R+V zeigt erneut glänzende Zahlen
R+V Versicherung schafft Ergebnisrekord
Ergebnis aus den Kapitalanlagen schießt nach oben – Beitragseinnahmen legen in allen Sparten zu – Kfz-Versicherung kämpft mit hohen Schäden
tl Wiesbaden
Die R+V Versicherung hat im Geschäftsjahr 2024 sehr gut abgeschnitten und will 2025 mindestens auf Branchenniveau wachsen. Das Konzernergebnis vor Steuern (IFRS) lag bei 1,28 Mrd. Euro und damit deutlich über dem Vorjahreswert von 933 Mill. Euro, hieß es auf der Bilanzpressekonferenz am 31. März. Damit übertraf sie das gute Vorjahresergebnis von knapp 1 Mrd. Euro deutlich. Bei Kapitalanlagen von zum Jahresende 125 (i.V. 118) Mrd. Euro konnte das Ergebnis auf 5,9 (3,5) Mrd. Euro kräftig gesteigert werden.
Ergebnisminus nach HGB
Bei der R+V Versicherung AG, der Muttergesellschaft des R+V-Konzerns und Trägerin des Rückversicherungsgeschäfts, ging das Ergebnis vor Steuern nach HGB-Rechnungslegung auf 115 (195) Mill. Euro zurück. R+V-Vorstandsvorsitzender Norbert Rollinger begründete das mit der deutlichen Stärkung der Schwankungsrückstellung. Sie dient dazu, Schwankungen im Schadenverlauf künftiger Jahre auszugleichen.
Aufgrund eines Gewinnabführungsvertrags wird das HGB-Ergebnis vollständig an die Aktionäre – das sind mit 92% die DZ Bank und zu 8% Volks- und Raiffeisenbanken sowie sonstige Genossenschaften – abgeführt. Nach Steuern sind das nach Angaben von Finanzvorstand Marc Michallet 10 Mill. Euro. Die hohe Steuerbelastung von 105 Mill. Euro steht in Zusammenhang mit den in erster Linie für die Rückversicherung gebildeten Schwankungsrückstellungen von 414 (69) Mill. Euro. Die hohe Dotierung resultiert aus den vergleichsweise geringen Schadenbelastungen.
Aktienkursgewinne und Zinsrückgang lassen Anlagegewinne sprudeln
Das sehr gute Kapitalanlageergebnis erklärte Michallet, der ab 1. April das neu geschaffene Ressort Investmentmanagement und Ausland führen wird, mit der gerade zum Jahresende 2024 guten Aktienkursentwicklung und mit dem Zinsrückgang. „In diesem Jahr sind die Aktiengewinne in den USA schon wieder verpufft und wir haben wieder einen Zinsanstieg gesehen. Es ist daher nicht klar, ob sich das IFRS-Ergebnis von 2024 wiederholen wird“, sagte Michallet auf der Bilanzpressekonferenz. Geplant werde für 2025 mit einem entsprechenden Ergebnis von 1,125 Mrd. Euro.
IFRS nur ein Maßstab
Rollinger betonte, dass das IFRS-Ergebnis für die R+V nur ein Maßstab unter mehreren ist. „Für uns geht es auch darum, die 18 Millionen Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken zu begeistern und den rund 670 Volks- und Raiffeisenbanken Provisionseinnahmen zu ermöglichen.“
Die Beitragseinnahmen sind bei der R+V Versicherung im vergangenen Jahr in allen Sparten gewachsen. Sie erhöhten sich insgesamt um 5,4% auf 20,9 Mrd. Euro. Das inländische Erstversicherungsgeschäft erreichte ein Plus von 2,8% auf 16 Mrd. Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung waren es 7,5 Mrd. Euro (+5,2%), in der Lebens- und Pensionsversicherung 7,6 Mrd. Euro (+0,4%). In der Krankenversicherung erhöhten sich die Beitragseinnahmen weiter um 4,7% auf 949 Mill. Euro.
Kfz-Versicherung schrumpft sich gesund
In der Lebens- und Pensionsversicherung lief die fondsgebundene Rentenversicherung besonders gut. In Schaden/Unfall hat die R+V Marktanteile verloren. Zwar legte die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr um satte 19,2% zu. Doch in der Kfz-Versicherung, bei der sich die R+V in Deutschland auf Platz 3 sieht, verringerte sich die Zahl der versicherten Fahrzeuge um fast 160.000 auf 4,92 Millionen. Dafür verbesserte sich trotz weiter steigender Werkstattkosten die Schaden-Kosten-Quote auf 103,0 (106,7)%. Der bisherige (und bis auf Weiteres kommissarische) Kompositvorstand Klaus Endres rechnet für 2025 mit einer Seitwärtsentwicklung bei den versicherten Fahrzeugen und hofft auf eine Schaden-Kosten-Quote auf 100%, also der Schwelle, bei der ein Versicherer aus dem Versicherungsgeschäft wieder Geld verdient.

Auch in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ging es weiter aufwärts. In der inländischen Erstversicherung legte der Umsatz um 9% auf 5,3 Mrd. Euro zu. An der Spitze lag das Segment Leben mit einem Beitragsplus von 14,4%, vor allem durch die fondsgebundene Lebensversicherung.
Neue Strategie gibt die Richtung vor
Die neue Unternehmensstrategie „NextLevel“ soll den Weg für die kommenden fünf Jahre vorgeben. Damit soll die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig gesichert und ausgebaut werden. Das neue Ressort „Finanzen und Risikomanagement“ resultiere aus den stärkeren Anforderungen an die Steuerung eines Versicherungsunternehmens, sagte Rollinger. Durch „Operations und IT“, in das Steuerungselemente aus vier Ressorts zusammengeflossen sind, wolle man angesichts des technologischen Wandels und des veränderten Kundenverhaltens effizienter werden, so der Vorstandschef.
Von den bisher bekannten Absichten der zukünftigen Koalition zur Elementartschadenversicherung zeigte sich Rollinger, der auch Präsident des Versicherungsverbandes GDV ist, angetan. „Das geht in die richtige Richtung.“ Konkret nannte er die Prävention, die staatliche Rückversicherung – Rollinger schwebt eine Public-Private Partnership ab etwa 30 Mrd. Euro vor – und die Angebotspflicht bei bestehenden Wohngebäudeversicherungen. Für ein endgültiges Urteil sei es aber noch zu früh. „Wir schauen uns das an, wenn der Gesetzesvorschlag vorliegt.“ Umstritten ist insbesondere, ob im Neugeschäft zwingend eine Elementarschadendeckung abgeschlossen werden muss oder ob der Kunde diese ausschlagen kann (Opt-out). Die Branche befürchtet, dass ein Abschlusszwang die Präventionsbemühungen erlahmen lässt.
Die zum genossenschaftlichen Finanzsektor gehörende R+V Versicherung hat sich im vergangenen Jahr bei Ergebnis und Beitragseinnahmen deutlich gesteigert. Das Ergebnis nach HGB ging allerdings deutlich zurück. Damit erhält der Großaktionär DZ Bank eine deutlich geringere Gewinnausschüttung als 2024.