EZB

Zinsanstieg erfreut Spaniens Banken

Die angekündigte Zinswende in der Eurozone wird spanischen Banken stärker zugutekommen als anderen auf dem Kontinent. Die Iberer machen den Großteil ihres Geschäfts mit dem klassischen Kreditgeschäft.

Zinsanstieg erfreut Spaniens Banken

ths Madrid

Das nahe Ende der Negativzinsen in der Eurozone wird bei den spanischen Banken besonders groß gefeiert. Die Europäische Zentralbank plant Zinserhöhungen im Juli und September. Die spanische Finanzbranche ist anfälliger für die Zinsbewegungen als die meisten europäischen Mitbewerber, da die Geldinstitute ihr Geschäft zum überwiegenden Teil mit dem klassischen Retail Banking machen. Mit negativen Zinsen lässt sich mit Krediten und Hypotheken wenig Geld verdienen.

„Unser System ist nicht gemacht für Negativzinsen. Es ist gesund, dass wir zu positiven Raten zurückkehren“, kommentierte Ana Botín, die Vorsitzende von Santander, die Ankündigung der EZB vom Donnerstag. Die Mehrheit der Hypotheken in Spanien sind an die Entwicklung der Zinsen angepasst, weshalb die Margen für die Geldinstitute nun wieder wachsen. Allerdings schließen die Kunden in letzter Zeit wieder mehr Hypotheken zu einem festen Zinssatz ab, um einem weiteren, raschen Anstieg der Zinsen vorzubeugen, wie die Vorstände aller Banken zuletzt bestätigten.

In den letzten Jahren dümpelte der Zinsüberschuss der Banken vor sich hin oder ging in vielen Fällen zurück. Dafür legten die Provisionen zu, da viele Kunden ihr Erspartes vom Konto in Anlageprodukte wie Fonds oder Lebensversicherungen verfrachteten, für welche die Geldinstitute Gebühren nehmen. Was den Zinsüberschuss anbelangt, werden von den zehn größten Geldinstituten der Eurozone die beiden spanischen Großbanken, Santander und BBVA, am meisten von der Wende der EZB profitieren, wie der von Bloomberg gesammelte Konsens der Analysten zeigt.

Die Verteuerung des Gelds wirft auf der anderen Seite die Frage nach den negativen Auswirkungen für die Kunden auf. „Die Zinsanhebung sollte weder für Unternehmen noch für die Haushalte ein großes Problem darstellen“, versicherte Botín, die in ihrer Rolle als Vorsitzende des europäischen Bankenverbandes EBF in Madrid mit dem Chef der Bankenaufsicht, Andrea Enria, und der Leiterin der Banken-Abwicklungsbehörde SRB, Elke König, sowie den CEOs aller spanischen Banken bei der spanischen Notenbank zusammentraf. Enria stimmte der Santander-Chefin zu und erklärte, dass die Zinserhöhungen derzeit kein Risiko für das Wirtschaftswachstum seien.

Risiken begrenzt

Der Banco de España weist auch mögliche Risiken durch einen Anstieg der Zahlungsausfälle zurück. „Bei der gegenwärtigen Größenordnung sollte man keine nennenswerte Auswirkung auf die Fähigkeit zur Rückzahlung der Kredite von Haushalten und Firmen befürchten“, erklärte der Leiter der Studienabteilung der Notenbank, Ángel Gavilán, am Freitag. Eine Studie der Beratungsfirma EY sieht einen leichten Anstieg des Anteils fauler Kredite der spanischen Banken von 4,3 % 2021 auf 4,6 % im laufenden Jahr.