Rezension

Neues aus der Chaos­forschung

Der „Washington Post“-Kolumnist Josh Rogin kann mit vielen Anekdoten aus der Trump-Ära aufwarten. Sein Buch über die amerikanisch-chinesischen Beziehungen hat das Zeug, zum Standardwerk zu werden.

Neues aus der Chaos­forschung

hip

Josh Rogin hat das Standardwerk über das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China in der Trump-Ära ge­schrieben. Es dürfte über viele Jahre lesenswert bleiben, denn er schafft es nicht nur, unterhaltsam zu schreiben, sondern auch im nicht enden wollenden US-Kulturkampf neutral zu bleiben. Dieses Buch ist weder eine Biden-Hagiografie noch ein MAGA-Manifest („Make America Great Again“). Der Kolumnist der „Washington Post“ trägt darin vielmehr zusammen, was ihm die Leute erzählt haben, die er aus seiner Zeit bei „Congressional Quarterly“ und „Foreign Policy“ kennt. Rogin hat durch seinen Werdegang Zugang zu Quellen auf allen Ebenen der US-Verwaltung. Er fördert Er­staunliches zutage. So erfährt man, dass Barack Obamas Außenminister John Kerry – mittlerweile US-Klimabotschafter – 2014 das chinesische Politbüromitglied Yang Jiechi zwei Tage lang bei sich in Boston beherbergt hat, um ihre persönlichen Beziehungen zu stärken. Oder dass Trumps Ex-Stratege Steve Bannon jahrelang für ein Hongkonger Start-up namens Internet Gaming Entertainment arbeitete, das chinesische Niedriglöhner dafür einsetzte, in Computerspielen virtuelle Güter zu produzieren, um sie dann für richtiges Geld zu verkaufen.

Rogin zeichnet nach, wie die China-Gegner in der US-Regierung an Trumps Wankelmut verzweifeln und wie sich der US-Präsident vom chinesischen Staatschef Xi Jinping einreden ließ, das Coronavirus werde sich in der warmen Jahreszeit wieder verflüchtigen. Seine Gutgläubigkeit mag einen wundern, doch er hatte sich zuvor auch schon weismachen lassen, er und Xi seien Freunde. Trumps Nachfolger wird sich vermutlich nicht so schnell einwickeln lassen.