Schraubenfabrik“, so Bierhoff.
Woran der CVC-Deal mit der DFL scheiterte
Man könne das schon auch unternehmerisch denken, doch der Sport habe einfach seine Besonderheiten, und auch die handelnden Personen seien anders, als es Finanzinvestoren bei Unternehmen in der Wirtschaft kennen. Private-Equity-Investoren rät Bierhoff deshalb immer, Leute dazuzuholen, die sich in dem Markt auskennen. Angesprochen auf den gescheiterten DFL-Prozess, glaubt Bierhoff, dass der Großteil der Entscheidungsträger – also die Fußballvereine – gar nicht richtig verstanden hätten, was mit dem Investoreneinstieg passieren würde.
Das Problem vermutet Bierhoff in der Kommunikation. Es habe ihn gewundert, warum da nicht mehr Aufklärung passiert sei. „Was ich von den Private Equities gehört habe, ist, dass sie es nicht durften und keine Roadshow [bei den einzelnen Vereinen] machen durften“, sagt Bierhoff. Und wenn, wie in diesem Fall, große Unsicherheit herrsche und die Incentivierung bei den Entscheidungsträgern eher sei, die Fans zufriedenzustellen, anstatt eine unternehmerisch schwierige Entscheidung zu treffen, dann entstünden solche Absagen. Bei emotionalen Themen dringt man Bierhoff zufolge schwer mit Fakten durch. Das habe er im Fußball immer wieder gelernt, und das könne man nur auflösen, indem man Vertrauen schaffe. „Und das geht am Ende nicht nur über eine Infobroschüre“, so Bierhoff.
Investoren im deutschen Fußball
Ein weiteres Negativbeispiel ist Hertha BSC Berlin, das seit dem Ausstieg von Finanzinvestor KKR durch mehrere Investorenhände ging. Erst versuchte sich Larst Windhorst, der den Verein dann an 777 Partners weiterreichte. Doch Finanzinvestoren, die am liebsten die Mehrheit und Mitsprache wollen, haben in Deutschland ein Problem: die 50+1-Regel, die verhindert, dass Investoren die Stimmenmehrheit bei Fußballclubs übernehmen können. „Solange es 50+1 gibt, kann die letzte Entscheidung nicht bei einem rational denkenden Management liegen, sondern bei anderen Leuten und Gruppierungen, die vielleicht nicht immer die Nerven und die Ruhe behalten“, so Bierhoff.
Dabei gibt es längst Investoren im deutschen Fußball. Allerdings weniger Finanzinvestoren wie in Berlin, dafür vor allem strategische Investoren. Bei Bayern München sind Allianz, Adidas und Telekom beteiligt. Stuttgart hat Porsche, Leipzig Red Bull, Leverkusen Bayer und Wolfsburg VW als Investoren an Bord. Hinzu kommen Mäzene wie Dietmar Hopp bei Hoffenheim oder Michael Kühne in Hamburg. Sportinvestoren investieren aber nicht nur in den Fußball. Bierhoff verweist auch auf die Rennsportserie Formel 1, Cricket oder auch Rugby.
Oliver Bierhoff berät die New England Patriots
Bierhoff berät außerdem die New England Patriots, wie er selbst sagt. Der American-Football-Club gehört der Kraft-Familie, die den Verein 1994 für 180 Mill. übernommen habe. Heute werde der Wert auf 7,2 Mrd. taxiert, wie Bierhoff sagt. Im Sport ergäben sich aber auch immer wieder neue Investitionsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Kings League – eine 2022 von dem ehemaligen Fußballprofi Gerard Piqué und anderen Fußballern gegründete Fußball-Liga.
Bierhoff ist nicht der einzige ehemalige Profisportler, der sich mit Finanzen beschäftigt. Immer mehr Sportler treten inzwischen selbst als Investor auf, teilweise sogar schon während ihrer aktiven Karriere. Als Paradebeispiel gilt hierbei immer wieder der US-Basketballer LeBron James, der bereits an mehreren Start-ups und Unternehmen beteiligt ist. In Deutschland sind beispielsweise der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg und der Ex-Fußballer Philipp Lahm zu nennen. Aber auch Mario Götze ist in der deutschen Start-up-Szene sehr umtriebig.