„Wir geben kleineren Fintechs Marktzugänge“
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Seitdem der technologische Wandel mit Fintech auch Einzug in die Welt der Banken und der Assekuranz gehalten hat, haben sich diese nach einer anfänglichen Phase der Ablehnung und Ignoranz auf den Pfad der B2B-Partnerschaft begeben. Einige haben Innovation Labs und Inkubatoren gegründet, schafften es aber in der Regel nicht, diese Errungenschaften auch in die eigene Prozesswirtschaft zu integrieren – das ist das Schicksal der sogenannten „Captives“, die sich als Konzerntöchter dann doch nicht frei genug bewegen können bzw. nicht ausreichend gefördert werden. In der Industrie bauten viele große Adressen Abteilungen für Corporate Venture Capital (VC) auf, um entweder selbst von steigenden Bewertungen zu profitieren oder einfach, um Tech-Partnerschaften mit einer Kapitalbeteiligung zu untermauern, die dann hoffentlich später einen guten Return on Investment abwirft.
Bei Hypoport ist man den Aufbau von Corporate VC mit einem ganz anderen Ziel und Mindset angegangen. Gründer und CEO Ronald Slabke fragte sich, wie man die eigene Infrastruktur für die Skalierung von Start-ups einsetzen kann – und traf auf Chris Heyer, der sich zunächst als Innovationsberater mit auf die Reise begab. Der gemeinsame Gedanke: „Wir wollen uns nicht am singulären Investment messen lassen, sondern an der Frage, welchen Wert die von uns ermöglichten Partnerschaften für Start-ups entwickeln, die Hypoports bestehende Plattforminfrastruktur nutzen. Das heißt, durch unsere Plattform-Assets können Start-ups skalieren. Unser KPI ist dann, welche Umsätze sich später daraus für Hypoport ergeben.“
Vor anderthalb Jahren live gegangen, seien daraus schon Umsätze im mittleren einstelligen Millionenbereich für Hypoport entstanden, so Heyer, mittlerweile Hypoports Chief Investment Officer (CIO), im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Hypoport erwirtschaftete 2020 Erlöse von 400 Mill. Euro. Heyers Team will in den nächsten Jahren einen Umsatzbeitrag im unteren zweistelligen Millionenbereich beisteuern.
Erst kommt Kooperation
Die Anzahl der Kooperationen beziffert er aktuell auf 10 bis 15. Dazu zählen Fintechs wie Hypofriend, Treefin, Clark und Raisin – man erkennt aus dieser Aufzählung, dass sich die Fintech-Branche gegenseitig befruchtet. „Wir wollen kleineren Fintechs Marktzugänge geben und bringen dafür Vertrieb und Produkte zusammen. Hierfür können die jungen Fintechs auf Verbindungen zu Maklerorganisationen und Produktgebern wie Banken zurückgreifen, welche bereits über unsere Plattformen angebunden sind.“
Erstes Investment war der Gewerbeversicherer Helvengo, der mit seinen Produkten KMUs adressiert. Dieses Insurtech könne man beim bevorstehenden deutschen Markteintritt mit Anbindung an den Hypoport-Maklerpool Qualitypool unterstützen. Ein zweites Investment sei noch für dieses Jahr geplant. Im Blick habe man für weitere Partnerschaften derzeit auch Vorsorgethemen. Hier ist Hypoport bereits mit der Beteiligung Finconomy und dem Tochterunternehmen von Finconomy, Fundsaccess, am Markt vertreten. Fundsaccess gehört zu den Marktführern und hat bereits 75 Mrd. Euro Assets under Management (AuM). „Wir adressieren da in der Regel den Vermögensberater, der unsere Software nutzt.“
In der Altersvorsorge habe sich Hypoport mit den Akquisitionen von EPension und E&P schon gut aufgestellt und sei in der Lage, diesen analogen Markt weiter zu digitalisieren. „Und um den zu erschließen, müssen wir nicht alles selbst bauen.“ Dabei betrachte man neben der Vorsorge auch den Bereich der Nachsorge, also die Regelung der Finanzen von Verstorbenen durch die Hinterbliebenen, und sei da schon in Gesprächen mit möglichen Partnern. Spannend sei darüber hinaus alles, was mit ETF-Anlage zu tun habe.
Langfristige Perspektive
Bei den Partnerschaften und Investments in Fintech, Insurtech und Proptech ist Heyer agnostisch, was die Phase betrifft, ob es also Seed oder Series B ist. Heyer lebt von seiner intrinsischen Motivation. Das Team habe er so aufgebaut, dass es auch ohne ihn auskommen könnte. Mit dem Bereich Investments & Partnerships werde etwas aufgebaut, das mit einem langfristigen Horizont operieren soll. Da sind Heyer und der Hypoport-Gründer auf einer Linie: „Ronald Slabke hat keinen Fünfjahresplan, sondern einen Fünfzehnjahresplan.“