Kapitalmarktunion

Kapitalunterlegung und Sorgfaltspflichten im Zentrum

Die Verbriefungsbranche steht den französischen Vorschlägen einer europäischen Plattform in Kombination mit staatlichen Garantien vorbehaltlich gegenüber.

Kapitalunterlegung und Sorgfaltspflichten im Zentrum

Kapitalunterlegung und Sorgfaltspflichten im Zentrum

Die Teilnehmer des Verbriefungsmarktes wollen sich weiterhin auf kritische Themen wie Kapitalvorschriften und übermäßige Anforderungen an die Sorgfaltspflicht der Anleger konzentrieren. Die ehrgeizigen Vorschläge für eine gemeinsame EU-Verbriefungsplattform in Verbindung mit staatlichen Garantien stoßen auf wenig Gegenliebe.

Von Michael Marray, Frankfurt

In ihrer Konsultation weist die Europäische Kommission auf die vielfältige Unterstützung für eine Reform des Verbriefungsmarkts hin, beispielsweise auf die Erklärung der Eurogruppe vom März, die Erklärung des EZB-Rates vom selben Monat und eine Erklärung des Europäischen Rates vom Juni. In der Einleitung der Konsultation wird auch darauf hingewiesen, dass die Wiedereinführung der Verbriefung in den Berichten von Christian Noyer, Enrico Letta und Mario Draghi empfohlen wurde, als Mittel zur Stärkung der Kreditvergabekapazität der europäischen Banken und zur Schaffung tieferer Kapitalmärkte.

Die Teilnehmer der Verbriefungsbranche sind bestrebt, an ihren wesentlichen Empfehlungen festzuhalten, einschließlich der Eigenkapitalanforderungen und der als übermäßig empfundenen besonderen Sorgfaltspflichten beim Kauf von ABS-Tranchen. Vor diesem Hintergrund steht die Branche den im Noyer-Bericht enthaltenen Vorschlägen verhalten distanziert gegenüber.

Group Noyer

Anfang dieses Jahres beauftragte der damalige französische Finanzminister Bruno Le Maire einen Expertenausschuss unter dem Vorsitz von Christian Noyer, einem ehemaligen Gouverneur der französischen Zentralbank, mit der Ausarbeitung konkreter Vorschläge zur Wiederbelebung der Kapitalmarktunion. Zu dessen Empfehlungen gehörte ein ausführlicher Abschnitt über die Notwendigkeit, den Verbriefungsmarkt neu zu beleben, um die Kreditvergabekapazität der europäischen Banken zu stärken und tiefere Kapitalmärkte zu schaffen. Dieses Ziel setze eine rasche Korrektur des regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmens voraus, um das Wachstumspotenzial des Verbriefungsmarktes in Europa freizusetzen, so der Bericht.

Darüber hinaus wird eine Diskussion über den Mehrwert einer gemeinsamen EU-Verbriefungsemissionsplattform und darüber hinaus über staatliche Garantien für Tranchen und eine Rolle der Verbriefung bei der Schaffung eines sicheren europäischen Vermögenswertes gefordert.

Marktbasierte Lösungen präferiert

Wie eine Anwaltskanzlei anmerkt, ist die Branche jedoch fest davon überzeugt, dass marktbasierte Lösungen der Schlüssel zum Wachstum sind, und nicht staatliche Garantien. Die Hinzufügung staatlicher Garantien würde den Markt verzerren, der bereits über ein gut funktionierendes System zur Strukturierung von Geschäften verfügt, bei dem nachrangige Tranchen eine mit Triple A bewertete vorrangige Tranche unterstützen. Und die Standardisierung von Verbriefungsstrukturen und Rechtsstrukturen in der EU auf einer neuen Plattform werde zudem eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich bringen.

Der Noyer-Bericht selbst macht deutlich, dass die erste Priorität darin bestehe, den regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmen für Verbriefungen rasch anzupassen, um die Kapitalmarktunion zu stärken, und dann zusätzlich die Schaffung einer neuen Plattform zu prüfen. Dennoch gibt es in der Branche die Befürchtung, dass ein neuer und zeitaufwändiger Weg von der Hauptaufgabe ablenken könnte.

Die Konsultation enthält einen Abschnitt über die Möglichkeit, eine paneuropäische Verbriefungsplattform einzurichten, wie im Noyer-Bericht dargelegt. In Abschnitt 8 werden u.a. folgende Fragen gestellt: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Einführung einer solchen Plattform in der EU, und wie könnten diese bewältigt werden? Welche wesentlichen Überlegungen müssen bei der Gestaltung einer paneuropäischen Verbriefungsplattform angestellt werden, damit eine solche Plattform für Originatoren und/oder Investoren nutzbar und attraktiv ist? In der Konsultation wird schließlich auch gefragt, ob die Schaffung eines sicheren EU-Vermögenswertes eines der Ziele sein sollte.