BVR legt Zahlen vor

Zins und Provision schieben Gewinn der Genossenschaftsbanken auf neues Hoch

Die insgesamt 672 Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- und PSD-Banken haben im vergangenen Jahr voraussichtlich noch etwas mehr verdient als 2023. Knapp 9,5 Mrd. Euro verdienten sie vor Steuern, vorläufigen Zahlen zufolge. Das war so viel wie nie zuvor. Dazu trug auch der Zinsüberschuss bei, der leicht zulegte.

Zins und Provision schieben Gewinn der Genossenschaftsbanken auf neues Hoch

Zins und Provision schieben Gewinn auf neues Hoch

Genossenschaftsbanken verdienen mit 9,5 Mrd. Euro vor Steuern etwas mehr als 2023 – Mitgliederschwund besorgt

fir Frankfurt

Die insgesamt 672 Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- und PSD-Banken haben im vergangenen Jahr voraussichtlich noch etwas mehr verdient als 2023. Knapp 9,5 Mrd. Euro verdienten sie vor Steuern, vorläufigen Zahlen zufolge. Das war so viel wie nie zuvor. Dazu trug auch der Zinsüberschuss bei, der leicht zulegte.

Ein Anstieg des Provisions- und auch des Zinsüberschusses hat das Jahresergebnis der Genossenschaftsbanken nach vorläufigen Zahlen auf einen neuen Rekordwert getrieben. Die 672 Volks-, Raiffeisen-, Sparda- und PSD-Banken erhöhten den Jahresüberschuss vor Steuern um 2,3% auf 9,48 Mrd. Euro, obwohl die Verwaltungsaufwendungen um gut 2% auf über 17 Mrd. Euro wuchsen.

Hatte der BVR vor einem Jahr noch ein vorläufiges Vorsteuerergebnis auf 10,7 Mrd. Euro präsentiert, so wies er nun 9,3 Mrd. Euro aus. Das sei darauf zurückzuführen, dass seinerzeit die Zuführungen zu den Fonds für allgemeine Bankrisiken noch nicht flächendeckend abgeschlossen gewesen seien, erläuterte Vorstandsmitglied Tanja Müller-Ziegler auf der Jahrespressekonferenz am Montag. Dem Fonds sollen aktuell voraussichtlich 4,6 Mrd. Euro zugeführt werden, hieß es.

Warnung vor Selbstzufriedenheit

Dennoch reichte es – zumindest nach aktuellem Stand – für ein neues Gewinnhoch. Die Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, sprach folglich von einem sehr guten Ergebnis, warnte aber vor Selbstzufriedenheit. An Herausforderungen mangele es schließlich nicht, seien es Risikobanken in den eigenen Reihen und die Reformierung der Institutssicherung, sei es nachhaltige und digitale Transformation. So sei es Anspruch der Gruppe, den 30 Millionen Kunden Online-Angebote bereitzustellen, die jenen der starken wachsenden Direktbanken „und digitalen Angreifern im Bereich der Geldanlage“ gleichkämen.

Junge Leute im Blick

Um die Finanzgruppe fortzuentwickeln, hat der BVR die Mitgliedergewinnung als eines von mehreren Schwerpunkthemen in den Mittelpunkt gerückt. „Wir können uns einen schleichenden Rückgang der Mitgliederzahlen vor dem Hintergrund der Demografie nicht erlauben“, sagte Kolak. „Sonst haben wir in zehn bis 15 Jahren ein existenzielles Problem.“ Der BVR weist nach jüngsten verfügbaren Zahlen für 2024 17,64 Millionen Mitglieder aus, nach 17,79 im Jahr zuvor und 17,95 Millionen im Jahr 2022. Vor zehn Jahren waren es noch 18,28 Millionen. Um dem Abwärtstrend etwas entgegenzusetzen, sei es von höchster Bedeutung, junge Menschen für Volksbanken und Raiffeisenbanken zu begeistern. Der BVR helfe den Ortsbanken mit Konzepten und Kampagnen – Tenor: „Der Genossenschaftsgedanke ist gerade in diesen Zeiten hochmodern.“

Die Zahl der Beschäftigten in den Genossenschaftsbanken legte den Angaben zufolge 2024 um 1,1% zu. 137.000 Menschen arbeiteten bei den Instituten. Auch mehr Auszubildende haben sie demnach gewinnen können.

Mehr Kredite, mehr Einlagen

Im operativen Geschäft lief es im vergangenen Jahr trotz Wirtschaftsflaute rund. Im Kreditgeschäft ging es um 2,6% auf 797 Mrd. Euro aufwärts, wobei Müller-Ziegler den Bestandsanstieg bei privaten Wohnungsbaukrediten um 2,2% auf 333 Mrd. Euro hervorhob. Dies weise auf eine erste Erholung des Wohnimmobilienmarktes hin. Und auch die Kundeneinlagen stiegen wieder, nachdem sie 2023 minimal geschrumpft waren. 892 Mrd. Euro betrugen sie nun, was einem Wachstum von 3,7% entsprach.

Das Bewertungsergebnis von 1,66 Mrd. Euro war gut ein Viertel höher als im Vorjahr. Als Gründe nennt BVR-Vorstand Daniel Quinten mehr Unternehmens- und Privatinsolvenzen. Wertberichtigungen und Abschreibungen von Krediten veranschlagt er mit 2,1 Mrd. Euro nach 1,7 Mrd. Euro im Jahr 2023. Im eigenen Wertpapiergeschäft war das Bewertungsergebnis laut Quinten durch Zuschreibungen und Wertaufholungen bei eigenen Wertpapieranlagen positiv und betrug 700 Mill. Euro.

Zinsaufwendungen steigen um zwei Drittel

Der Zinsüberschuss wuchs weiter, wenn auch deutlich schwächer als zuvor. 2024 erzielten die Genossenschaftsbanken hier mit 20,5 Mrd. Euro 0,8% mehr als 2023. Damals war der Zinsüberschuss noch mit zweistelligen Wachstumsraten gestiegen. Die Zinserträge, rechnete Müller-Ziegler vor, stiegen dabei im vergangenen Jahr um gut 18%, die Zinsaufwendungen um 66%. Der Provisionsüberschuss stieg um 4% auf 6,5 Mrd. Euro, getrieben von Einnahmen im Zahlungsverkehr, Vermittlungs- und Wertpapiergeschäft.

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